Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Benin
I Benin,ehem. Königreich der Edo in Westafrika, im SW des heutigen Nigeria um die Residenzstadt Benin (heute Benin City, 197 500 Ew.). Das etwa im 13. Jh. gegründete Reich brachte eine hoch entwickelte höf. Kunst (Metallguss, Elfenbeinarbeiten) hervor.- B. war im 18./19. Jh. ein Hauptsitz des Sklavenhandels. 1897 von Großbritannien unterworfen, kam B. zum Protektorat Nigeria.
Literatur:
A. Duchteau. B. Kunst einer afrikan. Königskultur. Die B.-Sammlung des Museums für Völkerkunde Wien, bearb. v. München u. a. 1995.
Ombu, J. A.: The B. kingdom 1550-1970. An enumerative bibliography. Dresden 1995.
II Benin
Fläche: 112 622 km2
Einwohner: (1995) 5,41 Mio.
Hauptstadt: Porto Novo
Verwaltungsgliederung: 6 Provinzen
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 1. 8.
Währung: CFA-Franc
Zeitzone: MEZ —1 Std.
(amtl. frz. République du Bénin, bis 1975 Dahomey), Staat in Westafrika, grenzt im S an den Golf von Guinea (Atlantischer Ozean), im W an Togo, im NW an Burkina Faso, im NO an Niger und im O an Nigeria.
Staat und Recht: Seit dem Verfassungsreferendum vom 2. 12. 1990 ist B. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Reg.chef ist der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Präs. (für fünf Jahre direkt gewählt). Die Exekutive liegt bei der Nationalversammlung (64 Abg., für vier Jahre gewählt). Einflussreichste polit. Kraft ist die Dreiparteienkoalition Union für den Triumph der demokrat. Erneuerung (UTR).
Landesnatur: B. erstreckt sich von der Bucht von Benin 670 km nach N bis zum Niger. An die tropisch-feuchte Lagunenküste (115 km) mit sandigen Nehrungen schließt sich eine breite Küstenebene an, die von stark gelichteten Feuchtwäldern mit Ölpalmbeständen bedeckt ist. Das schon zu den wechselfeuchten Tropen zählende Innere ist weitgehend ein kristallines Tafelland, im S mit Feuchtsavanne, im N mit Busch- und Dornsavanne, begrenzt im W vom Togo-Atakora-Gebirge, das bis zu 800 m ü. M. aufsteigt. Im N hat B. Anteil am Nigerbecken.
Bevölkerung: Die Bev. setzt sich aus etwa 60 ethn. Stämmen (meist Sudanide) zusammen, vor allem aus Fon, ferner Adja, Yoruba, Bariba, Fulbe. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 12. Lebensjahr; eine Univ. besteht in Cotonou (1970 gegr.). Die Analphabetenquote betrug 1991 knapp 77 %. - 60 % der Bev. sind Anhänger von Naturreligionen, etwa 20 % Christen, 15 % Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: B. gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Haupterwerbsquelle ist die Landwirtschaft; sie beschäftigt 70 % der Erwerbstätigen, erbringt die Hälfte des Bruttoinlandprodukts und den Hauptanteil des Exports. Meist für den Eigenbedarf werden Jamswurzeln, Maniok, Mais, Hirse, Erdnüsse und Reis angebaut, bes. für den Export in Plantagen Baumwolle, Ölpalmen, Kaffee und Kakao. - Die Industrie beschränkt sich auf Ölmühlen, Baumwollentkernungsanlagen, Zement-, Zuckerfabrik und Textilbetriebe. - An Bodenschätzen werden Kalkstein- und Erdölvorkommen ausgebeutet. - Exportiert werden Nahrungsmittel, Baumwolle, Erdöl und Erdölerzeugnisse. - Es bestehen 578 km Eisenbahnstrecken und 6 100 km Straßen; Haupthafen und internat. Flughafen ist Cotonou.
Geschichte: Das um 1600 gegr. Reich der Fon wurde von den Franzosen 1892-94 unterworfen, der letzte König 1911 abgesetzt. 1904-58 gehörte das Land als Kolonie Dahomey zu Frz.-Westafrika, dann als autonome Rep. zur Frz. Gemeinschaft; seit 1960 ist es unabhängig. Nach dem Putsch von 1972 wurde unter Präs. M. Kérékou, der 1975 die »Revolutionäre Volkspartei von B.« gründete und die Volksrepublik Benin ausrief, der Marxismus-Leninismus verpflichtende Ideologie. 1989/90 erzwangen Massenproteste die Rückkehr zum Mehrparteiensystem und die Abkehr vom Marxismus-Leninismus. Nachdem bei den Präsidentschaftswahlen im März 1991 der reformorientierte bisherige Premiermin. N. Soglo das Amt des Staatspräs. gewonnen hatte, wählte die Bev. im März 1996 den früheren Staatspräs. Kérékou als Kandidaten eines Parteienbündnisses (»Unsere gemeinsame Sache«) zu dessen Nachfolger.
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