Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
ägyptische Religion.
ägỵptische Religion.Anfangs begegnen die göttl. Mächte in Gestalt von Tieren und Fetischen, ab etwa 3000 v. Chr. in Menschengestalt, wobei gewisse Tieraspekte als Attribute beibehalten werden: so der falkenköpfige Horus, der widderköpfige Amun. Die Vielzahl der Gottheiten bleibt im Wesentlichen bestehen, bei gewisser bevorzugter Stellung des Sonnengottes Re, der sich später mit Amun zum Reichsgott Amun-Re verbindet. Amenophis IV. (Echnaton) suchte die Verehrung eines einzigen abstrakten Gottes (weder menschen- noch tiergestaltig) durchzusetzen; nach ihm jedoch kehrte man zum Polytheismus zurück.
Dessen Systematisierung dient der Entstehungsmythos: Der Urgott Amun schafft aus seinem feuchten Atem das Götterpaar Schu (»Luft«) und Tefnut (»Feuchtigkeit«), die Geb, den Erdgott, und Nut, die Himmelsgöttin, erzeugen; deren Kinder sind Osiris und Seth mit ihren Schwestern und Gemahlinnen Isis und Nephtys.
Horus, Sohn der Isis, nahm im jeweiligen Pharao menschliche Gestalt an. Vater des Horus war Osiris, der Sonnengott. Als Sohn von Isis und Re wird der Pharao mit seiner Inthronisation Gottes Sohn (vgl. Ramses = Kind des Re, Thutmosis = Kind des Thot) und damit selbst Gott. Auf diesen Vorstellungen baut sich der ganze ägypt. Staatskult auf.
Weitere Charakteristika der ä. R. sind Jenseitsorientierung und Totenkult. Jeder Verstorbene muss sich im Totengericht vor Osiris, dem Totenrichter, verantworten. Handeln und Gesinnung seiner Seele, Ba, werden auf ihre Übereinstimmung mit Maat, der natürlichen wie auch staatlichen und zwischenmenschlichen Ordnung, hin überprüft. Selbst die Götter sind Alter und Tod unterworfen. Berühmt ist der Mythos des Osiris, dessen Wiederauferstehung den Menschen die Hoffnung auf Überwindung des Todes gibt.
▣ Literatur:
Morenz, S.: Ägypt. Religion. Stuttgart 21977.
⃟ Assmann, J.: Ägypten: Theologie u. Frömmigkeit einer frühen Hochkultur. Stuttgart u. a. 21991.
⃟ Quirke, S.: Altägypt. Religion. Stuttgart 1996.
ägỵptische Religion.Anfangs begegnen die göttl. Mächte in Gestalt von Tieren und Fetischen, ab etwa 3000 v. Chr. in Menschengestalt, wobei gewisse Tieraspekte als Attribute beibehalten werden: so der falkenköpfige Horus, der widderköpfige Amun. Die Vielzahl der Gottheiten bleibt im Wesentlichen bestehen, bei gewisser bevorzugter Stellung des Sonnengottes Re, der sich später mit Amun zum Reichsgott Amun-Re verbindet. Amenophis IV. (Echnaton) suchte die Verehrung eines einzigen abstrakten Gottes (weder menschen- noch tiergestaltig) durchzusetzen; nach ihm jedoch kehrte man zum Polytheismus zurück.
Dessen Systematisierung dient der Entstehungsmythos: Der Urgott Amun schafft aus seinem feuchten Atem das Götterpaar Schu (»Luft«) und Tefnut (»Feuchtigkeit«), die Geb, den Erdgott, und Nut, die Himmelsgöttin, erzeugen; deren Kinder sind Osiris und Seth mit ihren Schwestern und Gemahlinnen Isis und Nephtys.
Horus, Sohn der Isis, nahm im jeweiligen Pharao menschliche Gestalt an. Vater des Horus war Osiris, der Sonnengott. Als Sohn von Isis und Re wird der Pharao mit seiner Inthronisation Gottes Sohn (vgl. Ramses = Kind des Re, Thutmosis = Kind des Thot) und damit selbst Gott. Auf diesen Vorstellungen baut sich der ganze ägypt. Staatskult auf.
Weitere Charakteristika der ä. R. sind Jenseitsorientierung und Totenkult. Jeder Verstorbene muss sich im Totengericht vor Osiris, dem Totenrichter, verantworten. Handeln und Gesinnung seiner Seele, Ba, werden auf ihre Übereinstimmung mit Maat, der natürlichen wie auch staatlichen und zwischenmenschlichen Ordnung, hin überprüft. Selbst die Götter sind Alter und Tod unterworfen. Berühmt ist der Mythos des Osiris, dessen Wiederauferstehung den Menschen die Hoffnung auf Überwindung des Todes gibt.
▣ Literatur:
Morenz, S.: Ägypt. Religion. Stuttgart 21977.
⃟ Assmann, J.: Ägypten: Theologie u. Frömmigkeit einer frühen Hochkultur. Stuttgart u. a. 21991.
⃟ Quirke, S.: Altägypt. Religion. Stuttgart 1996.