Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Anjou
Anjou[ã'ʒu], ehem. Grafschaft (ab 1360 Herzogtum) in W-Frankreich mit der Hptst. Angers. A. wird von der oberen Loire durchflossen. Das Gebiet war in der 2. Hälfte des 9. Jh. in der Hand der Robertiner (später Kapetinger). Unter den seit Mitte des 10. Jh. selbstständigen Grafen entwickelte sich A. zu einem bed. mittelalterl. Staat. Graf Gottfried (Geoffroy) V. (1128-51) mit dem Beinamen Plantagenet nahm Mitte des 12. Jh. die Normandie in Besitz; sein Sohn gewann 1152 Aquitanien und wurde 1154 als Heinrich II. engl. König. Mit der Eroberung des Angevinischen Reiches (1204) durch den frz. König Philipp II. August kam A. an die frz. Krone, die es als Apanage jüngerer Prinzen vergab. Karl von A., der Bruder Ludwigs IX., gewann 1245 die Provence, 1266 das Königreich Neapel. Die von ihm ausgehende ältere Linie A.-Neapel erlangte auch die Kronen Ungarns (1308-82) und Polens (1370-86). Mit Ludwig I. von A., dem Sohn König Johanns II. von Frankreich, den 1380 Johanna I. von Neapel adoptierte, begann die jüngere Linie A.-Neapel, die 1481 ausstarb. »Duc d'A.« wurde ein Titel königl. Prinzen.
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