Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bauernhaus
Bauernhaus,die Wohn- und Wirtschaftsstätte des Bauern (im Ggs. zum städt. Bürgerhaus); sein Baumaterial war v. a. von der Umgebung abhängig. In Nadelwaldgebieten bot sich Holz zum Blockbau an. Die Dächer waren meist mit Schindeln gedeckt. Wo Laubwälder mit Eichenbeständen vorherrschten, setzte sich das B. aus Fachwerk durch mit Ständern aus Eichenholz und Gefachen aus Lehmflechtwerk u. a. Material; das Dach wurde bei genügendem Getreideanbau oft mit Stroh gedeckt. In den Übergangsbereichen vom Nadel- zum Laubwald zeigt sich häufig der Bohlenständerbau, bei dem die Gefache aus waagerechten Bohlen bestehen. In den durch die Kulturentwicklung waldarm gewordenen Gebieten wurden schon früh Steine (meist Bruchstein) genutzt. In regenarmen Gebieten dient Lehm als Baumaterial, mitunter in Form luftgetrockneter Ziegel, so im Innern der Iber. Halbinsel, in Nordafrika, Vorder- und Mittelasien, im mittleren und nördl. China und in entsprechenden Gebieten Amerikas.Bei der Raumaufteilung der B. können Wohn- und Wirtschaftsgebäude getrennt oder in einem Gebäude untergebracht sein. Fehlt für die Anordnung der einzelnen Gebäude eine besondere Regel, handelt es sich um Haufenhöfe (z. B. in den Alpen, in Skandinavien, z. T. auch in der Normandie); mitunter erfolgt eine Anordnung der Gebäude um zwei Höfe (Wohnhof mit Wohnhaus, Küche, Speicher; Viehhof mit Ställen u. a.), was als Zwie-, Paar- oder Ringhof bezeichnet wird. Von den Haufenhöfen heben sich die geregelten Hofanlagen ab, die in Form von Zweiseit-, Dreiseit- oder Vierseithöfen erscheinen.Den Hofanlagen aus mehreren Gebäuden steht der Mehrzweckbau, das Einheitshaus (auch Einhaus gen.) gegenüber, bei dem sich die Mehrzahl der Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach befinden. Diese Häuser treten zunächst mit zwei Ständerreihen auf, die das Dach tragen; zw. Ständern und Wand befinden sich die Kübbungen, die zum Aufstallen des Viehs dienen (Kübbungshaus). Im oberen Wesergebiet erscheint das längs geteilte Einheitshaus als Vierständerhaus.
Als Sonderform hat sich im 16. Jh. in den niederdt. Marschen das Gulfhaus (der Haubarg auf der Halbinsel Eiderstedt) entwickelt. Bei ihm ist die frühere Mitteldiele in ein Seitenschiff verwiesen; der Raum innerhalb des zentralen Ständervierecks (Gulf) dient der Stapelung der Getreideernte.
▣ Literatur:
U. Stark. Denkmalgeschützte Bauernhäuser, bearb. v. Stuttgart 31993.
Bauernhaus,die Wohn- und Wirtschaftsstätte des Bauern (im Ggs. zum städt. Bürgerhaus); sein Baumaterial war v. a. von der Umgebung abhängig. In Nadelwaldgebieten bot sich Holz zum Blockbau an. Die Dächer waren meist mit Schindeln gedeckt. Wo Laubwälder mit Eichenbeständen vorherrschten, setzte sich das B. aus Fachwerk durch mit Ständern aus Eichenholz und Gefachen aus Lehmflechtwerk u. a. Material; das Dach wurde bei genügendem Getreideanbau oft mit Stroh gedeckt. In den Übergangsbereichen vom Nadel- zum Laubwald zeigt sich häufig der Bohlenständerbau, bei dem die Gefache aus waagerechten Bohlen bestehen. In den durch die Kulturentwicklung waldarm gewordenen Gebieten wurden schon früh Steine (meist Bruchstein) genutzt. In regenarmen Gebieten dient Lehm als Baumaterial, mitunter in Form luftgetrockneter Ziegel, so im Innern der Iber. Halbinsel, in Nordafrika, Vorder- und Mittelasien, im mittleren und nördl. China und in entsprechenden Gebieten Amerikas.Bei der Raumaufteilung der B. können Wohn- und Wirtschaftsgebäude getrennt oder in einem Gebäude untergebracht sein. Fehlt für die Anordnung der einzelnen Gebäude eine besondere Regel, handelt es sich um Haufenhöfe (z. B. in den Alpen, in Skandinavien, z. T. auch in der Normandie); mitunter erfolgt eine Anordnung der Gebäude um zwei Höfe (Wohnhof mit Wohnhaus, Küche, Speicher; Viehhof mit Ställen u. a.), was als Zwie-, Paar- oder Ringhof bezeichnet wird. Von den Haufenhöfen heben sich die geregelten Hofanlagen ab, die in Form von Zweiseit-, Dreiseit- oder Vierseithöfen erscheinen.Den Hofanlagen aus mehreren Gebäuden steht der Mehrzweckbau, das Einheitshaus (auch Einhaus gen.) gegenüber, bei dem sich die Mehrzahl der Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach befinden. Diese Häuser treten zunächst mit zwei Ständerreihen auf, die das Dach tragen; zw. Ständern und Wand befinden sich die Kübbungen, die zum Aufstallen des Viehs dienen (Kübbungshaus). Im oberen Wesergebiet erscheint das längs geteilte Einheitshaus als Vierständerhaus.
Als Sonderform hat sich im 16. Jh. in den niederdt. Marschen das Gulfhaus (der Haubarg auf der Halbinsel Eiderstedt) entwickelt. Bei ihm ist die frühere Mitteldiele in ein Seitenschiff verwiesen; der Raum innerhalb des zentralen Ständervierecks (Gulf) dient der Stapelung der Getreideernte.
▣ Literatur:
U. Stark. Denkmalgeschützte Bauernhäuser, bearb. v. Stuttgart 31993.