Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Bach
I Bạch,Musikerfamilie des 17. und 18. Jh., vorwiegend in Thüringen und Franken ansässig. Der erste nachweisbar Musik treibende Vertreter ist der Müller Veit B. (* um 1550, ✝ 1619), der zum Stammvater mehrerer Linien wurde, von denen die bedeutendste zu Johann Sebastian B. und seinen Söhnen führt.
1) Carl Philipp Emanuel, »Berliner« oder »Hamburger B.«, Komponist, * Weimar 8. 3. 1714, ✝ Hamburg 14. 12. 1788, Sohn von 4); wurde 1741 in Berlin Kammercembalist Friedrichs II., d. Gr., 1767 Kirchenmusikdirektor in Hamburg. Vertreter des empfindsamen Stils und des musikal. Sturm und Drang. Als Meister themat. Verwandlung beeinflusste er J. Haydn und den jungen L. van Beethoven. Er bildete die Sonatenform aus und schuf Klavierkonzerte, -sonaten, Sinfonien, Kammermusik, geistliche Vokalmusik, Oden.
Literatur:
Wagner, G.: Die Sinfonien C. P. E. B.s. Stuttgart 1994.
2) Johann Christian, »Mailänder« oder »Londoner B.«, Komponist, * Leipzig 5. 9. 1735, ✝ London 1. 1. 1782, jüngster Sohn von 4); wurde nach seiner Konversion 1760 kath. Domorganist in Mailand, 1762 »Musikmeister der Königin« in London und gründete dort 1764 mit C. F. Abel die »Bach-Abel-Konzerte« (bis 1781). B. schuf italien. Opern, zwei Oratorien, Kantaten, Arien, Sinfonien, Klavierkonzerte, -sonaten, Kammermusik. Seine kantable Melodik wirkte sich bis in die Spätwerke W. A. Mozarts aus.
Literatur:
Gärtner, H.: J. C. B. München 1989.
Geck, M.: J. S. B.Reinbek 17.-19. Tsd. 1997.
3) Johann Christoph Friedrich, »Bückeburger B.«, Komponist, * Leipzig 21. 6. 1732, ✝ Bückeburg 26. 1. 1795, Sohn von 4); seit 1758 Hofkapellmeister ebd.; schuf Motetten, Kantaten, Oratorien, Kammermusik, Klaviersonaten.
Literatur:
Sing, B. J.: J. C. F. B. Baden-Baden 1992.
4) Johann Sebastian, Komponist, * Eisenach 21. 3. 1685, ✝ Leipzig 28. 7. 1750; Sohn des Stadtmusikers Ambrosius B. (* 1645, ✝ 1695), war anfangs Schüler seines Bruders Johann Christoph B. (* 1671, ✝ 1721) in Ohrdruf; 1700 Schüler der Michaelisschule zu Lüneburg, 1703 Organist in Arnstadt (1705 Fußreise zu Buxtehude nach Lübeck), 1707 Organist in Mühlhausen (Thür.), 1708 Hoforganist und seit 1713 auch Hofkonzertmeister in Weimar, 1717 Hofkapellmeister in Köthen, seit 1723 Thomaskantor in Leipzig. -
seit 1707 in 1. Ehe mit seiner Cousine Maria Barbara B. (✝ 1720, Tochter des Komponisten Johann Michael B. [* 1648, ✝ 1694]), in 2. Ehe seit 1721 mit Anna Magdalena Wilcken (✝ 1760); beiden Ehen entstammten insgesamt 20 Kinder. In seinen letzten Lebensjahren litt B. an einem Augenleiden, das 1749 zur Erblindung führte.Die Musik B.s, der Abschluss des musikal. Barock, verbindet die alte polyphone Satzkunst mit dem neuen harmonisch bestimmten Konzertstil zu einer genialen Einheit. Die strenge kontrapunkt. Form der Fuge hat durch ihn ihre höchste Durchbildung erfahren. Gegenüber der traditionellen Kontrapunktik ist die Einzelstimme bei ihm stärker harmonisch determiniert; die Stimmen sind nicht nur Gegenstände kontrapunkt. Verarbeitung, sondern werden von charakterist. Themen geprägt. Grundlage seiner geistl. Musik ist das Kirchenlied; in späterer Zeit bevorzugte B. reine Choraltexte, bes. aus der Reformationszeit. In den Chören und Arien seiner Kantaten und Passionen entwickelte B. vom Inhalt des Textes her musikal. Motive von großer Eindringlichkeit. Seine Spätwerke lassen erstmals die Idee einer reinen, absoluten (Instrumental-)Musik erkennen. - Bei seinen Zeitgenossen war B. v. a. als virtuoser Organist berühmt, jedoch erlahmte alsdann das Interesse an seiner Musik. Erst die Aufführung der Matthäus-Passion durch F. Mendelssohn Bartholdy 1829 in Berlin wirkte entscheidend für die Erkenntnis seiner Bedeutung. 1850 wurde die B.-Gesellschaft, 1900 die Neue B.-Gesellschaft gegründet. Das »Thematisch-systematatische Verzeichnis der Werke J. S. B.s« (BWV) legte W. Schmieder 1950 an (erweiterte Ausgabe 1987).
Werke: Vokalmusik: etwa 200 Kirchenkantaten; Weihnachts- und Osteroratorium; Passionsmusik nach den Evangelien des Johannes (1724) und Matthäus (1729); lat. Messe in h-Moll (1724 bis um 1747/49), 4 kleine Messen, lat. Magnificat in D-Dur; Trauerode; Motetten; geistl. Lieder; weltl. Kantaten (Kaffee-, Bauernkantate; Festkantaten); Quodlibets. - Orgelwerke: Präludien und Fugen, Tokkaten, Fantasien, Choralvorspiele und -variationen, Triosonaten, Konzerte. - Klavierwerke: 2-stimmige Inventionen und 3-stimmige Sinfonien; 6 engl. und 6 frz. Suiten, 6 dt. Partiten; Goldberg-Variationen; Das Wohltemperierte Klavier (48 Präludien und Fugen für alle Dur- und Molltonarten); Chromat. Fantasie und Fuge; Tokkaten; Konzerte. - Kammer- und Orchesterwerke: Sonaten für Flöte, Violine, Gambe. Konzerte für Cembalo (z. T. nach Geigenkonzerten Vivaldis), für Violine. 6 »Brandenburg. Konzerte« (Concerti grossi), 4 Suiten für Orchester, 6 Suiten für Violoncello solo. - Kontrapunkt. Spätwerke: Das musikal. Opfer (über ein Thema Friedrichs d. Gr. mit wechselnder Besetzung) und die »Kunst der Fuge« ohne Besetzungsangabe.
Literatur:
D. Schnebel. B. u. die Moderne, hg. v. Wiesbaden 1995.
Dürr, A.: Die Kantaten von J. S. B. mit ihren Texten. München u. a. 61995.
Das Frühwerk J. S. B.s. Kolloquium ... 1990, hg. v. K. Heller u. Hans-Joachim Schulze. Köln 1995.
Geck, M.: J. S. B. Reinbek 11.-16. Tsd., 21995.
Poos, H.: J. S. B. Der Choralsatz als musikal. Kunstwerk. München 1995.
Schweitzer, A.: Die Orgelwerke J. S. B.s. Vorworte zu den »Sämtlichen Orgelwerken«. Hildesheim u. a. 1995.
5) Wilhelm Friedemann, Komponist, * Weimar 22. 11. 1710, ✝ Berlin 1. 7. 1784, ältester Sohn von 4); 1733-46 Organist in Dresden und bis 1764 in Halle (Saale), lebte seitdem ohne feste Stellung in versch. Städten; schrieb Werke für Orgel, Klavier, Orchester sowie geistl. und weltl. Vokalmusik.
Literatur:
Falck, M.: W. F. B. Sein Leben u. seine Werke mit thematischem Verzeichnis seiner Kompositionen. Leipzig 1913, Nachdr. Hildesheim u. a. 1977.
II Bạch,
1) Alexander Freiherr von (seit 1854), österr. Staatsmann, * Loosdorf (heute zu Fallbach, Bez. Mistelbach) 4. 1. 1813, ✝ Schloss Schönberg (bei Wiener Neustadt) 12. 11. 1893; wurde 1848 Justizmin. und 1849 Min. des Innern; nach dem Tod des Fürsten Felix zu Schwarzenberg (1852) einflussreichstes Reg.mitglied; vertrat ein klerikal-zentralistisch-absolutist. Reg.system; wegen außenpolit. Misserfolge 1859 entlassen.
2) Thomas, Sportfunktionär, * Würzburg 29. 12. 1953; als Florettfechter u. a. Olympiasieger 1976 sowie Weltmeister 1976 und 1977 (jeweils Mannschaft); seit 1982 Mitgl. des NOK für Dtl., seit 1991 IOC-Mitglied.
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