Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Athen
Athen (Athina, Athinä), Hptst. von Griechenland und des Verwaltungsgebiets Attika, 772 100 Ew., städt. Agglomeration (einschl. Piräus) 3,07 Mio. Ew. (fast 1/3 der grch. Bevölkerung).A. liegt in Attika, 5 km vom Meer entfernt, umgeben von Hymettos (1 028 m), Pentelikon (1 109 m), Parnes (1 413 m) und Ägaleos (468 m), und wird durch die »Türkenberge« (bis 338 m) geteilt, die sich im Lykabettos (277 m) und südlich davon noch einmal in der Akropolis (156 m) erheben. A. ist eine lebhafte Geschäfts- und Handelsstadt, Industriezentrum (im Raum A.-Piräus bes. Textil- und chem. Ind., Erdölraffinerie, Werften), Wirtschaftsmittelpunkt und Finanzzentrum Griechenlands, Mittler im See- und Luftverkehr (Flughafen Hellenikon) mit dem Orient, geistiger Mittelpunkt mit Univ., TH und anderen Hochschulen, Museen (National-, Akropolis-, Byzantin. Museum u. a.), Sitz des Oberhaupts der grch.-orth. Staatskirche. Mit Piräus ist A. durch Schnellstraße, Eisenbahn und Schnellbahn verbunden.
Stadtbild: Im Altertum war A. die Hptst. von Attika. Der älteste Teil ist die Akropolis, die im Laufe der Jahrhunderte mit bed. Schöpfungen grch. Baukunst ausgestaltet wurde. Rings um die Akropolis lag die Stadt, die ebenfalls reich war an glanzvollen Bauwerken, darunter v. a. Hallen (Stoa poikile) und Tempel um die Agora nördlich der Akropolis, viele Stadttore (Dipylon), das Dionysostheater am S-Hang der Akropolis und das Olympieion im SO der Stadt. Die Areopaghöhe wurde Sitz des Adelsrates. Die Stadt erhielt unter Themistokles einen Mauerring (Gesamtumfang 6,5 km) und wurde unter Perikles durch die »Langen Mauern« mit dem Hafen Piräus verbunden. Außerhalb der Stadt am Ilissos lag das von Lykurg erbaute panathenäische Stadion, das heute dort in Marmor neu errichtet ist.
Geschichte: Die Besiedlung von A., bes. auf der Akropolis, ist seit dem 3. Jt. v. Chr. nachweisbar. Der Sage nach unter Theseus, tatsächlich in jahrhundertelangem Prozess der Vereinigung (Synoikismos) Attikas, wurde A. Staat. A. durchlief in archaischer und vorklass. Zeit den innenpolit. Entwicklungsprozess von der Monarchie zur Demokratie, wobei die aristokrat. Oberschicht lange Zeit starke polit. und wirtsch. Geltung besaß. Nach der Gesetzgebung Drakons um 624 (621?) schuf bes. Solon (ab 594) die Grundlagen der athen. Demokratie, die nach der Tyrannis der Peisistratiden in der Staatsordnung des Kleisthenes (ab 508/507) und schließlich des Ephialtes (462) ihre Form fand. Die Gründung des Attisch-Del. Seebundes (477) dokumentierte den Aufstieg A.s zur Vormacht der Griechen. Die athen. Machtstellung wurde im Peloponnes. Krieg (431-404) durch Sparta erschüttert, in der Schlacht bei Chaironeia (338) endgültig zerschlagen. A. wurde 86 v. Chr. von Sulla erobert, war dann röm., später byzantin. Provinzstadt; 529 schloss Justinian I. die Akademie. Seit 1204 im Besitz der Kreuzfahrer; ab 1205 vom burgund. Geschlecht de la Roche, 1311-86 von der Katalan. Kompanie, dann von der florentin. Patrizierfamilie Acciainuli beherrscht. 1456 wurde A. türkisch, 1834 (nach der grch. Unabhängigkeit) Hptst. Griechenlands und Residenz des Königs.
▣ Literatur:
M. Mehling. Knaurs Kulturführer in Farbe, Athen u. Attika, hg. v. Beiträge v. E. Konstantinou u. a. München 1984.
⃟ Welwei, K.-W.: A. Vom neolith. Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis. Darmstadt 1992.
⃟ Bleicken, J.: Die athen. Demokratie. Paderborn u. a. 41995.
⃟ Habicht, Chr.: A. Die Gesch. der Stadt in hellenist. Zeit. München 1995.
⃟ Meier, Christian: A. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Tb.-Ausg. München 1995.
Stadtbild: Im Altertum war A. die Hptst. von Attika. Der älteste Teil ist die Akropolis, die im Laufe der Jahrhunderte mit bed. Schöpfungen grch. Baukunst ausgestaltet wurde. Rings um die Akropolis lag die Stadt, die ebenfalls reich war an glanzvollen Bauwerken, darunter v. a. Hallen (Stoa poikile) und Tempel um die Agora nördlich der Akropolis, viele Stadttore (Dipylon), das Dionysostheater am S-Hang der Akropolis und das Olympieion im SO der Stadt. Die Areopaghöhe wurde Sitz des Adelsrates. Die Stadt erhielt unter Themistokles einen Mauerring (Gesamtumfang 6,5 km) und wurde unter Perikles durch die »Langen Mauern« mit dem Hafen Piräus verbunden. Außerhalb der Stadt am Ilissos lag das von Lykurg erbaute panathenäische Stadion, das heute dort in Marmor neu errichtet ist.
Geschichte: Die Besiedlung von A., bes. auf der Akropolis, ist seit dem 3. Jt. v. Chr. nachweisbar. Der Sage nach unter Theseus, tatsächlich in jahrhundertelangem Prozess der Vereinigung (Synoikismos) Attikas, wurde A. Staat. A. durchlief in archaischer und vorklass. Zeit den innenpolit. Entwicklungsprozess von der Monarchie zur Demokratie, wobei die aristokrat. Oberschicht lange Zeit starke polit. und wirtsch. Geltung besaß. Nach der Gesetzgebung Drakons um 624 (621?) schuf bes. Solon (ab 594) die Grundlagen der athen. Demokratie, die nach der Tyrannis der Peisistratiden in der Staatsordnung des Kleisthenes (ab 508/507) und schließlich des Ephialtes (462) ihre Form fand. Die Gründung des Attisch-Del. Seebundes (477) dokumentierte den Aufstieg A.s zur Vormacht der Griechen. Die athen. Machtstellung wurde im Peloponnes. Krieg (431-404) durch Sparta erschüttert, in der Schlacht bei Chaironeia (338) endgültig zerschlagen. A. wurde 86 v. Chr. von Sulla erobert, war dann röm., später byzantin. Provinzstadt; 529 schloss Justinian I. die Akademie. Seit 1204 im Besitz der Kreuzfahrer; ab 1205 vom burgund. Geschlecht de la Roche, 1311-86 von der Katalan. Kompanie, dann von der florentin. Patrizierfamilie Acciainuli beherrscht. 1456 wurde A. türkisch, 1834 (nach der grch. Unabhängigkeit) Hptst. Griechenlands und Residenz des Königs.
▣ Literatur:
M. Mehling. Knaurs Kulturführer in Farbe, Athen u. Attika, hg. v. Beiträge v. E. Konstantinou u. a. München 1984.
⃟ Welwei, K.-W.: A. Vom neolith. Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis. Darmstadt 1992.
⃟ Bleicken, J.: Die athen. Demokratie. Paderborn u. a. 41995.
⃟ Habicht, Chr.: A. Die Gesch. der Stadt in hellenist. Zeit. München 1995.
⃟ Meier, Christian: A. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Tb.-Ausg. München 1995.