Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bernstein
I Bernstein[von mnd. bernen »brennen«] (Succinit), fossiles Harz von Nadelbäumen, das aus 73,7-78,6 % Kohlenstoff, 9,5-10,5 % Wasserstoff, 10,5-16,2 % Sauerstoff und 0,1-0,4 % Schwefel besteht. Der chem. Struktur nach ist B. ein Polyester aus Harzsäuren (v. a. Abietinsäure) u. a. Säuren (darunter 3-8 % B.-Säure); amorph, Dichte 1,05 bis 1,1 g/cm3, Mohs-Härte 2-2,5, Schmelzpunkt zw. 290 und 384 ºC, Farbe hellgelb bis schwarzbraun, undurchsichtig bis durchsichtig, brennbar, beim Reiben negativ elektrisch. - B. findet sich meist auf sekundärer Lagerstätte in Schichten vom Devon bis ins Quartär. Man unterscheidet See-B. oder maritimen B. und Land- oder Erdbernstein. Das weltweit bekannteste Vorkommen mit Abbau befindet sich im Samland, z. T. mit Einschlüssen von Tieren (bes. Insekten) und Pflanzenteilen. Dtl.s ergiebigste B.-Lagerstätte lag (1975-93) bei Bitterfeld im Tagebau Goitsche. Gewonnen wird der B. im Tagebau, daneben durch Netzfischerei. B. wird für Schmuck, Zigarrenspitzen und Pfeifenmundstücke verwendet. Minderwertige Stücke werden u. a. zu Press-B. verarbeitet. - Der B. wurde früh und weit gehandelt. Im 13. Jh. bildete sich ein Eigentumsrecht des Landesherrn (B.-Regal) heraus, das von den Herzögen von Pommerellen auf den Dt. Orden und von diesem auf die Herzöge von Preußen überging. Seit dem 17. Jh. waren Königsberg und Danzig die Mittelpunkte der künstler. Bearbeitung. Nach 1945 neue Bearbeitungsstätten u. a. in Idar-Oberstein und Erbach (Hessen).
II Bẹrnstein,
1) Eduard, Politiker, * Berlin 6. 1. 1850, ✝ ebd. 18. 12. 1932; schloss sich 1872 den Sozialdemokraten an, war führend an der Ausarbeitung des Gothaer Programms beteiligt; ab 1887 in London Kontakt zu F. Engels; kritisierte 1899 (»Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie«) den Marxismus und begründete damit den Revisionismus. 1902-06, 1912-18 und 1920-28 MdR; war 1917-20 Mitgl. der USPD.
2) ['bə:nstaɪn], Leonard, amerikan. Komponist, Pianist und Dirigent, * Lawrence (Mass.) 25. 8. 1918, ✝ New York 14. 10. 1990; 1958-69 Leiter der New Yorker Philharmoniker; trat auch als Operndirigent und Liedbegleiter hervor; schrieb Sinfonien, Kammer-, Bühnen-, Filmmusik, Musicals (»West side story«, 1957), Ballette, Lieder, eine Messe und eine Oper (»A quiet place«, 1983).
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