Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Australien
I Australien Fläche: 7 682 300 km2
Einwohner: (1996) 17,89 Mio.
Hauptstadt: Canberra
Verwaltungsgliederung: 6 Bundesstaaten, 2 Territorien
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 26. 1.
Währung: 1 Austral. Dollar ($A) = 100 Cents (c)
Zeitzone: MEZ + 7, 81/2 und 9 Std. (von W nach O)
(amtlich engl. Commonwealth of Australia, dt. Australischer Bund), Bundesstaat auf dem Kontinent Australien. Der Verwaltung unterstehen als Außengebiete u. a. Norfolk und Christmas Island, Macquarie und Cocos Islands sowie die Heard- und McDonald Islands.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1901 ist A. eine bundesstaatl. parlamentar. Monarchie innerhalb des Commonwealth; Staatsoberhaupt ist der brit. Monarch, vertreten durch einen Generalgouverneur. Die Legislative liegt beim Bundesparlament, bestehend aus der brit. Krone, dem Senat (76 für sechs Jahre gewählte Mitgl.) und dem Repräsentantenhaus (148 Abg., für drei Jahre gewählt). In A. besteht Wahlpflicht. Höchstes Exekutivorgan ist das Kabinett unter Vorsitz des vom Gen.-Gouv. ernannten Premiermin. Einflussreichste Parteien sind die Australian Labor Party, Liberal Party of Australia, National Party of Australia. In inneren Angelegenheiten sind die Bundesstaaten, die über eigene Verf., Parlamente und Reg. verfügen, selbstständig.
Landesnatur: Australien (Kontinent).
Bevölkerung: Bei der zumeist aus Europa eingewanderten Bev. überwiegt der brit. Anteil (zu etwa 95 %). Die Zahl der größtenteils in Reservaten im Landesinnern lebenden Ureinwohner (Aborigines, Australier) beträgt etwa 180 000. 85 % der Ew. leben in Städten, bes. im SO und O des Kontinents, wo südlich der Linie Newcastle-Adelaide über 90 % der Bev. konzentriert sind. - Das Schulwesen ist staatlich oder wird vom Staat unterstützt. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr; außer der Nationaluniv. in Canberra (1946 gegr.) gibt es 38 weitere Univ. (die älteste in Sydney, 1850) und Hochschulen. 73 % der Bev. sind Christen (davon 26 % Katholiken, 24 % Anglikaner). Viele Einwohner sind konfessionslos oder machen keine Angaben.
Wirtschaft, Verkehr: A. hat eine entwickelte Ind. und eine bedeutsame, hoch mechanisierte Landwirtschaft. Letztere nutzt rd. 65 % der Staatsfläche, wegen fehlender Bewässerungsmöglichkeiten größtenteils weidewirtschaftlich, für den intensiven bewässerten Ackerbau nur etwa 4 %. Die Landwirtschaft ist neben dem aufstrebenden Bergbausektor wichtigster Wirtschaftszweig von A. und trägt mit etwa einem Drittel zu den Exporteinnahmen, aber nur 3 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Als wichtigste landwirtsch. Produkte werden z. T. mit Bewässerung und bes. in den Randgebieten Weizen, Zuckerrohr, Baumwolle, Gerste, Roggen angebaut; wichtige Exportgüter sind Schafwolle (1994: 30 % der Weltproduktion), Rindfleisch und Milchprodukte, Weizen und Zucker. In den trockenen Teilen des Landes überwiegt die Viehzucht (Schafe, Rinder). Der Bergbau (bes. in West-A.) trägt mit reichen Bodenschätzen (Kohle, Erdöl, Erdgas, Uran, Nickel, Eisenerz, Bauxit, Diamanten, Kupfer, Blei, Zink, Opale, Gold und Silber) rd. ein Drittel zum Exportwert bei. A. ist einer der größten Produzenten und Exporteure von Eisenerz, Bauxit, Kupfer, Blei, Zink, Nickel und Brennstoffen. Rd. die Hälfte der austral. Mineralexporte gehen auf den japan. Markt. In der Ind. herrschen Eisen- und Stahlerzeugung (Neusüdwales, Süd-A.) vor. Weitere Industriezweige sind Metallverarbeitung (Fahrzeug- und Maschinenbau), Nahrungsmittel-, chem. und Elektroind. - Ausgeführt werden v. a. landwirtsch. Erzeugnisse und Bergbauprodukte, eingeführt Maschinen, elektrotechn. Erzeugnisse und Fahrzeuge. Die wichtigsten Handelspartner sind Japan, die EU-Länder (bes. Großbritannien, Dtl.), die USA und Neuseeland.Verkehr: Das Eisenbahnnetz (1991: 36 652 km; verschiedene Spurweiten) und das Straßennetz (1992: 810 000 km, davon 16 000 km National Highways) sind im SO am dichtesten. Ein bed. Teil des Transportwesens wird über den Straßenverkehr abgewickelt. Es besteht eine durchgängige Eisenbahnverbindung von der W- zur O-Küste (Perth-Sydney). In den dünn besiedelten Gebieten von A. (Zentral- und West-A.) herrscht der Luftverkehr vor (428 Landeplätze). Die internat. Flughäfen liegen bei Sydney, Melbourne, Adelaide, Perth, Darwin, Brisbane und Townsville; die Fluggesellschaft »Qantas Airways«, die internat. Flugrouten bedient, ist zum größten Teil im Besitz der austral. Bundesregierung. Die austral. Handelsflotte hatte (1995) 3,04 Mio. BRT. Haupthäfen sind Melbourne, Sydney, Port Kembla, Fremantle, Adelaide, Geelong, Newcastle, Port Hedland und Dampier.
Geschichte: Die O-Küste des seit Beginn des 17. Jh. v. a. von Holländern erkundeten A. (daher Neuholland genannt) wurde 1770 von J. Cook für Großbritannien in Besitz genommen (New South Wales). 1788 begann dort mit der Gründung einer brit. Sträflingskolonie beim heutigen Sydney die Besiedlung; ab 1793 kamen auch freie Siedler nach A. (Einführung der Schafzucht). Die ab 1825 eigenständige Kolonie Van Diemen's Land erhielt 1853 den Namen Tasmanien. Als weitere brit. Kolonien entstanden 1829 Western Australia, 1836 South Australia und 1851 Victoria. 1851 lösten Goldfunde eine große Einwanderungswelle aus. Die Ureinwohner (Australier) wurden in unfruchtbare Gebiete abgedrängt (in Tasmanien bis 1876 ausgerottet). Nach 1850 (»Australian Colonies Government Act«) erhielten die Kolonien New South Wales, Victoria, Tasmania und South Australia fast uneingeschränkte Autonomie (mit parlamentar. Verfassung), 1859 Queensland und 1890 Western Australia; sie schlossen sich am 1. 1. 1901 zu einem Bundesstaat (Commonwealth of Australia) im Rahmen des Brit. Empire zusammen. Im 1. Weltkrieg unterstützte A. das Mutterland; im 2. Weltkrieg kämpfte es aufseiten der Alliierten v. a. gegen Japan. In der Nachkriegszeit wechselten Koalitionsregierungen aus Liberal Party und National Country Party bzw. National Party (1949-72, 1975-83, seit 1996) mit Kabinetten der Labor Party (1941-49, 1972-75 und 1983-96). Mit der Unterzeichnung des »Australian Act 1986« durch die brit. Königin Elizabeth II. wurden die letzten rechtl. Bindungen des Austral. Bundes an Großbritannien gelöst. Im »Native Title Act 1993«, 1995 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt, kam die Reg. den Aborigines in der Frage des Rechtsanspruchs auf Land entgegen. Nach einem 1998 gefassten Beschluss der verfassungsgebenden Versammlung soll A. Republik werden. In der Außenpolitik verstärkte A. seit dem 2. Weltkrieg die Zusammenarbeit mit den USA (Gründungsmitgl. des ANZUS-Paktes und der SEATO, Teilnahme am Korea- und Vietnamkrieg). Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes (1989/90/91) bezieht die Reg. die Staaten SO- und O-Asiens stärker in das Konzept ihrer Sicherheits- und Außenpolitik ein.
Literatur:
G. Bolton. The Oxford history of Australia, hg. v. Auf 5 Bde. ber. Melbourne u. a. 1986 ff.
Voigt, J. H.: Gesch. A.s. Stuttgart 1988.
The Cambridge encyclopedia of Australia, hg. v. S. Bambrick. Cambridge 1994.
Hughes, R.: A. Die Besiedlung des fünften Kontinents. A. d. Amerikan. Tb.-Ausg. München 31995.
Löffler, E. u. Grotz, R.: A. Darmstadt 1995.
A. Eine interdisziplinäre Einführung, hg. v. R. Bader. Trier 1996.
Bell, S.: Ungoverning the economy. The political economy of Australian economy policy. Melbourne 1997.
Corden, W. M.: The road to reform. Essays on Australian economic policy. South Melbourne 1997.
New developments in Australian politics, hg. v. B. Galligan u. a. South Melbourne 1997.
Wopfner, H. A. Stuttgart 1997.
Hughes, O. E.: Australian politics. South Yarra 31998.
Thompson, R. C.: Religion in Australia. A history. Neudr. Melbourne 1998.
II Australi|en
[lat. terra australis »Südland«], der kleinste Erdteil. Er umfasst das austral. Festland sowie die Inseln Tasmanien, die Furneaux Islands, die Hunter Islands und King Island sowie die Inseln in der Torresstraße im N, ferner die Inseln vor der austral. W-Küste. Das Festland A. und die Inseln bilden den Staat Australien.
A. liegt auf der Südhalbkugel beiderseits des südl. Wendekreises zw. Ind. und Pazif. Ozean; Fläche: 7,68 Mio. km2. Es reicht im N im Kap York bis 10º 45' s. Br., im SO mit dem Kap Wilson bis 39º 40' s. Br., mit dem Südostkap Tasmaniens bis 43º 39' s. Br.; westlichster Punkt (Steep Point) 113º ö. L., östlichster (Kap Byron) 154º ö. L.; größte N-S-Erstreckung 3 680 km, größte W-O-Erstreckung 4 100 km.
Landesnatur: Die Küsten A.s sind wenig gegliedert, nur die Große Austral. Bucht im S und der Carpentariagolf im N greifen tief ins Land ein. Auf den Halbinseln im N und S, im SW und SO besitzt A. Riaküsten mit z. T. ausgezeichneten Naturhäfen. Vor der NO-Küste erstreckt sich das der Schifffahrt hinderl. Große Barriereriff (Korallenriff). - A. ist ein Land der Weite und Gleichförmigkeit mit geringen Höhenunterschieden. Es gliedert sich in die Great Dividing Range (im Mount Kosciusko 2 230 m ü. M.) parallel der O-Küste und das westlich vorgelagerte Austral. Tiefland mit der Murray-Darling-Senke. Die Mitte und den W des Erdteils nimmt der Austral. Schild ein (von Mittelgebirgen durchsetzte weite Tafelländer). Rd. 60 % der Fläche A.s sind abflusslos. Die Seen bilden in der Trockenzeit Salzpfannen, die meisten Flüsse führen nur periodisch Wasser (Creeks). Die große Wasserarmut des Kontinents wird durch artesische Wasservorkommen gemildert.
Klima: Der südl. Wendekreis teilt A. in ein nördl. tropisches und in ein südl. subtropisches Gebiet; Tasmanien gehört zum gemäßigten Bereich. Durch den jahreszeitl. Wechsel sind ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten bestimmend. Die Randgebiete sind regenarm; außerordentlich trocken ist das Innere.
Pflanzen- und Tierwelt: Die Vegetation bildet mit der Tasmaniens ein eigenes austral. Florenreich. Den trop. Regenwäldern im N und NO schließen sich Baum-, Busch- und Grassavannen an; charakterist. Pflanzenarten sind Eukalyptus, Flaschenbaum, Grasbaum, Kasuarine, Akazie und Spinifex. Auch die Tierwelt weist eigene Formen auf. Die Säugetierfauna setzt sich v. a. aus Beuteltieren zusammen (Känguru, Koalabär), außerdem leben hier Vertreter der primitiven Kloakentiere wie Schnabeltier und Ameisenigel. Außergewöhnlich artenreich ist die Vogelfauna mit u. a. Emu, Leierschwanz, Kakadus und Echten Papageien. Der Dingo ist wohl eine verwilderte primitive Form des Haushundes, die sich stark vermehrenden Wildkaninchen wurden aus Europa eingeführt.
Vorgeschichte: Die Besiedlung A.s von Asien aus in der letzten Kaltzeit wurde durch den zu dieser Zeit niedrigen Meeresspiegel (schmale Wasserstraßen) begünstigt. Etwa 43 000 bis 47 000 Jahre alt sind Steinwerkzeuge, die bei Sydney gefunden wurden. Die ältesten Siedlungsfunde stammen aus der Zeit um 30 000 v. Chr.; vor rd. 25 000 Jahren wurde an der austral. S-Küste (Koonaldahöhle) erstmals Feuerstein abgebaut. Der Bumerang ist seit etwa 8000 v. Chr. belegt; die für A. typ. Felsbilder (Tier- und Menschendarstellungen) sind z. T. 5 000 Jahre alt. In Tasmanien, das um 8000 v. Chr. durch die sich bildende Bass-Straße von A. getrennt wurde, blieb die Kultur auf dem Stand der austral. Frühzeit. Nachdem sich in den letzten zwei Jt. die Fähigkeit der austral. Ureinwohner, Steingeräte herzustellen, allmählich zurückbildete, bestanden zur Zeit der Entdeckung A.s ihre Waffen und Geräte meist aus Holz.
Literatur:
Lamping, H.: A. Stuttgart 1985.
Pettit, R.: A. Tier- u. Pflanzenbuch. Hannover 1985.
Politisches Lexikon Asien, A., Pazifik, hg. v. Werner Draguhn u. a. München 21989.
Löffler, E. u. Grotz, R.: A. Darmstadt 1995.
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