Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Beruf
Beruf[zu mhd. beruof »Leumund«, seit Luther in der heutigen Bedeutung, zunächst als »Berufung«, dann auch für »Stand« und »Amt«], innerhalb einer bestimmten gesellschaftl. Organisationsform von Arbeit ein Muster spezialisierter Tätigkeiten, das zum Zwecke der (materiellen) Bedürfnisbefriedigung von Menschen übernommen wird (objektiver bzw. äußerer B.). Zugleich meint B. die auf Ausbildung bzw. auf spezielle Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen gegründete, auf Dauer angelegte, sinnerfüllte innere Bindung einer Person an einen Funktionsausschnitt aus der arbeitsteilig strukturierten Gesellschaft (subjektiver bzw. innerer B.). Objektiver und subjektiver B. sind aufeinander bezogen. Ursachen für sich ändernde Auffassungen vom B. sind v. a. der Wandel traditioneller Wertorientierungen, tief greifende Veränderungen der B.-Inhalte und B.-Strukturen durch die wirtschaftlich-techn. Entwicklung sowie die verschlechterte Möglichkeit einer dauerhaften befriedigenden Integration in das Arbeitsleben (B.-Wechsel, Arbeitslosigkeit, »lebenslanges Lernen«).
Im asket. Protestantismus (Kalvinismus, Pietismus) wurde die sittl. Leistung der Arbeit stark betont und der B. zum Gebot der Pflichterfüllung gesteigert. Diese Haltung hat sich als B.-Ethos, als innere, enge Verbundenheit des Menschen mit seinem B., z. T. bis heute erhalten. Eine Verweltlichung der B.-Auffassung erfolgte durch den dt. Idealismus, der im B. das Postulat der Persönlichkeitsentfaltung entdeckte.
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