Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Antarktis
Antạrktisdie, Land- und Meeresgebiete um den Südpol, etwa 21,2 Mio. km2. Während um den Nordpol eine mit Treibeis bedeckte Tiefsee liegt, befindet sich der Südpol in der Mitte einer großen Landmasse, Antarktika (12 393 000 km2, einschl. der Schelfeistafeln 13 975 000 km2), die von einer im Mittel etwa 2 000 m, aber auch z. T. über 4 000 m mächtigen Inlandeisdecke eingenommen wird. Am Rand ragen hohe Gebirge aus dieser Eisdecke auf und zwingen das Eis, als Gletscher zw. ihnen abzufließen; die Gletscher schieben sich z. T. als Zungengletscher viele km weit ins Meer oder vereinigen sich zu riesigen schwimmenden Eistafeln; es entstehen Treibeis und Eisberge. Im Eis Antarktikas sind etwa 80 % der Süßwasservorräte der Erde gebunden. Der höchste Punkt der A. ist der Mount Vinson (5 140 m ü. M.) in der Sentinel Range. Das eisfreie Gebiet nimmt eine Fläche von etwa 200 000 km2 ein. Die Berge, die wie Inseln aus dem Inlandeis herausragen, sind eisfrei. An den Küsten gibt es stellenweise eisfreie Hügelgebiete, sog. »Oasen«. Die Anden S-Amerikas setzen sich in W-Antarktika in den Antarktanden fort, im Mount Jackson sind sie 4 191 m hoch. Am Rand sind z. T. noch tätige Vulkane angelagert. In der Edsel Ford Range (Mount Avers, 1 370 m ü. M.), an der Küste des Rossmeeres, findet der Faltenzug sein Ende. Südl. schließt sich das Elsworthhochland an. Den pazif. Rand der Ost-A. begleitet das 4 100 km lange Transantarkt. Gebirge, das sich von hier aus bis zur O-Seite des Filchnerschelfeises erstreckt. Es wird an der Außenseite von einer großen Verwerfung begleitet, die durch tätige Vulkane (Mount Erebus, 3 795 m ü. M.) markiert ist.Klima: Es herrscht polares Klima: sehr kalte Winter, kühle, kurze Sommer, sehr geringe Niederschläge, außerordentlich trockene Luft. Im Sept. 1983 wurde mit —89,2 ºC die tiefste Temperatur der Erde in der A. gemessen. Besonderheiten des antarkt. Klimas sind kalte Fallwinde, die zu schweren Stürmen werden (sturmreichstes Gebiet ist Adélieland), und der White-out.Pflanzen- und Tierwelt: Die A. ist das lebensfeindlichste Gebiet der Erde. Vorherrschend sind Flechten, Moose und Algen. Vertreten sind wirbellose Tiere (Insekten, Fadenwürmer u. a.). Im Ggs. zu dieser antarkt. Kältewüste auf dem Lande ist das Pflanzen- und Tierleben in und auf den antarkt. Meeren sehr viel reichhaltiger: Algen, Tange, Krill, Wale, Robben sowie Schwämme, Seesterne, Seeigel und Quallen; Albatrosse, Sturmvögel und Möwen nisten im Küstenbereich des antarkt. Kontinents. Der charakterist. Vogel der A. ist der Pinguin. - An Bodenschätzen sind Erdöl, Kohle, Eisen- und Kupfererze, Nickel u. a. nachgewiesen. Antarktika ist, von Forschungsstationen abgesehen, unbesiedelt. Größte Forschungsstation ist die amerikan. im McMurdo-Sund auf dem Ross-Schelfeis (im Sommer mit 1 000 Personen). 1981 wurde die ständig besetzte dt. Georg-von-Neumayer-Station eingerichtet, die 1992 durch die Neumayer-Station auf dem Ekströmschelfeis an der Atkabucht ersetzt wurde.Völkerrecht: Die Rechtsverhältnisse für das Südpolargebiet sind durch den A.-Vertrag vom 1. 12. 1959 (in Kraft seit 23. 6. 1961) geregelt. Danach ist die A. ein internat. Gemeinschaftsraum zur ausschließlich friedl. Nutzung. Gebietsansprüche einzelner Staaten (bes. Argentiniens, Chiles) sind zurückgestellt. Der Vertrag wird durch die Konvention über die Ausbeutung von Bodenschätzen in der A. vom 2. 6. 1988 und das Madrider Umweltsschutzprotokoll vom 4. 10. 1991 ergänzt, wonach u.a. der Abbau von Bodenschätzen für 50 Jahre verboten ist.
Literatur:
Moss, S.: A. Ökologie eines Naturreservats. A. d. Amerikan. Heidelberg u. a. 1992.
Reinke-Kunze, C.: A. Portrait eines Kontinents. Braunschweig 1992.
Dreyer-Eimbcke, O.: Auf den Spuren der Entdecker am südlichsten Ende der Welt. Meilensteine der Entdeckungs- u. Kartographiegeschichte vom 16. bis 20. Jahrhundert ... Gotha 1996.
Gurney, A.: Der weiße Kontinent. Die Geschichte der A. u. ihrer Entdecker. A. d. Engl. München 1997.
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