Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
arabische Literatur.
arabische Literatur.Die a. L. wird seit dem Ende des 8. Jh. systematisch aufgezeichnet. Die Poesie auf der Arab. Halbinsel war schon im 6. Jh. hoch entwickelt. Zu ihren Themen gehörten u. a. Liebe, Jagd und Selbstruhm sowie Naturbeschreibungen. Mit dem Auftreten des Propheten Mohammed (✝ 632) trat sie zurück, erreichte jedoch um 700 erneut einen Höhepunkt. Die zur gleichen Zeit in Mekka, Medina und Damaskus entstehende städt. Poesie pflegte bes. das anakreont. Liebes- und Trinklied. Zu voller Entfaltung kam sie mit der Konsolidierung des Abbasidenkalifats (seit 750) in Bagdad. In Irak entstand auch der »neue« Stil mit Gedichten auf Würdenträger, Kriegszüge, Stadtgründungen u. a. Mit dem Niedergang der kalifalen Zentralgewalt in Irak verlagerte sich das literar. Schaffen an kleinere Fürstenhöfe.An Prosa ist aus vorislam. Zeit wenig überliefert: Sprichwörter und Reden mit dazugehörigen Geschichten sowie Berichte über »altarab. Kampftage«. An diese Tradition knüpften Erzähler der frühen Abbasidenzeit an. So entstand, stets vom ältesten arab. Prosabuch, dem Koran und seiner Interpretation, ausgehend, eine reiche Literatur über die verschiedensten Themen, darunter philolog. Abhandlungen, eine Geschichte des Propheten Mohammed im Rahmen einer Heilsgeschichte der Menschheit (Ibn Ishak, ✝ 768), Reichsgeschichten (z. B. von Tabari, ✝ 923), religiöse, theolog., philosoph. (al-Ghasali) und jurist. Werke, geograph. Schriften (Jakut, ✝ 1229) und Reisebeschreibungen (Ibn Battuta) sowie enzyklopäd. Werke. Die Geschichtsdeutung des Ibn Chaldun aus soziolog. Sicht war für das gesamte MA. in Morgen- und Abendland einzigartig. Die Welt der Märchen, Legenden und Sagen erlebte mit den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht ihre Blüte.Nach Jahrhunderten der Erstarrung entstand die a. L. in der 2. Hälfte des 19. Jh. neu. Der Anstoß ging von Europa aus. Literaten und Übersetzer bedienten sich der klass. Literatursprache, passten sie aber den Bedürfnissen des modernen Lebens an. Die erzählende Prosa wurde von engl. und frz. Vorbildern angeregt, durch den modernen Roman und die Kurzgeschichte zu neuer Blüte gebracht. Das arab. Theater wurde begründet. Inzwischen verstärken sich in der Literatur Bewusstsein und Zielvorstellung der Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und partnerschaftl. Gleichberechtigung, bes. gegenüber Europa, eingebracht in den weiten Rahmen nationaler Erneuerung. Zu den Vertretern der modernen a. L. gehören u. a. in Ägypten Taha Husain, Taufik al-Hakim (* 1898, ✝ 1987), Nagib Mahfus (Nobelpreis für Literatur 1988), Jussuf al-Kaid (* 1944), im Libanon Michail Nuaima (* 1889, ✝ 1988) und Adonis (* 1930), in Syrien Saadalla Wannus (* 1941, ✝ 1997).
Literatur:
Sezgin, F.: Gesch. des arab. Schrifttums, 9 Bde. Leiden 1967-84.
Gibb, H. A. R. u. Landau, J. M.: Arab. Literaturgesch. A. d. Engl. Zürich u. a. 1968.
Haywood, J. A.: Modern Arabic literature, 1800-1970. An introduction, with extras in translation. London 1971.
Badawi, M. M.: A short history of modern Arabic literature. Oxford 1993.
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