Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Baden
Baden,1) histor. Land am Oberrhein, erstreckte sich vom Main bei Wertheim bis vor Basel; Hptst. war Karlsruhe.- Die jüngere Linie der Zähringer, seit 1112 Markgrafen in B., besaß im 12. Jh. u. a. die Grafschaft im Breisgau und in der Ortenau. Um 1250 wurden die Gebiete um Pforzheim und die Stadt B. zum Kernstück der Markgrafschaft. Gebietszuwachs und eine straffe Verw. machten B. im 15. Jh. zu einem bed. Staat am Oberrhein. Durch die Teilung von 1535 entstanden die Markgrafschaften B.-Baden (mehrfache Konfessionswechsel, seit 1571 kath.) und B.-Durlach (seit 1566 evang.); Markgraf Ludwig Wilhelm von B.-Baden (1677-1707) baute Rastatt, Markgraf Karl Wilhelm von B.-Durlach (1709-38) Karlsruhe zur Residenz aus. Karl Friedrich von B.-Durlach (1738/46 bis 1811) vereinigte 1771 die Markgrafschaft; im Bündnis mit Frankreich (Mitgl. des Rheinbundes 1806-13) erreichte er, auch dank der Diplomatie des Min. S. von Reitzenstein, des eigentl. Schöpfers des modernen B., zw. 1803 und 1810 beträchtl. Gebietserweiterungen (u. a. die rechtsrhein. Kurpfalz mit Heidelberg und Mannheim, den österr. Breisgau, mehrere geistliche Gebiete und Reichsstädte) sowie die Erhebung B.s zum Kurfürstentum (1803) bzw. Großherzogtum (1806). Dieses erhielt eine neue Regierungs- und Verwaltungsorganisation, 1810 das Bad. Landrecht nach frz. Vorbild sowie 1818 eine liberale Verfassung. Die Zweite Kammer des Landtages galt bis 1848 als Sprachrohr der liberalen und nat. Bewegung. 1848/49 kam es unter Führung von F. Hecker und G. von Struve zu drei Aufständen, wobei der schwerste und letzte (Mai/Juni 1849) mit preuß. Truppen niedergeworfen wurde. Nach der Reaktionszeit lenkte Großherzog Friedrich I. (1856-1907) mit der »neuen Ära« (1860-66) wieder in liberale Richtung (Min. Lamey, Roggenbach) ein, konnte sich aber nach Rückkehr zur konstitutionellen Regierungsweise (Min. Mathy, Jolly) ebenso wie sein Nachfolger, Friedrich II. (1907-18), auf die Nationalliberalen als politisch maßgebl. Kraft stützen. 1870/71 beteiligte sich B. aktiv an der dt. Reichsgründung. Der bis 1914 dauernde Kulturkampf in B. erreichte 1864-76 seine größte Schärfe. 1905 wurde das Zentrum stärkste Partei. Die Novemberrevolution führte zur Abdankung Friedrichs II. (22. 11. 1918) und zur Bildung des Freistaates B. (Verf. von 1919), in dem das Zentrum führenden Einfluss besaß. 1933-45 unterstand B. einem nat.-soz. Reichsstatthalter. 1945 wurde Nord-B. (mit Karlsruhe, amerikanisch besetzt) mit N-Württemberg zum Land Württemberg-B. vereinigt, Süd-B. (mit Freiburg, frz. besetzt) bildete das Land B. (Verf. von 1947). 1951/52 wurde aus B. mit Württemberg und Hohenzollern das Land Baden-Württemberg gebildet.
Literatur:
Hug, W.: Gesch. B.s. Stuttgart 1992.
Große Badener. Gestalten aus 1200 Jahren, hg. v. H. Engler. Stuttgart 1994.
Nolte, P.: Gemeindebürgertum u. Liberalismus in Baden, 1830 - 1850. Göttingen 1994.
2) bis 1931 Name der Stadt Baden-Baden.
3) Bezirkshauptstadt südl. von Wien, an der Schwechat, 220-240 m ü. M., 29 700 Ew.; Kurort dank seit der Römerzeit genutzten Schwefelthermalquellen; Spielkasino; Nahrungsmittelindustrie.
4) Hauptstadt des Bez. B. im Kt. Aargau, Schweiz, am Durchbruch der Limmat durch die Lägernkette, 15 900 Ew.; B. gliedert sich in die über dem Fluss gelegene Altstadt, die Bäderstadt (Schwefelquellen) und die neueren Siedlungen mit der Industrie (Elektromaschinenfabrik, Armaturenfabrik, Buntmetallgießerei). In der Umgebung Weinbau. Das spätgot. Landvogteischloss an der alten Brücke ist jetzt histor. Museum. - B., das röm. Aquae Helveticae, Ende des 13. Jh. durch die Habsburger neu gegr., kam 1415 an die Schweiz. Hier versammelte sich 1424-1712 die »Tagsatzung« der Eidgenossen.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Baden