Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bern
Bẹrn,1) zweitgrößter Kanton der Schweiz, 5 959 km2, (1997) 936 600 Ew. (rd. 85 % deutschsprachig). Der Kt. reicht vom Schweizer Mittelland nach N auf den Jura (Chasseral 1 607 m), nach S in das Berner Oberland (Berner Alpen). Haupterwerbszweige: Milchviehzucht (Emmen-, Simmen-, Saanetal, Oberland), Weinbau (Bieler See), Uhren-, Nahrungsmittel- und Textilind. (Emmental, Oberaargau); Maschinen-, Apparate- und Fahrzeugbau, chem., Metall verarbeitende und Elektroind. sind v. a. in den Ballungsräumen B. und Biel (BE) angesiedelt. Fremdenverkehr (Seen, Oberland). Amtssprachen: Deutsch und Französisch. - Zur Geschichte Bern 2).
Literatur:
Junker, B.: Geschichte des Kantons B. seit 1798, 2 Bde. Bern 1982-1990.
2) Hptst. der Schweiz (»Bundesstadt«) und Hptst. von 1), (1997) 124 400 Ew.; liegt im Tal der Aare, über die sieben größere und mehrere kleinere Brücken führen. Es ist Sitz der Bundesbehörden, der ausländ. Vertretungen, des Weltpostvereins, wiss. und kultureller Gesellschaften; Univ. (1834 gegr.), Schweizerische Landesbibliothek; Histor., Kunst-, Naturhistor. und Alpines Museum u. a. Sammlungen und Archive; Maschinen-, Apparate- und Fahrzeugbau, graf., Metall-, Nahrungsmittel-, Textil- und chem. Industrie.
Die eng gebaute, auf einem Sporn in einer Flussschlinge liegende Altstadt hat mit ihren Lauben, alten Brunnen und Türmen, wie dem Zeitglockenturm und Käfigturm (mit Kulturzentrum), und ihren barocken Zunft- und Bürgerhäusern den Charakter einer wohlhabenden alten oberdt. Stadt bewahrt (UNESCO-Weltkulturerbe). Weitere Bauwerke sind das spätgot. Münster (1421-1598), die barocke Heiliggeistkirche (1726-29) und das Rathaus (1406-17, 1940-42 erneuert). Unter den zahlr. jüngeren Kultur- und Verwaltungsgebäuden ist bes. das 1852-1902 erbaute Bundeshaus (Parlament und Verwaltungsgebäude) erwähnenswert.
B., 1191 durch Herzog Berchthold V. von Zähringen gegr., wurde 1218 Reichsstadt und trat 1353 der schweizer. Eidgenossenschaft (wurde hier neben Zürich bedeutendste Stadt) bei. Die Stadt unterwarf sich allmählich das Umland, entriss den Habsburgern 1415 einen Teil des Aargaus, 1536 die Waadt den Savoyern. 1528 wurde die Reformation eingeführt. Unter der frz. Oberherrschaft (1798-1803) wurden der Aargau und die Waadt als selbstständige Kantone abgetrennt; dafür erhielt B. 1815 den Hauptteil des früheren Hochstifts Basel (Berner Jura). B. wurde Hptst. des neuen Kt. B. und 1815 Vorort der Schweiz. Die alte aristokrat. Verf. für Stadt und Kanton mit den Vorrechten der Hauptstadt wurde erst 1831 durch eine demokrat. ersetzt, die wiederholt ergänzt wurde (u. a. Einführung der Volksinitiative, 1893; Wahl des Reg.rats durch das Volk, 1906). Seit 1848 ist B. Hptst. der Schweiz. Nach Volksabstimmungen 1974 und 1978 wurde mit Wirkung vom 1. 1. 1979 der Kanton Jura abgetrennt; am 1. 1. 1994 ist der Bezirk Laufen zum Kt. Basel-Landschaft übergegangen.
Literatur:
R. Endres. Nürnberg u. B. Zwei Reichsstädte u. ihr Landgebiet, hg. v. Erlangen 1990.
3) (Welsch-Bern), alter dt. Name der Stadt Verona; daher in der dt. Heldensage Dietrich von Bern.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Bern