Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Arzneimittel
Arzneimittel (Medikamente, Pharmaka), Stoffe zur Erkennung, Verhütung und Behandlung von Krankheiten und Beschwerden. Verwendet werden: Pflanzenteile (Arzneipflanzen) als Aufguss oder Tinktur, aus Drogen isolierte Wirkstoffe, z. B. Alkaloide, Glykoside, Hormone, Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen (Antibiotika) und zahlr. synthet. chem. Verbindungen. A.-Formen sind u. a. Tabletten, Dragees, Zäpfchen, Salben, Injektionslösungen. A. können äußerlich (auf Haut und Schleimhaut) oder innerlich angewendet werden. Bei der inneren Anwendung werden A. meist über den Magen-Darm-Kanal (oral, durch den Mund, oder rektal, über den Mastdarm) oder unter Umgehung des Magen-Darm-Kanals (parenteral) aufgenommen. Formen parenteraler Verabreichung sind: Aufnahme gasförmiger Stoffe (Aerosole) über die Lunge, Aufnahme von A. über die Haut durch wirkstoffabgebende »Pflaster« (transdermal), Einspritzen gelöster Stoffe unter die Haut (subkutan), in die Muskulatur (intramuskulär), in die Blutbahn (intravenös oder intraarteriell), in ein Gelenk (intraartikulär), ins Herz (intrakardial), in den Rückenmarkkanal (intralumbal) oder in die Bauchhöhle (intraperitoneal). Die Dosis eines A. ist die angewendete Menge, Maximaldosis die festgelegte Höchstmenge für eine einmalige oder tägl. Anwendung. Durch das A.-Gesetz von 1976 (in Kraft seit 1. 1. 1978) werden Herstellung, Kennzeichnung, Verschreibung (Rezeptpflicht), Abgabe (Apothekenpflicht) u. a. geregelt; das Gesetz soll die Sicherheit im Verkehr mit A. gewährleisten, es legt eine Gefährdungshaftung des pharmazeut. Unternehmers für A.-Schäden fest.
Geschichte: Die Ärzte des Altertums bereiteten ihre A. selbst. In Dtl. sind Apotheken, als Zubereitungsstätten für A., zuerst im 13. Jh. nachweisbar. Um 1800 wurde die A.-Herstellung auf naturwiss. Grundlagen gestellt.
Literatur:
W. Klinger Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, bearb. v. u. a. Jena 51989.
Haas, H.: Arzneipflanzenkunde. Mannheim u. a. 1991.
Allgemeine u. spezielle Pharmakologie u. Toxikologie, hg. v. W. Forth u. a. Mannheim u. a. 61992, 2. Nachdr. Heidelberg u. a. 1996.
Körner, H. H.: Betäubungsmittelgesetz, Arzneimittelgesetz. München 41994.
Mutschler, E. u. a.: Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie u. Toxikologie. Stuttgart 71996.
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