Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Altsteinzeit
Altsteinzeit (Paläolithikum), die älteste und längste Epoche der Menschheitsgeschichte. Sie begann in Afrika vor etwa 2,5-3 Mio. Jahren in der Übergangsphase vom Tertiär zum Quartär und dauerte bis zum Ende des Eiszeitalters (etwa 8000 v. Chr.). (Übersicht Vorgeschichtliche Chronologie Europas. Übersichten und Tabellen finden Sie im Buch)Die Gliederung der A. richtet sich nach den technolog. und typolog. Merkmalen des Fundstoffes (in den ältesten Phasen fast nur Steingeräte). Bevorzugter Werkstoff waren harte, spaltbare Gesteinsarten wie Feuerstein, Quarz und Quarzit. Steine, die durch Bearbeitung Werkzeugcharakter erhalten haben, werden Artefakte genannt. Die Steinbearbeitung erfolgte durch Schlag mit Schlagsteinen oder Schlaginstrumenten aus Knochen, Holz oder Geweih, am Ende der A. auch mit Verwendung von Zwischenstücken. Seit der jüngeren A. war der Steinschliff bekannt. Die Steinartefakte lassen sich nach Form und Herstellungsart in Typen ordnen. Bestimmte Typenkomplexe ergeben Formengruppen, die sich in der Art und Zusammensetzung des Geräteinventars (»Industrie«) von anderen Gruppen abheben. - Die A. wird in vier Hauptabschnitte eingeteilt: Alt-, Mittel-, Jung- und Spätpaläolithikum.
Das Altpaläolithikum beginnt in vielen Gebieten mit Geräten aus behauenen Steingeröllen (engl. pebble tools); die entsprechenden Formengruppen werden als Geröllgerätkulturen bezeichnet. Das die erste fest umrissene Stufe bildende Abbevillien (früher als Chelléen bezeichnet) ist durch die roh gefertigten Faustkeile mit unregelmäßigen Seitenkanten gekennzeichnet. Die älteste Steinbearbeitung begann in Afrika vor etwa 2,5 Mio. Jahren. Im Acheuléen sind die Faustkeile feiner bearbeitet. Sonderformen von Steingeräten aus Funden bei Clacton on Sea (Clactonien) werden dem Abbevillien und Acheuléen zugerechnet. - Das Auftreten der Levalloistechnik (Levalloisien) kennzeichnet den Beginn des Mittelpaläolithikums, zu dem neben dem Moustérien auch das Micoquien und Blattspitzengruppen gerechnet werden. - Das Jungpaläolithikum umfasst in West- und Mitteleuropa die Kulturgruppen Châtelperronien (Übergangsphase), Aurignacien, Gravettien, Solutréen, Magdalénien. Es ist durch schmalere und leichtere Feuersteingeräte bestimmt, die eine größere Differenzierung und Spezialisierung der Arbeitsfunktionen erkennen lassen. - Dem Spätpaläolithikum zugeordnet werden die Federmessergruppe und die Ahrensburger Kultur.Die altsteinzeitl. Menschheit lässt sich unter Ausschluss der Australopithecinen in drei Zweige gliedern, die von einigen Anthropologen als selbstständig betrachtet und auf eine gemeinsame prähominine Grundlage zurückgeführt werden: 1) Archanthropinenzweig (Pithecanthropus-Sinanthropus); 2) Paläanthropinenzweig (Homo neanderthalensis); 3) Neanthropinenzweig, a) Präsapiensgruppe: Swanscombe, Fontéchevade, Steinheim, b) Eusapiensgruppe (Homo sapiens).Das Sammeln von Früchten und Pflanzen und das Jagen von Wildtieren bildeten die Lebensgrundlage der altsteinzeitl. Menschen, die entweder in Freilandsiedlungen (Hütten, Zelte) oder in den Vorräumen von Höhlen (Abris) wohnten.
Die paläolith. Steingeräte in ihrer allmähl. Vervollkommnung geben Anhaltspunkte über die früheste Entwicklung der Technik. Die Erfindung von Spezialwaffen (Speerschleuder, Pfeil und Bogen, Harpune) war die Voraussetzung für eine Intensivierung der Jagd. Die Nutzung des Feuers ermöglichte eine bessere Erschließung und auf höherer Entwicklungsstufe auch die Konservierung der Nahrung. Das Feuer gewährte einen wirksamen Schutz vor wilden Tieren und war Voraussetzung für die Besiedlung kühler Klimazonen.
Die ältesten Zeugnisse der Kunst (Werke der Kleinkunst, Felsbilder) stammen aus dem Aurignacien (menschl. Statuetten, Tierfiguren aus Elfenbein, Stein und Ton; in Stein geritzte Sexualsymbole, Gravierungen, Malereien an Höhlenwänden).
Bestattungen und Opferfunde bilden die ältesten Zeugnisse für die Religion der A. Die ältesten Bestattungen stammen aus dem Moustérien. (Jungsteinzeit, Mensch, Mitteleuropa, Mittelsteinzeit, Vorgeschichte)
▣ Literatur:
Müller-Karpe, H.: Handbuch der Vorgeschichte, Bd. 1: A. München 21977.
⃟ Die Anfänge der Kunst vor 30 000 Jahren. Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen, hg. v. H. Müller-Beck u. G. Albrecht. Stuttgart 1987.
⃟ Probst, E.: Dtl. in der Steinzeit. Jäger, Fischer u. Bauern zwischen Nordseeküste u. Alpenraum. München 1991.
⃟ Vollbrecht, J.: Untersuchungen zum Altpaläolithikum im Rheinland. Bonn 1997.
Das Altpaläolithikum beginnt in vielen Gebieten mit Geräten aus behauenen Steingeröllen (engl. pebble tools); die entsprechenden Formengruppen werden als Geröllgerätkulturen bezeichnet. Das die erste fest umrissene Stufe bildende Abbevillien (früher als Chelléen bezeichnet) ist durch die roh gefertigten Faustkeile mit unregelmäßigen Seitenkanten gekennzeichnet. Die älteste Steinbearbeitung begann in Afrika vor etwa 2,5 Mio. Jahren. Im Acheuléen sind die Faustkeile feiner bearbeitet. Sonderformen von Steingeräten aus Funden bei Clacton on Sea (Clactonien) werden dem Abbevillien und Acheuléen zugerechnet. - Das Auftreten der Levalloistechnik (Levalloisien) kennzeichnet den Beginn des Mittelpaläolithikums, zu dem neben dem Moustérien auch das Micoquien und Blattspitzengruppen gerechnet werden. - Das Jungpaläolithikum umfasst in West- und Mitteleuropa die Kulturgruppen Châtelperronien (Übergangsphase), Aurignacien, Gravettien, Solutréen, Magdalénien. Es ist durch schmalere und leichtere Feuersteingeräte bestimmt, die eine größere Differenzierung und Spezialisierung der Arbeitsfunktionen erkennen lassen. - Dem Spätpaläolithikum zugeordnet werden die Federmessergruppe und die Ahrensburger Kultur.Die altsteinzeitl. Menschheit lässt sich unter Ausschluss der Australopithecinen in drei Zweige gliedern, die von einigen Anthropologen als selbstständig betrachtet und auf eine gemeinsame prähominine Grundlage zurückgeführt werden: 1) Archanthropinenzweig (Pithecanthropus-Sinanthropus); 2) Paläanthropinenzweig (Homo neanderthalensis); 3) Neanthropinenzweig, a) Präsapiensgruppe: Swanscombe, Fontéchevade, Steinheim, b) Eusapiensgruppe (Homo sapiens).Das Sammeln von Früchten und Pflanzen und das Jagen von Wildtieren bildeten die Lebensgrundlage der altsteinzeitl. Menschen, die entweder in Freilandsiedlungen (Hütten, Zelte) oder in den Vorräumen von Höhlen (Abris) wohnten.
Die paläolith. Steingeräte in ihrer allmähl. Vervollkommnung geben Anhaltspunkte über die früheste Entwicklung der Technik. Die Erfindung von Spezialwaffen (Speerschleuder, Pfeil und Bogen, Harpune) war die Voraussetzung für eine Intensivierung der Jagd. Die Nutzung des Feuers ermöglichte eine bessere Erschließung und auf höherer Entwicklungsstufe auch die Konservierung der Nahrung. Das Feuer gewährte einen wirksamen Schutz vor wilden Tieren und war Voraussetzung für die Besiedlung kühler Klimazonen.
Die ältesten Zeugnisse der Kunst (Werke der Kleinkunst, Felsbilder) stammen aus dem Aurignacien (menschl. Statuetten, Tierfiguren aus Elfenbein, Stein und Ton; in Stein geritzte Sexualsymbole, Gravierungen, Malereien an Höhlenwänden).
Bestattungen und Opferfunde bilden die ältesten Zeugnisse für die Religion der A. Die ältesten Bestattungen stammen aus dem Moustérien. (Jungsteinzeit, Mensch, Mitteleuropa, Mittelsteinzeit, Vorgeschichte)
▣ Literatur:
Müller-Karpe, H.: Handbuch der Vorgeschichte, Bd. 1: A. München 21977.
⃟ Die Anfänge der Kunst vor 30 000 Jahren. Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen, hg. v. H. Müller-Beck u. G. Albrecht. Stuttgart 1987.
⃟ Probst, E.: Dtl. in der Steinzeit. Jäger, Fischer u. Bauern zwischen Nordseeküste u. Alpenraum. München 1991.
⃟ Vollbrecht, J.: Untersuchungen zum Altpaläolithikum im Rheinland. Bonn 1997.