Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Altar
I Altar[lat. »Aufsatz auf dem Opfertisch«] der, erhöhte Opferstätte im Freien oder in einem geschlossenen Raum; urspr. ein Steinblock, später oft kunstvoll gestaltet (Zeus-A. in Pergamon, Ara Pacis Augustae in Rom). Seit frühgeschichtl. Zeit ist der A. als heilige Stätte und Ort der Nähe Gottes in allen entwickelten Religionen bekannt. Der christl. A., erst Ende des 1. Jh. üblich, zunächst ein einfacher Tisch (Mensa, Tisch des Herrn, 1. Kor. 10, 21) zur Abendmahlsfeier, wurde in der kath. Kirche, die die Messe als Opfer auffasst, wieder zur Opferstätte und zum Mittelpunkt des Gotteshauses. Die evang. Kirchen kehrten zum Abendmahlstisch zurück; sie kennen nur den einfachen Tisch mit Kruzifix und Bibel, haben aber die alten Altäre meist beibehalten als Sinnbild der Gegenwart Gottes. Seit dem 6. Jh. kamen in der kath. Kirche neben dem im Chor stehenden Haupt-A. (Hoch-A., Front-A.) für die Heiligenverehrung Neben- und Seitenaltäre auf. Auf Reisen wurde die Messe oft an einem Trag-A. (Portatile) gelesen.
Entwicklung des christl A.: Überdachungen in Gestalt eines Baldachins (Ziborium, Tabernakel) kommen schon in frühchristl. Zeit vor. Den A.-Tisch bekleidete ein Antependium. In Dtl. wurde der A. vielfach mit dem Lettner verbunden. Seit dem 11. Jh. errichtete man über dem rückwändigen Teil des A.-Tischs einen urspr. für Reliquien bestimmten A.-Aufsatz (Retabel), aus dem sich seit dem 14. Jh. der Flügel-A. entwickelte. Er besteht aus einem (meist mit geschnitzten Darstellungen oder Malereien) gefüllten Mittelschrein und einem bewegl. Flügelpaar (Triptychon), später auch mit beiderseits mehreren Flügeln (Wandel-A.), mit denen der nur bei bestimmten Anlässen präsentierte Mittelteil zu schließen ist. Diese sind wie auch die Staffel oder Predella, über der sich der Schrein erhebt, mit geschnitzten oder gemalten Darstellungen versehen. Im späteren 16. Jh. setzte sich der in Italien übl. A. ohne bewegl. Flügel allgemein durch. Im Barock wurde der architekton. Aufbau des A., dessen Mittelpunkt ein Gemälde (A.-Blatt) oder auch eine plast. Gruppe bildet, aufs Reichste ausgestaltet. Auf evang. Kirchen beschränkt blieb der Kanzel-A., bei dem die Kanzel über dem A. eingebaut ist. Die Gegenwart sucht nach einer Erneuerung von Form und Stellung des A. im Kirchenraum.
Literatur:
Braun, J.: Der christl. A. in seiner geschichtl. Entwicklung, 2 Bde. München 1924.
Galling, K.: Der A. in den Kulturen des alten Orients. Berlin 1925.
Weerth, E. de: Die Altarsammlung des Frankfurter Stadtpfarrers Ernst Franz August Münzenberger (1833-1890). Ein Beitrag zur kirchl. Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Frankfurt am Main u. a. 1993.
Harrer, C. A.: Galerien u. Doppelaltäre in süddt. Barockkirchen. München 1995.
II Altar
[zu lat. altus »hoch«] der (lat. Ara), kleines Sternbild des Südhimmels zw. den Sternbildern Skorpion und Südl. Dreieck; von Mitteleuropa aus nicht sichtbar.
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Ansicht: Altar