Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Arabische Halbinsel
Arabische Halbinsel (Arabien, arab. Djesirat el-Arab, pers. und türk. Arabistan), die westlichste der drei großen südasiat. Halbinseln, rd. 3,5 Mio. km2, fast ausschl. von Arabern bewohnt. Staatlich gliedert sie sich in Saudi-Arabien, Jemen, Oman, die Vereinigten Arab. Emirate, Katar, Kuwait. Im N haben Irak und Jordanien Anteil; im Pers. Golf vorgelagert liegt Bahrein.
Landesnatur: Die A. H. ist von Afrika durch das Rote Meer, von den anatolisch-iran. Faltenketten durch eine lang gestreckte Senkungszone (Pers. Golf-Mesopotamien) getrennt. Im S ist sie am stärksten herausgehoben (bis 3 760 m ü. M.) und bricht steil zum Roten Meer hin ab. Nach NO zu dacht sie sich langsam ab; auflagernde Sedimente bilden hier ein Schichtstufenland. Große Senken und Mulden der zentralen A. H. sind Sandwüste, v. a. die Wüste Nefud im NW und die Große Arab. Wüste (Rub al-Chali) im SO. Weit verbreitet sind eintönige Basaltblockfelder jungvulkan. Ergüsse. Klimatisch gehört die A. H. zum Trockengürtel der Alten Welt. Nur der N und die Gebirge von Oman erhalten (nach O zu abnehmend) spärl. Winterregen, der S (Jemen) etwas reichlichere Sommerregen; an den Küsten hohe Luftfeuchtigkeit. Im Inneren sind die Wärmeschwankungen zw. Sommer und Winter sowie zw. Tag und Nacht erheblich. Die A. H. ist nur sehr dünn besiedelt. Ihre wirtsch. Bedeutung liegt in dem Reichtum an Erdöllagerstätten. Feldbau (in den wenigen Oasen und in Randgebieten) und Viehhaltung spielen wertmäßig nur eine geringe Rolle.
Geschichte: Der Süden der A. H. (Arabia Felix, arab. Jemen), Land des Weihrauchs und der Karawanenstapelplätze, hatte in vorislam. Zeit ein kontinuierl. staatl. Leben und eine eigene Kultur. Hier bestanden im 1. Jt. v. Chr. versch. selbstständige Reiche, so die der Sabäer (Hptst. Marib) und der Minäer, und um 300 n. Chr. ein südarab. Großreich. Das Gebiet stand dann 525-575 n. Chr. unter abessin., danach unter pers. Oberhoheit. Im Innern der A. H. einschl. des heutigen Hidjas entwickelten sich infolge des unsteten Lebens der Beduinen die Handelsniederlassungen entlang der Weihrauchstraße (wie Mekka) nicht zu Staaten, bis der Islam die A. H. religiös und politisch unter Einschluss des S einte (7. Jh.), allerdings nur vorübergehend, denn das polit. Zentrum des islam. Weltreichs verlagerte sich schon Mitte des 7. Jh. von Medina nach Damaskus. Die Randgebiete, bes. der S und O, verselbstständigten sich wieder. Zu Beginn der Neuzeit setzten sich die Portugiesen in Maskat fest (1506), während die Osmanen mit wechselndem Erfolg versuchten, den Jemen und das Hidjas (mit Mekka und Medina) unter ihre Herrschaft zu bringen. Im Innern, im Nedjd, kam es um 1740 unter den Wahhabiten zur Bildung eines arab. Staates, der 1818 osmanisch wurde und aus dem im 20. Jh. Saudi-Arabien (seit 1932) entstand. Von 1930/32 (Irak) bis 1971 (Vereinigte Arab. Emirate) erreichten die Länder der A. H. ihre Unabhängigkeit; die meisten (Saudi-Arabien, Irak, Kuwait, Bahrein, Katar, Vereinigte Arab. Emirate, Oman) kamen durch Erdölexporte zu Reichtum, 1981 wurde der Golfrat gegründet. Im Spannungsfeld von islam. Traditionen, arab. Nationalismus und dem Palästina-Problem (Nahostkonflikt) ist der arab. Raum zu einer Krisenregion geworden (Golfkrieg).
Literatur:
Hourani, A. H.: Die Gesch. der arab. Völker. A. d. Engl. Frankfurt am Main 26.-28. Tsd., 51992.
Gesch. der arab. Welt, hg. v. U. Haarmann. München 31994.
Lewis, B.: Die Araber. Aufstieg u. Niedergang eines Weltreichs. A. d. Engl. Wien u. a. 1995.
Heck, G. u. Wöbcke, M.: Arab. Halbinsel. Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Jemen. Köln 1996.
Tibi, B.: Das arab. Staatensystem. Mannheim u. a. 1996.
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Ansicht: Arabische Halbinsel