Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Aserbaidschan
I Aserbaidschan,histor. Gebiet in Vorderasien, zw. dem südl. Kaukasus, dem Armen. Hochland und dem Kasp. Meer. A. umfasst die Republik Aserbaidschan und die iran. Provinzen Ost-A. (Hptst. Täbris), West-A. (Hptst. Urmia) und Teile der Prov. Ardebil, zusammen rd. 100 000 km2, 6,1 Mio. Ew.; ein vulkan. Hochland (bis 4 811 m) mit heißen Quellen. Die Täler und Becken sind dicht besiedelt von Aserbaidschanern, in den westl. Gebirgen auch Kurden. Bodenschätze sind wenig erschlossen. Außer Getreide, Reis und Baumwolle gedeihen Wein und Obst. Teppichknüpfereien bes. in Täbris, das zugleich bedeutender Handelsplatz Irans ist. - A., von den Römern Albania genannt, gehörte seit dem 3. Jh. zum Sassanidenreich und wurde im 7. Jh. von den Arabern erobert (Einführung des Islam). Nach Einwanderung türk. Stämme im 11. Jh. (Seldschukenherrschaft) und dem Einfall der Mongolen im 13. Jh. war A. vom 16. bis 18. Jh. Streitobjekt zw. Persien und der Türkei. 1828 kam der N-Teil an Russland. Das bei Persien verbliebene restl. Gebiet war 1909-17 von russ., danach bis 1921 von brit. Truppen besetzt und geriet zeitweise unter türk. Einfluss. Nach Besetzung durch die UdSSR (1941-46) fiel es wieder an Iran.
▣ Literatur:
Gronke, M.: Derwische im Vorhof der Macht. Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte Nordwestirans im 13. u. 14. Jahrhundert. Stuttgart 1993.
II Aserbaidschan
⃟ Fläche: 86 600 km2
Einwohner: (1997) 7,65 Mio.
Hauptstadt: Baku
Verwaltungsgliederung: 65 Kreise und 9 kreisfreie Städte
Amtssprache: Aserbaidschanisch (Aseri)
Nationalfeiertag: 28. 5.
Währung: 1 Aserbaidschan-Manat (A. M.) = 100 Gepik (G)
Zeitzone: MEZ + 3 Std.
(amtl. aserbaidschan. Azärbaycan Respublikasɪ, dt. Aserbaidschanische Republik), Staat in SW-Asien, grenzt im W an Armenien, im NW an Georgien, im N an Russland, im O an das Kasp. Meer und im S an Iran. Zu A. gehört als Exklave (durch armen. Gebiet getrennt) die Autonome Rep. Naxçɪvan (russ. Nachitschewan). Innerhalb A.s liegt das von Armenien beanspruchte (und seit 1994 weitgehend besetzte) Gebiet Bergkarabach.
Staat und Recht: Nach der am 12. 11. 1995 per Referendum verabschiedeten Verf. ist A. eine Rep. mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt mit weitgehenden exekutiven Vollmachten ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt und entlässt die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (125 Abg., für fünf Jahre gewählt). Das Mehrparteiensystem wird u. a. von der Partei Neues A. (NAP), der Nat. Volksfront A. und der Nat. Unabhängigkeitspartei (Istiklal) repräsentiert.
Landesnatur: A. liegt im östl. Teil Transkaukasiens; es erstreckt sich vom Großen Kaukasus im N bis ins Ararathochland im SW und zum Ufer des Kasp. Meeres im O. Kernland ist das Kuratal und die Kura-Araks-Niederung, die sich zum Kasp. Meer öffnet, sowie die Halbinsel Apscheron. Im N umfasst A. den östl. Haupt- und Seitenkamm des Großen Kaukasus (bis 4 466 m ü. M.) sowie Teile des Kleinen Kaukasus mit dem vulkan. Hochland von Karabach. Der südl. Zipfel der Kura-Araks-Niederung, die Länkäranniederung, wird vom Talyschgebirge begrenzt, das bis in iran. Staatsgebiet hineinreicht. In der subtrop. Zone gelegen, zeigt das Klima reliefbedingte (rd. die Hälfte des Landes ist gebirgig) Unterschiede. Halbwüsten- und Steppenklima herrscht in den Niederungen (Julimittel 25-27 ºC, Januarmittel 0-3 ºC, 200-300 mm Jahresniederschlag), subtropisch feuchtes in der Länkäranniederung (Julimittel 27 ºC, Januarmittel 6 ºC, 1 100-1 800 mm Jahresniederschlag). Besonders niederschlagsarm ist die Halbinsel Apscheron. Eichen-, Buchen-, Kastanienwälder und Strauchformationen bedecken rd. 13 % der Fläche. Im Tiefland herrscht Halbwüsten-, stellenweise auch Wüstenvegetation.
Bevölkerung: Sie setzte sich 1989 zu 82,7 % aus Aserbaidschanern, 5,6 % Russen, 5,6 % Armeniern (heute zum großen Teil nach Armenien geflüchtet), 2,4 % Lesgiern sowie 3,7 % Angehörigen anderer Nationalitäten (Ukrainer, Tataren u. a.) zusammen. 45 % der Bewohner leben in Höhenlagen bis 500 m ü. M. (bes. dicht besiedelt sind die Halbinsel Apscheron um Baku sowie die Länkäranniederung), 45 % bis 1 000 m ü. M., etwa 7 % bis 2 000 m ü. M. und 3 % über 2 000 m ü. M. Die Aserbaidschaner sind mit den Türken eng verwandt; 62 % der Bev. sind schiit., 26 % sunnit. Muslime. Es besteht eine 10-jährige Grundschulpflicht. Neben der Aserbaidschan. Akademie der Wiss. gibt es in A. 23 Hochschulen, darunter eine Univ. in Baku.
Wirtschaft, Verkehr: Die Industrie hat gegenüber der Landwirtschaft größere Bedeutung. Nach der polit. Unabhängigkeit ist die Entwicklung marktwirtschaftlich orientiert. Neben vielfach maroden Ind.- und Agrarbetrieben sowie der zurückgebliebenen Infrastruktur wirkt sich der militär. Konflikt mit Armenien hindernd auf die wirtsch. Umgestaltung aus. Etwa 30 % der landwirtsch. Nutzfläche, die knapp die Hälfte der Landesfläche einnimmt, ist Ackerland, das zu 70 % künstlich bewässert wird. Hauptanbauprodukte sind Baumwolle, Weizen, Reis, Gemüse, Tabak und Wein. Die Länkäranniederung ist Anbauschwerpunkt für Zitrusfrüchte und Tee. Maulbeerbaumkulturen sind die Grundlage der traditionellen Seidenraupenzucht. Die Viehzucht (Schafe, Rinder, Ziegen) verfügt über Sommerweiden im Gebirge und Winterweiden im Tiefland. - Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Erdölind., die 1871 mit der Erdölförderung im Raum Baku einsetzte und 1949 auf die untermeer. Lagerstätten ausgedehnt wurde. Heute stammen 70 % des gewonnenen Erdöls und 90 % des Erdgases aus dem Uferbereich des Kasp. Meeres. Das Erdöl ist von hoher Qualität, die Lagerstätten sind jedoch im Uferbereich stark erschöpft; zunehmend müssen Offshorelagerstätten kostenträchtig genutzt werden. Weitere Bodenschätze sind Eisen-, Kupfer-, Molybdän- u. a. Erze, Alunit, Schwefelkies, Steinsalz. - In der Ind. überwiegen Petrochemie, Eisen-, Stahl-, Aluminiumerzeugung, Maschinenbau (Baku, Sumqayɪt, Gäncä), die traditionelle Baumwoll-, Seiden-, Teppich- sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. - Ausgeführt wurden Erdöl und -produkte, Erdgas, Eisenmetalle, Baumwolle, Maschinen, Aggregate, Chemieprodukte und Tee, eingeführt Metalle, Apatit, Bauxit, Steinkohle, Pkw, Traktoren, Landmaschinen, Holz und Nahrungsmittel. - Das Verkehrsnetz umfasst (1995) 2 123 km Eisenbahnlinien und etwa 31 000 km Straßen, davon 29 000 km mit fester Decke. Von Baku, in dessen Nähe sich ein internat. Flughafen befindet, führen Schiffsverbindungen nach Turkmenbaschi (Turkmenistan), Aktau (Kasachstan) und zu iran. Häfen sowie eine Erdölleitung über Grosny nach Noworossisk.
Geschichte: Das histor. Gebiet in Vorderasien, westlich des Kasp. Meeres gelegen, gehört heute mit dem nördl. Teil zur Republik A. und mit seinem südl. Teil zur gleichnamigen iran. Provinz. In der Antike war A. im Wesentlichen unter dem Namen Albania bekannt. 643 wurde es von den Arabern erobert, die den Islam einführten. Im 11. Jh. wanderten türk. Stämme ein; A. kam unter die Herrschaft der Seldschuken und wurde türkisiert. 1120 gerieten Teile von A. unter georg. Herrschaft (bis ins 13. Jh.). 1221/22 und 1235/39 mongol. Invasionen; nach dem Zerfall des mongol. Großreiches zw. den Teilreichen der Ilkhane und der Goldenen Horde umkämpft. Unter der pers. Dynastie der Safawiden erlebte A. einen wirtsch. Aufschwung. Nach kurzer Herrschaft der Osmanen eroberte Schah Abbas I., der Große, A. 1603 zurück. Das nördl. A. fiel 1828 an Russland.1918 errichteten bolschewist. Kräfte im russ. Teil von A. zunächst eine Rätemacht (Bakuer Kommune), gegen die sich mit türk. Hilfe im Sommer 1918 die von einem »Muslim. Nationalrat« in Tiflis proklamierte »Aserbaidschan. Republik« durchsetzte. Nach Besetzung durch die Rote Armee wurde A. 1920 Sowjetrepublik. Diese bildete 1922-36 zus. mit Armenien und Georgien die Transkaukas. Sozialist. Föderative Sowjetrepublik. 1921 wurden Bergkarabach und Naxçɪvan administrativ A. angegliedert. Seit 1936 Unionsrep. der UdSSR, erklärte A. am 30. 8. 1991 seine Unabhängigkeit. Im Sept. 1991 löste sich die KP auf. Im Dez. 1991 schloss sich A. der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an (1992-93 Aussetzung der Mitgliedschaft) und entwickelte enge Beziehungen zur Türkei. 1994 unterzeichnete A. das NATO-Dokument »Partnerschaft für den Frieden«.
Der 1988 ausgebrochene Streit zw. A. und Armenien um das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergkarabach führte 1992 zum militär. Konflikt zw. den beiden Republiken, in dessen Verlauf etwa 20 % des aserbaidschan. Territoriums von armen. Truppen besetzt wurden; 1994 vermittelte Russland einen Waffenstillstand.Der Konflikt um Bergkarabach löste in Verbindung mit anderen Problemen (u. a. die bisherige ökonom. Fremdbestimmung und die Kontrolle der im Islam wurzelnden Kultur durch die sowjet. Herrschaft) eine intensive Suche nach nat. Identität aus, eine facettenreiche Bewegung, die auch zu schweren Auseinandersetzungen zw. der national orientierten »Volksfront« und der »alten« Machtelite aus sowjet. Zeit führte. Vor diesem Hintergrund kam es zu häufigen Putschversuchen und Machtwechseln. Nach dem Sturz des seit 1992 amtierenden Präs. A. Eltschibej (Volksfront) übernahm 1993 Gejdar Ali Alijew (u. a. 1982-87 Mitgl. des Politbüros des ZK der KPdSU) dessen Nachfolge; im Okt. 1998 wurde er durch Wahlen im Amt des Staatspräs. bestätigt.
▣ Literatur:
Bischof, H.: Regimewechsel in A. u. der Krieg um Berg-Karabach. Bonn 1992.
⃟ Yazdani, A. O.: Geteiltes A. Blick auf ein bedrohtes Volk. Berlin 1993.
⃟ Arménie, Azerbaïdjan, Georgie. L`an V des indépendances, hg. v. R. Berton-Hogge u. a. Paris 1996.
▣ Literatur:
Gronke, M.: Derwische im Vorhof der Macht. Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte Nordwestirans im 13. u. 14. Jahrhundert. Stuttgart 1993.
II Aserbaidschan
⃟ Fläche: 86 600 km2
Einwohner: (1997) 7,65 Mio.
Hauptstadt: Baku
Verwaltungsgliederung: 65 Kreise und 9 kreisfreie Städte
Amtssprache: Aserbaidschanisch (Aseri)
Nationalfeiertag: 28. 5.
Währung: 1 Aserbaidschan-Manat (A. M.) = 100 Gepik (G)
Zeitzone: MEZ + 3 Std.
(amtl. aserbaidschan. Azärbaycan Respublikasɪ, dt. Aserbaidschanische Republik), Staat in SW-Asien, grenzt im W an Armenien, im NW an Georgien, im N an Russland, im O an das Kasp. Meer und im S an Iran. Zu A. gehört als Exklave (durch armen. Gebiet getrennt) die Autonome Rep. Naxçɪvan (russ. Nachitschewan). Innerhalb A.s liegt das von Armenien beanspruchte (und seit 1994 weitgehend besetzte) Gebiet Bergkarabach.
Staat und Recht: Nach der am 12. 11. 1995 per Referendum verabschiedeten Verf. ist A. eine Rep. mit Präsidialsystem. Staatsoberhaupt mit weitgehenden exekutiven Vollmachten ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt und entlässt die Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (125 Abg., für fünf Jahre gewählt). Das Mehrparteiensystem wird u. a. von der Partei Neues A. (NAP), der Nat. Volksfront A. und der Nat. Unabhängigkeitspartei (Istiklal) repräsentiert.
Landesnatur: A. liegt im östl. Teil Transkaukasiens; es erstreckt sich vom Großen Kaukasus im N bis ins Ararathochland im SW und zum Ufer des Kasp. Meeres im O. Kernland ist das Kuratal und die Kura-Araks-Niederung, die sich zum Kasp. Meer öffnet, sowie die Halbinsel Apscheron. Im N umfasst A. den östl. Haupt- und Seitenkamm des Großen Kaukasus (bis 4 466 m ü. M.) sowie Teile des Kleinen Kaukasus mit dem vulkan. Hochland von Karabach. Der südl. Zipfel der Kura-Araks-Niederung, die Länkäranniederung, wird vom Talyschgebirge begrenzt, das bis in iran. Staatsgebiet hineinreicht. In der subtrop. Zone gelegen, zeigt das Klima reliefbedingte (rd. die Hälfte des Landes ist gebirgig) Unterschiede. Halbwüsten- und Steppenklima herrscht in den Niederungen (Julimittel 25-27 ºC, Januarmittel 0-3 ºC, 200-300 mm Jahresniederschlag), subtropisch feuchtes in der Länkäranniederung (Julimittel 27 ºC, Januarmittel 6 ºC, 1 100-1 800 mm Jahresniederschlag). Besonders niederschlagsarm ist die Halbinsel Apscheron. Eichen-, Buchen-, Kastanienwälder und Strauchformationen bedecken rd. 13 % der Fläche. Im Tiefland herrscht Halbwüsten-, stellenweise auch Wüstenvegetation.
Bevölkerung: Sie setzte sich 1989 zu 82,7 % aus Aserbaidschanern, 5,6 % Russen, 5,6 % Armeniern (heute zum großen Teil nach Armenien geflüchtet), 2,4 % Lesgiern sowie 3,7 % Angehörigen anderer Nationalitäten (Ukrainer, Tataren u. a.) zusammen. 45 % der Bewohner leben in Höhenlagen bis 500 m ü. M. (bes. dicht besiedelt sind die Halbinsel Apscheron um Baku sowie die Länkäranniederung), 45 % bis 1 000 m ü. M., etwa 7 % bis 2 000 m ü. M. und 3 % über 2 000 m ü. M. Die Aserbaidschaner sind mit den Türken eng verwandt; 62 % der Bev. sind schiit., 26 % sunnit. Muslime. Es besteht eine 10-jährige Grundschulpflicht. Neben der Aserbaidschan. Akademie der Wiss. gibt es in A. 23 Hochschulen, darunter eine Univ. in Baku.
Wirtschaft, Verkehr: Die Industrie hat gegenüber der Landwirtschaft größere Bedeutung. Nach der polit. Unabhängigkeit ist die Entwicklung marktwirtschaftlich orientiert. Neben vielfach maroden Ind.- und Agrarbetrieben sowie der zurückgebliebenen Infrastruktur wirkt sich der militär. Konflikt mit Armenien hindernd auf die wirtsch. Umgestaltung aus. Etwa 30 % der landwirtsch. Nutzfläche, die knapp die Hälfte der Landesfläche einnimmt, ist Ackerland, das zu 70 % künstlich bewässert wird. Hauptanbauprodukte sind Baumwolle, Weizen, Reis, Gemüse, Tabak und Wein. Die Länkäranniederung ist Anbauschwerpunkt für Zitrusfrüchte und Tee. Maulbeerbaumkulturen sind die Grundlage der traditionellen Seidenraupenzucht. Die Viehzucht (Schafe, Rinder, Ziegen) verfügt über Sommerweiden im Gebirge und Winterweiden im Tiefland. - Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Erdölind., die 1871 mit der Erdölförderung im Raum Baku einsetzte und 1949 auf die untermeer. Lagerstätten ausgedehnt wurde. Heute stammen 70 % des gewonnenen Erdöls und 90 % des Erdgases aus dem Uferbereich des Kasp. Meeres. Das Erdöl ist von hoher Qualität, die Lagerstätten sind jedoch im Uferbereich stark erschöpft; zunehmend müssen Offshorelagerstätten kostenträchtig genutzt werden. Weitere Bodenschätze sind Eisen-, Kupfer-, Molybdän- u. a. Erze, Alunit, Schwefelkies, Steinsalz. - In der Ind. überwiegen Petrochemie, Eisen-, Stahl-, Aluminiumerzeugung, Maschinenbau (Baku, Sumqayɪt, Gäncä), die traditionelle Baumwoll-, Seiden-, Teppich- sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. - Ausgeführt wurden Erdöl und -produkte, Erdgas, Eisenmetalle, Baumwolle, Maschinen, Aggregate, Chemieprodukte und Tee, eingeführt Metalle, Apatit, Bauxit, Steinkohle, Pkw, Traktoren, Landmaschinen, Holz und Nahrungsmittel. - Das Verkehrsnetz umfasst (1995) 2 123 km Eisenbahnlinien und etwa 31 000 km Straßen, davon 29 000 km mit fester Decke. Von Baku, in dessen Nähe sich ein internat. Flughafen befindet, führen Schiffsverbindungen nach Turkmenbaschi (Turkmenistan), Aktau (Kasachstan) und zu iran. Häfen sowie eine Erdölleitung über Grosny nach Noworossisk.
Geschichte: Das histor. Gebiet in Vorderasien, westlich des Kasp. Meeres gelegen, gehört heute mit dem nördl. Teil zur Republik A. und mit seinem südl. Teil zur gleichnamigen iran. Provinz. In der Antike war A. im Wesentlichen unter dem Namen Albania bekannt. 643 wurde es von den Arabern erobert, die den Islam einführten. Im 11. Jh. wanderten türk. Stämme ein; A. kam unter die Herrschaft der Seldschuken und wurde türkisiert. 1120 gerieten Teile von A. unter georg. Herrschaft (bis ins 13. Jh.). 1221/22 und 1235/39 mongol. Invasionen; nach dem Zerfall des mongol. Großreiches zw. den Teilreichen der Ilkhane und der Goldenen Horde umkämpft. Unter der pers. Dynastie der Safawiden erlebte A. einen wirtsch. Aufschwung. Nach kurzer Herrschaft der Osmanen eroberte Schah Abbas I., der Große, A. 1603 zurück. Das nördl. A. fiel 1828 an Russland.1918 errichteten bolschewist. Kräfte im russ. Teil von A. zunächst eine Rätemacht (Bakuer Kommune), gegen die sich mit türk. Hilfe im Sommer 1918 die von einem »Muslim. Nationalrat« in Tiflis proklamierte »Aserbaidschan. Republik« durchsetzte. Nach Besetzung durch die Rote Armee wurde A. 1920 Sowjetrepublik. Diese bildete 1922-36 zus. mit Armenien und Georgien die Transkaukas. Sozialist. Föderative Sowjetrepublik. 1921 wurden Bergkarabach und Naxçɪvan administrativ A. angegliedert. Seit 1936 Unionsrep. der UdSSR, erklärte A. am 30. 8. 1991 seine Unabhängigkeit. Im Sept. 1991 löste sich die KP auf. Im Dez. 1991 schloss sich A. der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an (1992-93 Aussetzung der Mitgliedschaft) und entwickelte enge Beziehungen zur Türkei. 1994 unterzeichnete A. das NATO-Dokument »Partnerschaft für den Frieden«.
Der 1988 ausgebrochene Streit zw. A. und Armenien um das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergkarabach führte 1992 zum militär. Konflikt zw. den beiden Republiken, in dessen Verlauf etwa 20 % des aserbaidschan. Territoriums von armen. Truppen besetzt wurden; 1994 vermittelte Russland einen Waffenstillstand.Der Konflikt um Bergkarabach löste in Verbindung mit anderen Problemen (u. a. die bisherige ökonom. Fremdbestimmung und die Kontrolle der im Islam wurzelnden Kultur durch die sowjet. Herrschaft) eine intensive Suche nach nat. Identität aus, eine facettenreiche Bewegung, die auch zu schweren Auseinandersetzungen zw. der national orientierten »Volksfront« und der »alten« Machtelite aus sowjet. Zeit führte. Vor diesem Hintergrund kam es zu häufigen Putschversuchen und Machtwechseln. Nach dem Sturz des seit 1992 amtierenden Präs. A. Eltschibej (Volksfront) übernahm 1993 Gejdar Ali Alijew (u. a. 1982-87 Mitgl. des Politbüros des ZK der KPdSU) dessen Nachfolge; im Okt. 1998 wurde er durch Wahlen im Amt des Staatspräs. bestätigt.
▣ Literatur:
Bischof, H.: Regimewechsel in A. u. der Krieg um Berg-Karabach. Bonn 1992.
⃟ Yazdani, A. O.: Geteiltes A. Blick auf ein bedrohtes Volk. Berlin 1993.
⃟ Arménie, Azerbaïdjan, Georgie. L`an V des indépendances, hg. v. R. Berton-Hogge u. a. Paris 1996.