Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Beethoven
Beethoven,Ludwig van, Komponist, getauft Bonn 17. 12. 1770, ✝ Wien 26. 3. 1827; entstammte einer aus dem Flämischen eingewanderten Musikerfamilie. Schon 1784 wurde er Mitgl. des kurfürstl. Orchesters in Bonn. 1792 zog er nach Wien und wurde Schüler J. Haydns. 1795 trat er erstmals in Wien als Pianist öffentlich auf und ließ erste Werke erscheinen. Seitens des Wiener Hochadels erfuhr er wesentl. Förderung. Ein schweres Gehörleiden, das sich schon vor 1800 bemerkbar machte und um 1819 zu völliger Taubheit führte, ließ B. vereinsamen (»Heiligenstädter Testament«).B.s Schaffen schloss sich an die Vorbilder der Wiener Klassiker, Haydn und W. A. Mozart, an; auch wurden Einflüsse von C. P. E. Bach und der Mannheimer Schule wirksam. Die Klaviersonaten, Sinfonien und Streichquartette bis 1802 gingen in der erweiterten Formanlage jedoch schon über die Vorbilder hinaus, auch in der Einführung des Scherzos anstelle des Menuetts. Der Schaffensabschnitt 1802-12 brachte den entscheidenden Durchbruch. Die Verarbeitung des themat. Materials, dessen melod. und rhythm. Aufspaltung in kleinste Themensplitter, wurde zielstrebig verfolgt und die Durchführung rückte in den Vordergrund. - Nach einigen Jahren relativer Schaffenspause leiteten die letzten fünf Klaviersonaten 1817 den dritten Schaffensabschnitt ein. Charakteristisch für B.s Spätstil sind die Durchbrechung des klass. Formgehäuses, z. B. durch Überschreitung der Viersätzigkeit in den Streichquartetten, sowie das immer mehr zum Ausdruck kommende Anliegen des allgemein Menschlichen. Musik wurde nicht mehr als gesellschaftl. Privileg, sondern als Eigentum der Menschheit empfunden.
Werke: Orchesterwerke: 9 Sinfonien: 1 C-Dur (1800); 2 D-Dur (1802); 3 Es-Dur (»Eroica«, 1804); 4 B-Dur (1806); 5 c-Moll (1808); 6 F-Dur (»Pastorale«, 1808); 7 A-Dur (1812); 8 F-Dur (1812); 9 d-Moll mit Schlusschor nach Schillers Ode »An die Freude« (1824). Ballett »Die Geschöpfe des Prometheus« (1801); Musik zu Goethes »Egmont« (1810); Ouvertüren: Coriolan (1807) und »Leonore« 1-3 (1805-06); Märsche, Tänze. - Konzerte: Violinkonzert D-Dur (1806); 5 Klavierkonzerte (C-Dur, 1795; B-Dur, 1795; c-Moll, 1800; G-Dur, 1805; Es-Dur, 1809). Klavierwerke: 32 Sonaten, darunter Pathétique (c-Moll), Mondscheinsonate (cis-Moll), Waldsteinsonate (C-Dur), Appassionata (f-Moll), zahlr. Variationswerke, Einzelstücke. - Kammermusik: 10 Violinsonaten, darunter Kreutzersonate (A-Dur), 5 Violoncellosonaten, 6 Trios für Klavier, Violine, Violoncello, 16 Streichquartette, darunter »Rasumowsky-Quartette« 1-3 (1806); Septett (1799-1800); Oktett. - Vokalmusik: Oper Fidelio, urspr. Leonore (1805, umgearbeitet 1806 und 1814); Messe C-Dur (1807), Missa solemnis (1822/23); Oratorium »Christus am Ölberge« (1803), Lieder mit Klavierbegleitung.
Literatur:
Marx, A. B.: L. v. B. Leben u. Schaffen, 2 Tle. Berlin 1859, Nachdr. 1 Bd. Hildesheim 1979.
Thayer, A. W.: L. v. B.s Leben, dt. bearb. v. H. Deiters u. H. Riemann, 5 Bde. Leipzig 1-51907-23, Nachdr. Hildesheim 1970-72.
B. Sein Leben u. seine Welt in zeitgenöss. Bildern und Texten, hg. v. H. C. R. Landon Zürich 1970. -
Rexroth, D.: B. Leben, Werke, Dokumente. Mainz 21988.
Küster, K.: B. Stuttgart 1994.
Pichler, E.: B. Mythos u. Wirklichkeit. Tb.-Ausg. Frankfurt am Main u. a. 1995.
Huch, F.: B. Leben u. Werk des großen Komponisten. Tb.-Ausg. Bergisch Gladbach 41996.
Geck, M.: L. v. B. Reinbek 11.-14. Tsd. 1997.
Jones, D. W.: The life of B. Cambridge 1998.
Werner-Jensen, A.: Reclams Musikführer L. v. B. Stuttgart 1998.
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