Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Angola
Angola ⃟ Fläche: 1 246 700
Einwohner: (1995) 11,07 Mio.
Hauptstadt: Luanda
Verwaltungsgliederung: 18 Provinzen
Amtssprache: Portugiesisch
Nationalfeiertage: 11. 11. und 10. 12.
Währung: 1 Kwanza Reajustado (Kzr)
Zeitzone: MEZ
(Republik A., portugies. República de A.), Staat im südwestl. Afrika, grenzt im N und NO an die Demokrat. Rep. Kongo, im O an Sambia und im S an Namibia. An der Atlantikküste liegt an der Grenze zur Rep. Kongo die Exklave Cabinda.
Staat und Recht: Nach der mehrfach (zuletzt 1995) revidierten Verf. von 1975 ist A. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Als Staatsoberhaupt fungiert der direkt gewählte Präs., der über weitgehende Vollmachten verfügt und die Reg. unter Vors. des MinPräs. ernennt. Die Legislative liegt bei der Volksversammlung (220 Abg., für fünf Jahre gewählt). Im Mai 1991 wurde die Befreiungsbewegung UNITA als polit. Partei neben der MPLA - Partido de Trabalho - legalisiert.
Landesnatur: A. ist eine von Flüssen (Cuanza, Kunene, Cubango u. a.) zerschnittene, 1 000 bis 1 800 m ü. M. gelegene Hochfläche (im Serra Moco 2 620 m ü. M.), die im W in Terrassen steil zum 30-100 km breiten Küstensaum abfällt und durch Flüsse mit Katarakten und Schnellen durchbrochen wird. Das Klima ist tropisch; die Temperaturen sind im Innern durch die Höhenlage, im Küstengebiet durch den Benguelastrom gemildert. Im N herrscht Feucht-, im S Trockensavanne vor, die im SO in Dornsavanne (Kalahari) und im SW in Wüste (Namib) übergeht.
Bevölkerung: Sie setzt sich aus etwa 120 Bantustämmen zusammen; im S und SO auch vereinzelte Gruppen von Buschleuten und Pygmäen. 66 % der Ew. leben in ländl. Gebieten. Allg. Schulpflicht; rd. 60 % der Kinder besuchen eine vierjährige Grundschule, Univ. in Luanda (gegr. 1963). Analphabetenquote 58 %. - Etwa 75 % der Bev. sind Christen (rd. 53 % kath., rd. 20 % prot.); traditionelle Religionen sind weit verbreitet.
Wirtschaft, Verkehr: Die Wirtschaft ist durch den lang anhaltenden Bürgerkrieg stark zerrüttet. A. zählt zu den potenziell reichsten Ländern Afrikas (günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft, reiche Bodenschätze und Energiereserven). Der überwiegende Teil der Bev. lebt von der Landwirtschaft. Nur 2 % der Staatsfläche werden landwirtsch. genutzt. Kaffee ist das wichtigste Agrarprodukt. Der Anbau für die Eigenversorgung umfasst u. a. Mais, Hülsenfrüchte und Bataten. Wichtigste Bodenschätze sind Erdöl und Diamanten sowie Eisenerz, weiter Vorkommen an Mangan, Kupfer und Uranerz sowie Phosphaten; reiche Wasserkraftreserven. Die Ind. ist weitgehend verstaatlicht; Verarbeitung von landwirtsch. Erzeugnissen und Bodenschätzen (Ölpressen, Zuckerraffinerien, Fabriken für die Tabak-, Baumwoll- und Fischverarbeitung, Düngemittelwerk, Erdölraffinerie), Textil-, Papierind. u. a. Außenhandel: Exportiert werden v. a. Erdöl, Erdgas, Erdölprodukte, Diamanten und Kaffee. Eingeführt werden Maschinen, Transport- und Nahrungsmittel sowie chem. Erzeugnisse. Die USA und die EU-Länder (bes. Spanien, Frankreich und Portugal) sind die wichtigsten Handelspartner. Verkehr: Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 2 952 km, davon 1 348 km Hauptstrecke der Benguelabahn; von 73 800 km Straßen sind etwa 8 000 km asphaltiert. Die wichtigsten Seehäfen sind Luanda, Lobito, Namibe und Cabinda (Erdölhafen); internat. Flughafen in Luanda.
Geschichte: Seit dem 15. Jh. gewann Portugal in A. bes. durch die Mission Einfluss. Bis ins 19. Jh., in dem A. seinen heutigen Umfang erreichte, betrieben die Portugiesen Sklavenhandel (bes. nach Brasilien). Im 20. Jh. suchte Portugal A. (seit 1951 Überseeprovinz) wirtschaftlich zu erschließen. Nach der Entlassung A.s in die Unabhängigkeit (1975) entwickelte sich ein Bürgerkrieg zw. den versch., ab 1951 im Kampf gegen die portugies. Kolonialherrschaft entstandenen Befreiungsbewegungen, bes. zw. dem marxist. Movimento Popular de Libertação de A. (MPLA) und der União Nacional para Independência Total de A. (UNITA). Gestützt auf militärtechn. Hilfe der UdSSR und Kubas, rief die MPLA am 11. 11. 1975 unter ihrem Führer A. Neto die »Volksrepublik« A. aus und errichtete eine Staats- und Gesellschaftsordnung nach marxistisch-leninist. Muster (Verstaatlichungs- und Kollektivierungsprogramm, Einparteiensystem, enge Verflechtung von Partei- und Staatsführung). Ab Nov./Dez. 1975 durch die Stationierung kuban. Truppen in A. militärisch abgesichert, setzte sich die MPLA 1976 endgültig gegenüber den von der Rep. Südafrika unterstützten konkurrierenden Befreiungsbewegungen militärisch durch. Nach dem Tode Netos (1979) übernahm J. E. dos Santos dessen Nachfolge als Staatspräs. und Führer der MPLA (seit 1977 MPLA/PT, mit dem Zusatz Partido de Trabalho). In den 80er-Jahren unternahmen südafrikan. Truppen Vorstöße nach Süd-A. gegen dort gelegene SWAPO-Stützpunkte (Namibia). Am 22. 12. 1988 schlossen A., Kuba und die Rep. Südafrika unter Vermittlung der USA sowie unter Einschaltung der UN ein Abkommen über die Unabhängigkeit Namibias und den Abzug der südafrikan. und kuban. Truppen aus A. Nach versch. Anläufen zur Beendigung des Bürgerkrieges zw. der Regierung dos Santos und der UNITA unter J. Savimbi schlossen beide Seiten am 31. 5. 1991 ein Friedensabkommen. Nach den ersten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 1992 (auf der Grundlage eines 1991 beschlossenen Mehrparteiensystems), bei denen Präs. dos Santos im Amt und die MPLA/PT als stärkste Kraft im Lande bestätigt wurde, setzte die UNITA die Kämpfe mit der Regierung weiter fort. Nach wechselvollen Kämpfen schlossen die Bürgerkriegsparteien im Nov. 1994 erneut ein Friedensabkommen, in dem der UNITA eine Reg.beteiligung zugesagt wurde. Der Friedensprozess schritt 1997 mit der Bildung einer »Reg. der nationalen Einheit und Versöhnung«, der auch die UNITA beitrat, zunächst voran. Nachdem die angolan. Armee bereits 1997 im Bürgerkrieg in der Rep. Kongo interveniert hatte, kam es 1998 zu weiteren Interventionen der angolan. Armee in der Demokrat. Rep. Kongo sowie 1999 erneut zu krieger. Auseinandersetzungen zw. der Armee und Einheiten der UNITA.
▣ Literatur:
Broadhead, S. H.: Historical dictionary of A. Metuchen, N. J., 21992.
⃟ A. Naturraum, Wirtschaft, Bevölkerung, Kultur, Zeitgeschichte u. Entwicklungsperspektiven, hg. v. M. Kuder u. W. J. G. Möhlig. München u. a. 1994.
⃟ Roque, F.: Building the future in A. Oeiras 1997.
Einwohner: (1995) 11,07 Mio.
Hauptstadt: Luanda
Verwaltungsgliederung: 18 Provinzen
Amtssprache: Portugiesisch
Nationalfeiertage: 11. 11. und 10. 12.
Währung: 1 Kwanza Reajustado (Kzr)
Zeitzone: MEZ
(Republik A., portugies. República de A.), Staat im südwestl. Afrika, grenzt im N und NO an die Demokrat. Rep. Kongo, im O an Sambia und im S an Namibia. An der Atlantikküste liegt an der Grenze zur Rep. Kongo die Exklave Cabinda.
Staat und Recht: Nach der mehrfach (zuletzt 1995) revidierten Verf. von 1975 ist A. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Als Staatsoberhaupt fungiert der direkt gewählte Präs., der über weitgehende Vollmachten verfügt und die Reg. unter Vors. des MinPräs. ernennt. Die Legislative liegt bei der Volksversammlung (220 Abg., für fünf Jahre gewählt). Im Mai 1991 wurde die Befreiungsbewegung UNITA als polit. Partei neben der MPLA - Partido de Trabalho - legalisiert.
Landesnatur: A. ist eine von Flüssen (Cuanza, Kunene, Cubango u. a.) zerschnittene, 1 000 bis 1 800 m ü. M. gelegene Hochfläche (im Serra Moco 2 620 m ü. M.), die im W in Terrassen steil zum 30-100 km breiten Küstensaum abfällt und durch Flüsse mit Katarakten und Schnellen durchbrochen wird. Das Klima ist tropisch; die Temperaturen sind im Innern durch die Höhenlage, im Küstengebiet durch den Benguelastrom gemildert. Im N herrscht Feucht-, im S Trockensavanne vor, die im SO in Dornsavanne (Kalahari) und im SW in Wüste (Namib) übergeht.
Bevölkerung: Sie setzt sich aus etwa 120 Bantustämmen zusammen; im S und SO auch vereinzelte Gruppen von Buschleuten und Pygmäen. 66 % der Ew. leben in ländl. Gebieten. Allg. Schulpflicht; rd. 60 % der Kinder besuchen eine vierjährige Grundschule, Univ. in Luanda (gegr. 1963). Analphabetenquote 58 %. - Etwa 75 % der Bev. sind Christen (rd. 53 % kath., rd. 20 % prot.); traditionelle Religionen sind weit verbreitet.
Wirtschaft, Verkehr: Die Wirtschaft ist durch den lang anhaltenden Bürgerkrieg stark zerrüttet. A. zählt zu den potenziell reichsten Ländern Afrikas (günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft, reiche Bodenschätze und Energiereserven). Der überwiegende Teil der Bev. lebt von der Landwirtschaft. Nur 2 % der Staatsfläche werden landwirtsch. genutzt. Kaffee ist das wichtigste Agrarprodukt. Der Anbau für die Eigenversorgung umfasst u. a. Mais, Hülsenfrüchte und Bataten. Wichtigste Bodenschätze sind Erdöl und Diamanten sowie Eisenerz, weiter Vorkommen an Mangan, Kupfer und Uranerz sowie Phosphaten; reiche Wasserkraftreserven. Die Ind. ist weitgehend verstaatlicht; Verarbeitung von landwirtsch. Erzeugnissen und Bodenschätzen (Ölpressen, Zuckerraffinerien, Fabriken für die Tabak-, Baumwoll- und Fischverarbeitung, Düngemittelwerk, Erdölraffinerie), Textil-, Papierind. u. a. Außenhandel: Exportiert werden v. a. Erdöl, Erdgas, Erdölprodukte, Diamanten und Kaffee. Eingeführt werden Maschinen, Transport- und Nahrungsmittel sowie chem. Erzeugnisse. Die USA und die EU-Länder (bes. Spanien, Frankreich und Portugal) sind die wichtigsten Handelspartner. Verkehr: Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 2 952 km, davon 1 348 km Hauptstrecke der Benguelabahn; von 73 800 km Straßen sind etwa 8 000 km asphaltiert. Die wichtigsten Seehäfen sind Luanda, Lobito, Namibe und Cabinda (Erdölhafen); internat. Flughafen in Luanda.
Geschichte: Seit dem 15. Jh. gewann Portugal in A. bes. durch die Mission Einfluss. Bis ins 19. Jh., in dem A. seinen heutigen Umfang erreichte, betrieben die Portugiesen Sklavenhandel (bes. nach Brasilien). Im 20. Jh. suchte Portugal A. (seit 1951 Überseeprovinz) wirtschaftlich zu erschließen. Nach der Entlassung A.s in die Unabhängigkeit (1975) entwickelte sich ein Bürgerkrieg zw. den versch., ab 1951 im Kampf gegen die portugies. Kolonialherrschaft entstandenen Befreiungsbewegungen, bes. zw. dem marxist. Movimento Popular de Libertação de A. (MPLA) und der União Nacional para Independência Total de A. (UNITA). Gestützt auf militärtechn. Hilfe der UdSSR und Kubas, rief die MPLA am 11. 11. 1975 unter ihrem Führer A. Neto die »Volksrepublik« A. aus und errichtete eine Staats- und Gesellschaftsordnung nach marxistisch-leninist. Muster (Verstaatlichungs- und Kollektivierungsprogramm, Einparteiensystem, enge Verflechtung von Partei- und Staatsführung). Ab Nov./Dez. 1975 durch die Stationierung kuban. Truppen in A. militärisch abgesichert, setzte sich die MPLA 1976 endgültig gegenüber den von der Rep. Südafrika unterstützten konkurrierenden Befreiungsbewegungen militärisch durch. Nach dem Tode Netos (1979) übernahm J. E. dos Santos dessen Nachfolge als Staatspräs. und Führer der MPLA (seit 1977 MPLA/PT, mit dem Zusatz Partido de Trabalho). In den 80er-Jahren unternahmen südafrikan. Truppen Vorstöße nach Süd-A. gegen dort gelegene SWAPO-Stützpunkte (Namibia). Am 22. 12. 1988 schlossen A., Kuba und die Rep. Südafrika unter Vermittlung der USA sowie unter Einschaltung der UN ein Abkommen über die Unabhängigkeit Namibias und den Abzug der südafrikan. und kuban. Truppen aus A. Nach versch. Anläufen zur Beendigung des Bürgerkrieges zw. der Regierung dos Santos und der UNITA unter J. Savimbi schlossen beide Seiten am 31. 5. 1991 ein Friedensabkommen. Nach den ersten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 1992 (auf der Grundlage eines 1991 beschlossenen Mehrparteiensystems), bei denen Präs. dos Santos im Amt und die MPLA/PT als stärkste Kraft im Lande bestätigt wurde, setzte die UNITA die Kämpfe mit der Regierung weiter fort. Nach wechselvollen Kämpfen schlossen die Bürgerkriegsparteien im Nov. 1994 erneut ein Friedensabkommen, in dem der UNITA eine Reg.beteiligung zugesagt wurde. Der Friedensprozess schritt 1997 mit der Bildung einer »Reg. der nationalen Einheit und Versöhnung«, der auch die UNITA beitrat, zunächst voran. Nachdem die angolan. Armee bereits 1997 im Bürgerkrieg in der Rep. Kongo interveniert hatte, kam es 1998 zu weiteren Interventionen der angolan. Armee in der Demokrat. Rep. Kongo sowie 1999 erneut zu krieger. Auseinandersetzungen zw. der Armee und Einheiten der UNITA.
▣ Literatur:
Broadhead, S. H.: Historical dictionary of A. Metuchen, N. J., 21992.
⃟ A. Naturraum, Wirtschaft, Bevölkerung, Kultur, Zeitgeschichte u. Entwicklungsperspektiven, hg. v. M. Kuder u. W. J. G. Möhlig. München u. a. 1994.
⃟ Roque, F.: Building the future in A. Oeiras 1997.