Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Aristoteles
Aristoteles, grch. Philosoph, * Stagira in Makedonien 384 v. Chr., ✝ Chalkis auf Euböa 322 v. Chr.; nach seinem Geburtsort Stagirit genannt, Schüler Platons, seit 342/41 Erzieher Alexanders d. Gr., ging 334 nach Athen und begründete im Lykaion eine Philosophenschule, die nach den dortigen Wandelgängen (peripatoi) die Peripatet. Schule genannt wurde. Nach dem Tod Alexanders musste A. Athen verlassen.
In seiner für das Abendland überaus einflussreichen Philosophie, die auf die greifbare Welt des Alltags konzentriert ist, wirken die Ideen in den Dingen als bewegende Kraft. A. band das umfangreiche Erfahrungswissen seiner Zeit, welches er sämtlich beherrschte, in eine durch spekulative Grundhaltung gekennzeichnete Systematik, als deren Instrument er die formale Logik entwickelte. Die Prinzipien, aus denen die Einzelerkenntnisse abgeleitet werden können (z. B. der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch), untersuchte er im Einzelnen in seiner Metaphysik und entwickelte einen für das Abendland richtungweisenden begriffl. Apparat mit Begriffspaaren wie Substanz - Akzidenz, Stoff - Form, Potenz - Akt. Insbesondere bestimmte er das Verhältnis der wechselnden Erscheinungen (des Seienden) zum Sein, indem er Bewegung, das Werden und das Geschehen als Verwirklichung (Form, Akt) einer Möglichkeit (Stoff, Potenz) kennzeichnete. Die Zielbestimmung des an sich unbestimmten Stoffes unterliegt einem zweckmäßig gestaltenden Formprinzip (Entelechie): So ist ihm die Seele »Entelechie« des Leibes. Ursache allen Werdens ist nach A. der unbewegte Beweger als reine Form, reiner Akt und vollkommenes Sein. In seiner Ethik, die um die Frage der Glückseligkeit als das höchste Gut kreist, schuf er eine Jahrhunderte überdauernde Tugendlehre. Sie mündet in die Staatslehre, die den Menschen als »Zoon politikon«, ein auf Gemeinschaft hin veranlagtes Wesen, definiert und eine Einteilung und Kritik der Staatsformen unternimmt: Monarchie, Aristokratie, Politie (Bürgerstaat), Tyrannis, Oligarchie, Demokratie. Seine »Poetik« wirkte bes. durch die Definition der Tragödie, als deren Ziel er die »Katharsis«, die Reinigung der Seele von Affekten, bestimmt.
Weitere Werke: Organon (log. Schriften); Physik; Metaphysik; Über die Seele; Nikomachische Ethik; Politik; Rhetorik; Poetik.
▣ Literatur:
Zemb, J.-M.: A. Reinbek 61.-64. Tsd. 1995.
⃟ Höffe, O.: A. München 1996.
Aristoteles, grch. Philosoph, * Stagira in Makedonien 384 v. Chr., ✝ Chalkis auf Euböa 322 v. Chr.; nach seinem Geburtsort Stagirit genannt, Schüler Platons, seit 342/41 Erzieher Alexanders d. Gr., ging 334 nach Athen und begründete im Lykaion eine Philosophenschule, die nach den dortigen Wandelgängen (peripatoi) die Peripatet. Schule genannt wurde. Nach dem Tod Alexanders musste A. Athen verlassen.
In seiner für das Abendland überaus einflussreichen Philosophie, die auf die greifbare Welt des Alltags konzentriert ist, wirken die Ideen in den Dingen als bewegende Kraft. A. band das umfangreiche Erfahrungswissen seiner Zeit, welches er sämtlich beherrschte, in eine durch spekulative Grundhaltung gekennzeichnete Systematik, als deren Instrument er die formale Logik entwickelte. Die Prinzipien, aus denen die Einzelerkenntnisse abgeleitet werden können (z. B. der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch), untersuchte er im Einzelnen in seiner Metaphysik und entwickelte einen für das Abendland richtungweisenden begriffl. Apparat mit Begriffspaaren wie Substanz - Akzidenz, Stoff - Form, Potenz - Akt. Insbesondere bestimmte er das Verhältnis der wechselnden Erscheinungen (des Seienden) zum Sein, indem er Bewegung, das Werden und das Geschehen als Verwirklichung (Form, Akt) einer Möglichkeit (Stoff, Potenz) kennzeichnete. Die Zielbestimmung des an sich unbestimmten Stoffes unterliegt einem zweckmäßig gestaltenden Formprinzip (Entelechie): So ist ihm die Seele »Entelechie« des Leibes. Ursache allen Werdens ist nach A. der unbewegte Beweger als reine Form, reiner Akt und vollkommenes Sein. In seiner Ethik, die um die Frage der Glückseligkeit als das höchste Gut kreist, schuf er eine Jahrhunderte überdauernde Tugendlehre. Sie mündet in die Staatslehre, die den Menschen als »Zoon politikon«, ein auf Gemeinschaft hin veranlagtes Wesen, definiert und eine Einteilung und Kritik der Staatsformen unternimmt: Monarchie, Aristokratie, Politie (Bürgerstaat), Tyrannis, Oligarchie, Demokratie. Seine »Poetik« wirkte bes. durch die Definition der Tragödie, als deren Ziel er die »Katharsis«, die Reinigung der Seele von Affekten, bestimmt.
Weitere Werke: Organon (log. Schriften); Physik; Metaphysik; Über die Seele; Nikomachische Ethik; Politik; Rhetorik; Poetik.
▣ Literatur:
Zemb, J.-M.: A. Reinbek 61.-64. Tsd. 1995.
⃟ Höffe, O.: A. München 1996.