Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
afrikanische Kunst
afrikanische Kunst,die Kunst der Völker Schwarzafrikas, umfasst nicht nur Plastik, sondern auch Malerei (Buschleute), Töpferei, Weberei, Korbflechten, Leder- und Schmiedearbeiten. Bereits die Dekoration des Körpers (Bemalung, Narbentatauierung, Frisur u. a.) gehört in Afrika zum künstler. Gestalten. Kunstgewerbl. Verfeinerung der Kleidung (Stickerei, Färben, Durchbrechen, Applizieren) findet man bes. in den alten afrikan. Königreichen und in islamisierten Gebieten, wo Vollkleidung verbreitet war. Die Herstellung von Schmuck aus Edelmetallen (z. B. Ashanti), die Herstellung von Glasperlen (Nupe in Nigeria) oder die Verwendung importierter Glasperlen für Perlenstickerei in Kamerun sind Beispiele für kunsthandwerkl. Können. Bekannt sind die Raffiaplüsche mit dem für die Sudanzone, Zentral- und NO-Afrika typ. Flechtbandmotiv. - Hauptmaterial des afrikan. Künstlers ist das Holz; andere Materialien wie Ton, Stein, Elfenbein und Metalle werden seltener verwendet.Im Tschadseegebiet fand man Terrakotten der Sao-Kultur (6.-14. Jh.). Die Terrakotten von Nok (Nigeria) stammen aus der Zeit von 500 v. Chr. bis 200 n. Chr. und sind wahrscheinlich mit den Arbeiten von Ife in Verbindung zu bringen. In Ife und später Benin wurden etwa ab dem 13. Jh. n. Chr. Terrakotta und Gelbguss (Kupfer-Zink-Legierung) zu hoher Blüte gebracht. Gegossene Köpfe, Masken, Figurengruppen und Reliefplatten stehen in Benin neben Elfenbeinschnitzereien. Die Terrakotten und die ersten naturalist. und differenzierten, in ihrer späteren Form dann stark schematisierten Bronzen (Phase des Niedergangs im 19. Jh.) sind ein Höhepunkt afrikan. Profankunst, die v. a. an Königshöfen gepflegt wurde.Neben Benin und Ife war höf. Kunst bei den Bambara im Westsudan, den Yoruba als Erben von Ife und Benin, den Bamum in Kamerun und in den Staaten des zentralafrikan. Raums (Kongo, Luba, Lunda, Kuba) verbreitet.
Religiöse Kunst, die im Zusammenhang mit dem Ahnenkult steht, findet sich viel häufiger als profane Kunst (Ahnen-, Toten-, Geister-, Grab- und Wächterfiguren). Den »Fetischfiguren« werden mag. Kräfte zugeschrieben. Masken dienen vorwiegend der rituellen Zurschaustellung und sind immer Teil eines Gesamtkostüms. Die christliche Kunst in Schwarzafrika, in Anlehnung an traditionelle Vorbilder und Formen, wird v. a. in religiösen Zentren angeregt und gefördert.
Seit Mitte des 20. Jh. entwickelten sich neben der stark zunehmenden Souvenirproduktion neue künstlerische Formen und Inhalte.
Literatur:
M. McLeod. Afrika. Kunstschätze aus dem Schwarzen Kontinent, bearb. v. München 1981.
Stössel, A.: Afrikan. Keramik. Traditionelle Handwerkskunst südl. der Sahara. München 1984.
K.-F. Schaedler: Lexikon a. K. u. Kultur. München 1994.
Afrika. Die Kunst eines Kontinents, hg. v. T. Phillips. Ausst.-Kat. Martin-Gropius-Bau, Berlin. München 1996.
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