Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Baumwolle
Baumwolle, die Samenhaare mehrerer Arten der Baumwollpflanze (Gossypium), Nutzpflanze der Tropen und Subtropen; ein strauchiges Malvengewächs mit lappigen Blättern, weißen, elfenbeinfarbigen, blassrosa bis purpurnen Blüten und aufspringenden Kapselfrüchten. Der Anbau der B. ist nur möglich zw. 41º n. Br. und 28º s. Br. Etwa 8-9 Monate nach der Anpflanzung springen die walnussgroßen Fruchtkapseln auf, aus denen die schneeweißen Samenhaare (die B.) hervorquellen. Gepflückt werden sie mit der Hand, mit rechenartigen Geräten oder mit fahrbaren Maschinen, die mit vielen Saugarmen ausgerüstet sind (Vakuumpflücker), oder mit sich drehenden Spindeln, die die Fasern erfassen und eindrehen (Spindelpflücker). Nach der Ernte wird die B. zum Trocknen gelagert und dann in Entkernungsmaschinen (Egreniermaschinen) von den Samenkernen befreit, unter hohem Druck zu Ballen gepresst und in Jutesäcke verpackt. - Zur Beurteilung der B.-Qualität spielen der Feinheitsgrad, die Farbe, v. a. aber die Faserlänge (der Stapel) eine Rolle. Man unterscheidet gewöhnlich: kurzstapelige B. (Faserlänge unter 22 mm), mittelstapelige B. (22-29 mm) und langstapelige B. (über 29 mm); diese Fasern sind ein wichtiger Textilrohstoff, sie kommen in die Spinnerei. Die kurzen Grundfasern der Samen (Linters) dienen als Rohstoff für die Zellstoffind. und die Chemiefaserherstellung. Aus den B.-Samen wird Speiseöl gewonnen. Die ausgepressten Samenreste (Samenschalen und Ölkuchen) dienen als Düngemittel und als eiweißreiches Kraftfutter für Wiederkäuer.Wirtschaft: Die Weltproduktion an B.-Fasern (entkernt) betrug 1996 54,13 Mio. t. Die bedeutendsten Exporteure sind China, USA, Indien und Pakistan; wichtigste Importstaaten sind Japan, Hongkong, Italien und Deutschland.Geschichte: Älteste Reste von B.-Geweben (etwa 3000 v. Chr.) wurden bei Ausgrabungen in Indien gefunden. Auch die amerikan. Völker kannten die B., lange bevor sie durch die Araber in Europa eingeführt wurde. Über Spanien und Italien (Venedig) drang sie seit dem 13. Jh. nach N vor. Augsburg wurde hier Mittelpunkt der B.-Verarbeitung (Barchentherstellung). Ihren großen Aufschwung nahm die B.-Industrie mit der Erfindung der Spinnmaschine im 18. Jh. zuerst in England, dann in Frankreich und Deutschland.
▣ Literatur:
Stromer von Reichenbach, W.: Die Gründung der Baumwollindustrie in Mitteleuropa. Wirtschaftspolitik im Spätmittelalter. Stuttgart 1978.
⃟ Hobhouse, H.: Fünf Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zucker, Tee, B., Kartoffel. A. d. Engl. München 19.-21. Tsd., 41996.
Baumwolle, die Samenhaare mehrerer Arten der Baumwollpflanze (Gossypium), Nutzpflanze der Tropen und Subtropen; ein strauchiges Malvengewächs mit lappigen Blättern, weißen, elfenbeinfarbigen, blassrosa bis purpurnen Blüten und aufspringenden Kapselfrüchten. Der Anbau der B. ist nur möglich zw. 41º n. Br. und 28º s. Br. Etwa 8-9 Monate nach der Anpflanzung springen die walnussgroßen Fruchtkapseln auf, aus denen die schneeweißen Samenhaare (die B.) hervorquellen. Gepflückt werden sie mit der Hand, mit rechenartigen Geräten oder mit fahrbaren Maschinen, die mit vielen Saugarmen ausgerüstet sind (Vakuumpflücker), oder mit sich drehenden Spindeln, die die Fasern erfassen und eindrehen (Spindelpflücker). Nach der Ernte wird die B. zum Trocknen gelagert und dann in Entkernungsmaschinen (Egreniermaschinen) von den Samenkernen befreit, unter hohem Druck zu Ballen gepresst und in Jutesäcke verpackt. - Zur Beurteilung der B.-Qualität spielen der Feinheitsgrad, die Farbe, v. a. aber die Faserlänge (der Stapel) eine Rolle. Man unterscheidet gewöhnlich: kurzstapelige B. (Faserlänge unter 22 mm), mittelstapelige B. (22-29 mm) und langstapelige B. (über 29 mm); diese Fasern sind ein wichtiger Textilrohstoff, sie kommen in die Spinnerei. Die kurzen Grundfasern der Samen (Linters) dienen als Rohstoff für die Zellstoffind. und die Chemiefaserherstellung. Aus den B.-Samen wird Speiseöl gewonnen. Die ausgepressten Samenreste (Samenschalen und Ölkuchen) dienen als Düngemittel und als eiweißreiches Kraftfutter für Wiederkäuer.Wirtschaft: Die Weltproduktion an B.-Fasern (entkernt) betrug 1996 54,13 Mio. t. Die bedeutendsten Exporteure sind China, USA, Indien und Pakistan; wichtigste Importstaaten sind Japan, Hongkong, Italien und Deutschland.Geschichte: Älteste Reste von B.-Geweben (etwa 3000 v. Chr.) wurden bei Ausgrabungen in Indien gefunden. Auch die amerikan. Völker kannten die B., lange bevor sie durch die Araber in Europa eingeführt wurde. Über Spanien und Italien (Venedig) drang sie seit dem 13. Jh. nach N vor. Augsburg wurde hier Mittelpunkt der B.-Verarbeitung (Barchentherstellung). Ihren großen Aufschwung nahm die B.-Industrie mit der Erfindung der Spinnmaschine im 18. Jh. zuerst in England, dann in Frankreich und Deutschland.
▣ Literatur:
Stromer von Reichenbach, W.: Die Gründung der Baumwollindustrie in Mitteleuropa. Wirtschaftspolitik im Spätmittelalter. Stuttgart 1978.
⃟ Hobhouse, H.: Fünf Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zucker, Tee, B., Kartoffel. A. d. Engl. München 19.-21. Tsd., 41996.