Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Annales
Annales[-'nal], Kurz-Bez. für eine 1929 von M. Bloch und L. Febvre gegründete geschichtswiss. Zeitschrift in Frankreich, die namengebend für eine international einflussreiche historiograph. Schule (A.-Schule, École des A.) wurde. In den »A. d'histoire économique et sociale« (so der damalige vollständige Titel, seitdem mehrfach umbenannt) verband sich Blochs strukturgeschichtl. Forschungsansatz mit Febvres »histoire totale«, die den Zusammenhang von Geographie und Geschichte thematisierte (Deutung des geschichtl. Raumes unter Erfassung möglichst vieler Faktoren, z. B. Wirtschaft, Politik, Religion und Glaube, Lebensstil, Mentalität). 1947 entstand an der zentralen frz. Forschungseinrichtung »École Pratique des Hautes Études« eine »sechste Sektion« (Sixième Section), die die sozialwiss.-interdisziplinäre Richtung der A. institutionell verankerte. Sie stand zunächst unter dem Vorsitz von Febvre, danach waren 1956-72 F. Braudel und ab 1972 J. Le Goff ihre Präsidenten. 1975 wurde sie als »École des Hautes Études en Sciences Sociales« eine eigenständige Forschungseinrichtung.
Nachdem zunächst die quantifizierende Richtung in der A.-Schule dominierte (Untersuchung und Interpretation langer Reihen v. a. von Wirtschaftsdaten; Strukturen und »Konjunkturen« als wesentl. Ordnungskategorien der Geschichtsschreibung), aber auch die Klima- und Technikgeschichte Beachtung fanden, spielte zunehmend seit dem Ende der 1960er-Jahre die Mentalitätsgeschichte eine prägende Rolle. (Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie, Sozialgeschichte)
▣ Literatur:
M. Middell Alles Gewordene hat Gesch. Die Schule der »A.« in ihren Texten 1929-1992, hg. v. u. S. Sammler. Leipzig 1993.
⃟ Raphael, L.: Die Erben von Bloch u. Febvre. A. - Geschichtsschreibung u. »nouvelle histoire« in Frankreich 1944-1980. Stuttgart 1994.
⃟ Burke, P.: Offene Geschichte. Die Schule der »A.«A. d. Engl. Lizenzausg. Frankfurt am Main 1998.
Annales[-'nal], Kurz-Bez. für eine 1929 von M. Bloch und L. Febvre gegründete geschichtswiss. Zeitschrift in Frankreich, die namengebend für eine international einflussreiche historiograph. Schule (A.-Schule, École des A.) wurde. In den »A. d'histoire économique et sociale« (so der damalige vollständige Titel, seitdem mehrfach umbenannt) verband sich Blochs strukturgeschichtl. Forschungsansatz mit Febvres »histoire totale«, die den Zusammenhang von Geographie und Geschichte thematisierte (Deutung des geschichtl. Raumes unter Erfassung möglichst vieler Faktoren, z. B. Wirtschaft, Politik, Religion und Glaube, Lebensstil, Mentalität). 1947 entstand an der zentralen frz. Forschungseinrichtung »École Pratique des Hautes Études« eine »sechste Sektion« (Sixième Section), die die sozialwiss.-interdisziplinäre Richtung der A. institutionell verankerte. Sie stand zunächst unter dem Vorsitz von Febvre, danach waren 1956-72 F. Braudel und ab 1972 J. Le Goff ihre Präsidenten. 1975 wurde sie als »École des Hautes Études en Sciences Sociales« eine eigenständige Forschungseinrichtung.
Nachdem zunächst die quantifizierende Richtung in der A.-Schule dominierte (Untersuchung und Interpretation langer Reihen v. a. von Wirtschaftsdaten; Strukturen und »Konjunkturen« als wesentl. Ordnungskategorien der Geschichtsschreibung), aber auch die Klima- und Technikgeschichte Beachtung fanden, spielte zunehmend seit dem Ende der 1960er-Jahre die Mentalitätsgeschichte eine prägende Rolle. (Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie, Sozialgeschichte)
▣ Literatur:
M. Middell Alles Gewordene hat Gesch. Die Schule der »A.« in ihren Texten 1929-1992, hg. v. u. S. Sammler. Leipzig 1993.
⃟ Raphael, L.: Die Erben von Bloch u. Febvre. A. - Geschichtsschreibung u. »nouvelle histoire« in Frankreich 1944-1980. Stuttgart 1994.
⃟ Burke, P.: Offene Geschichte. Die Schule der »A.«A. d. Engl. Lizenzausg. Frankfurt am Main 1998.