Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bhutan
Bhutan Fläche: 47 000 km2
Einwohner: (1995) 1,64 Mio.
Hauptstadt: Thimphu
Verwaltungsgliederung: 18 Distrikte
Amtssprache: Dzongkha
Nationalfeiertag: 17. 12.
Währung: 1 Ngultrum (NU, Nu.) = 100 Chhetrum (CH, Ch.)
Zeitzone: MEZ + 4 1/2 Std.
(amtlich Druk Yul [»Drachenreich«], dt. Königreich B.), Staat an der S-Abdachung des östl. Himalaja, grenzt im N an China (Tibet), im O, S und W an Indien.
Staat und Recht: B. ist ein unabhängiges Königreich; Staatsoberhaupt und Regierungschef ist der König, dem der Königl. Rat beratend zur Seite steht. Die Legislative liegt beim Ständeparlament, der Nationalversammlung. Parteien existieren nicht.
Landesnatur: B. besitzt ausgesprochenen Gebirgscharakter. Im Bereich des Hohen Himalaja erheben sich vergletscherte Gipfel bis 7554 m ü. M. (Kula Kangri). Der südlich anschließende Vorderhimalaja (2 000-5 000 m ü. M.) wird von breiten, von N nach S verlaufenden Tälern (Hauptsiedlungsräume) durchzogen. Über die Siwalikketten (bis 1 500 m) und eine vorgelagerte Hügelzone (bis 600 m) fällt das Land zum Ganges-Brahmaputra-Tiefland (Duars) ab. Die Niederschläge des Monsunklimas erreichen im Gebirgsstau bis zu 5 000 mm im Jahr, in den intramontanen Tälern nur 500-700 mm.
Bevölkerung: 60 % der Bev. sind Bhutija (tibet. Herkunft), die Dzongkha (eine sinotibet. Sprache) sprechen, 25 % gehören nepales. Volksgruppen an, im S leben auch ind. Einwanderer. Es besteht keine allg. Schulpflicht. Knapp 70 % der Bev. sind Anhänger des lamaist. Buddhismus, etwa 25 % des Hinduismus und etwa 5 % des sunnit. Islam.
Wirtschaft, Verkehr: Der wichtigste Sektor der Wirtschaft ist die Landwirtschaft (Reis-, Weizenanbau, Obstkulturen, Viehzucht), die den größten Teil der Erwerbstätigen beschäftigt. Neben dem traditionellen Handwerk (Weberei, Silberschmiedekunst, Holzverarbeitung) gibt es nur kleine Industriebetriebe. Wichtige Deviseneinnahmen erbringen der Verkauf von Briefmarken und der Tourismus. Der unbed. Außenhandel wird fast ausschl. mit Indien abgewickelt.
Geschichte: Etwa seit dem 9. Jh. wanderten die Bhutija aus Tibet ein, von wo aus auch der Buddhismus in das zuvor hinduist. Fürstentum eingeführt wurde. Ende des 16./Anfang des 17. Jh. errichtete ein tibet. Mönch die theokrat. Königsherrschaft; der Lamaismus (Mahajana-Buddhismus) wurde Staatsreligion. Nach mehreren brit. militär. Übergriffen (seit 1773/74) musste B. 1865 die Vormachtrolle Britisch-Indiens anerkennen (1910 Protektoratsvertrag). 1907 wurde die geistl. und weltl. Doppelherrschaft mit brit. Hilfe durch eine erbl. Monarchie abgelöst (die heute noch regierende Wangchuk-Dynastie). 1949 erkannte Indien formell die Unabhängigkeit von B. an, behielt sich aber die Wahrnehmung der außenpolit. Angelegenheiten vor. Seit 1971 Mitgl. der UNO, strebt B. unter König Jigme Singhye Wangchuk (seit 1972) nach außenpolit. Emanzipation. Um die Dominanz der buddhist. Kultur gegenüber der religiösen Minderheit der Hinduisten und der ethn. Minderheit der Nepalesen zu sichern, leitete die königl. Regierung 1989 mit rigorosen Mitteln eine »Bhutanisierungskampagne« ein, die bei den betroffenen Minderheiten eine Fluchtbewegung in die Nachbarstaaten Nepal und Indien auslöste.
Literatur:
Karan, P. P.: Bh. Environment, culture and development strategy. Neu-Delhi 1990.
Wilhelmy, H.: Bh. Land der Klosterburgen. München 1990.
Pommaret, F.: Bh. Fotos v. Y. Imaeda u. a. Konzeption der dt. Fassung K. Gallas u. a. A. d. Engl. Nürnberg 1992.
Brauen, M.: Irgendwo in Bh. Wo die Frauen (fast immer) das Sagen haben. In Zusammenarbeit mit dem Völkerkundemuseum der Univ. Zürich. Frauenfeld 1994.
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