Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Artillerie
Artillerie [frz., zu altfrz. artill(i)er »mit Kriegsgerät ausrüsten«] die, 1) Bez. sowohl für eine Anzahl von Geschützen als auch i. w. S. für deren Gesamtheit; 2) Artillerietruppe, mit Geschützen und Raketenwerfern ausgerüstete Truppengattung der Landstreitkräfte. Sie dient der Unterstützung der Kampftruppen in allen Gefechtsarten.
Die A. wird unterteilt in die »Schießende A.« und die »Aufklärende A.«. Zur Schießenden A. gehören die Panzer-A., die Feld-A. und die Raketen-A. Für besondere Einsatzarten (Kampf im Gebirge, Luftlandeunternehmen) gibt es die mit speziellem Material ausgestattete Gebirgs-A. und Luftlande-A., zum Schutz von Küstenabschnitten die meist zur Marine gehörende Küsten-A. Die Geschützbestückung größerer Kriegsschiffe wird als Schiffs-A. bezeichnet. Flugabwehrgeschütze werden i. d. R. nicht zur A. gerechnet; sie sind in der Flugabwehrtruppe zusammengefasst.
Die Aufklärende A. hat die Aufgabe, durch Zielortung und Gefechtsfeldüberwachung ein genaues Feindbild zu vermitteln; sie bedient sich hierzu techn. Verfahren wie Schallmessung, Lichtmessung und Radaraufklärung. Diese Aufklärungsmittel sind in Beobachtungsbatterien zusammengefasst. Daneben steht u. a. der Bundeswehr das Lenkflugkörpersystem Drohne zur Verfügung.Geschichte: Bereits vor der ersten waffentechn. Verwendung des Schießpulvers setzte sich im Hoch- und Spät-MA. der Name A. (auch in Abwandlungen wie z. B. »Artollerei«, »Artellarey«) als Gattungsbegriff für die seit dem Altertum bekannten Kriegsmaschinen durch. Die Bez. wurde dann mit dem Aufkommen der Feuerwaffen auf die neuen Pulvergeschütze (»A.-Geschütze«) übertragen.In der zweiten Hälfte des 15. Jh. erfuhr das A.-Wesen v. a. durch Karl den Kühnen und Kaiser Maximilian I. einen großen Aufschwung. Im 17. Jh. führte der schwed. König Gustav II. Adolf kleine Begleitgeschütze für die Infanterie ein. Im 18. Jh. verbesserte Friedrich d. Gr. durch die Bildung einer »Reitenden A.« die Beweglichkeit und den takt. Einsatz der A. Napoleon I. baute die frz. A. zu einer eigenständigen Truppengattung aus.In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die A. durch waffentechn. Neuerungen (Hinterlader, gezogene Rohre, Langgeschosse) entscheidend verbessert. Zu dieser Zeit unterschied man Feld-A. (leichte und mittlere Geschütze) und Fuß-A. (schwere und schwerste Geschütze mit Kalibern bis zu 42 cm) sowie Festungsartillerie.
Im Zweiten Weltkrieg wurde v. a. die Beweglichkeit der bis dahin pferdebespannten A. kontinuierlich gesteigert, bes. mit motorisierten Zugmaschinen und Selbstfahrlafetten. Die Flak-A., seit 1935 eine Waffengattung im Rahmen der Luftwaffe, verfügte über Flugabwehrgeschütze des leichten bis mittleren Kaliberbereichs (2-12 cm). Die Raketen-A. wurde im Zweiten Weltkrieg geschaffen; bekannt geworden sind v. a. die dt. »Nebelwerfer« und die sowjet. »Stalinorgeln«.
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