Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bewusstsein
Bewusstsein,die Summe der Icherfahrungen und Vorstellungen sowie die Tätigkeit des wachen, geistigen Gewahrwerdens von Eindrücken. In der Psychologie werden unterschieden: das, was einem bewusst ist oder sein kann, der B.-Inhalt (Objekt), dasjenige, dem etwas bewusst ist, das Ich (Subjekt) sowie die Beziehung des Ich auf einen inneren oder äußeren Gegenstand, das Gegenstands-B. Die B.-Inhalte stehen infolge ihrer durchgängigen Ichbezogenheit in einem einheitl. Zusammenhang (Einheit des B.). Das Wissen um die Identität des eigenen Subjekts und der Persönlichkeit in den versch. B.-Abläufen heißt Ich-B., i. w. S. auch Selbst-B. Der Träger dieser B.-Einheit ist ein Einzelwesen (Individual-B.); im übertragenen Sinne kann er eine Gemeinschaft sein (Kollektiv-B., Gesamt-B., z. B. Standes-B.). Vorbewusste, vergessene und verdrängte Inhalte liegen im Unter-B. und bilden mit noch nicht Bewusstem und prinzipiell nicht Bewusstseinsfähigem das Unbewusste, das nur indirekt durch Wirkungen auf das Verhalten, Träume u. Ä. erschlossen werden kann. Die B.-Schwelle ist die Grenze, an der unbewusste Inhalte ins B. treten. - Die Psychologie war bis Ende des 19. Jh. auf die Erforschung bewusster Seelenvorgänge beschränkt. Die Bedeutung des Unbewussten erkannt zu haben ist das Verdienst der Psychoanalyse.
In der Philosophie ist B. ein den Menschen charakterisierendes Wesensmerkmal, das einzig unbezweifelbar von allen Gegenständen des vermeintl. Wissens ist (Descartes) und die Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung und (für den Idealismus) von Wirklichkeit darstellt. Für realist. und materialist. Strömungen ist B. lediglich Epiphänomen einer außerhalb und unabhängig von ihm existierenden Wirklichkeit. So versteht der Materialismus B. als das höchste Entwicklungsprodukt der Materie und als ideelle Widerspiegelung der materiellen Welt.
Literatur:
Dennett, D. C.: Philosophie des menschl. B.s. A. d. Amerikan. Hamburg 1994.
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