Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Agrarpolitik
Agrarpolitik (Landwirtschaftspolitik), die Gesamtheit der Maßnahmen des Staates, internat. Organisationen, Selbstverwaltungskörperschaften und Berufsverbände, die auf die Gestaltung wirtsch., sozialer und rechtl. Verhältnisse in Land- und Forstwirtschaft zielen. Für die EG-Staaten wird A. z. T. nicht mehr nat., sondern im Rahmen eines gemeinsamen Agrarmarktes betrieben, wobei folgende Ziele gelten: Verbesserung der Produktionsgrundlagen durch Agrarstrukturpolitik (Investitionshilfen, günstige Kredite, Subventionen, Verbesserung der ländl. Sozialpolitik u. a.), Einkommenssicherung der Landbevölkerung, Versorgung der Verbraucher mit preiswerten Erzeugnissen, Landeskultur und Landschaftspflege. Die Problematik der A. in der EG u. a. Industriestaaten besteht darin, dass durch techn. Fortschritt Disproportionen zw. Ausweitung der Produktion und entsprechender Nachfragesteigerung bestehen, die v. a. durch Stärkung der Marktposition der Landwirtschaft überwunden werden sollen. Die Agrarmarktordnungen der EG führen z. T. zu Überproduktion, die auf Kosten der EG vernichtet bzw. eingelagert und später billiger abgesetzt werden muss. Versuche der Abhilfe bestehen in Anbaubeschränkungen mit produktgebundenen Ausgleichszahlungen, womit jedoch das Problem der Benachteiligung der kleineren Betriebe nicht gelöst wird. Wichtigstes Ziel der EG ist die Schaffung einer zollfreien Agrarunion, wobei die nat. Agrarinteressen der Mitgl.länder abgestimmt (Harmonisierungsproblem) und zugleich die Frage der Agrarüberschüsse gelöst werden müssen. 1992 einigten sich die Landwirtschaftsminister der EG auf eine Reform der gemeinsamen A., deren Kernpunkt die Umstellung von den bisher mengenbezogenen Agrarsubventionen an die europ. Landwirte auf direkte Einkommenshilfen ab 1993 ist. Durch Senkung der Aufkaufpreise für landwirtsch. Produkte und Bindung der Ausgleichszahlungen für die Bauern an weitere Flächenstilllegungen sollen die Überproduktion eingedämmt und die Preise an das Weltmarktniveau herangeführt werden. - In vielen Entwicklungsländern konzentriert sich die A. angesichts Überbevölkerung, Armut, Hunger und Unterernährung darauf, durch Agrarreformen, Verbesserung der Anbauverfahren und Technisierung der Produktion eine Mindestversorgung der Bev. mit Nahrungsmitteln zu garantieren.
Literatur:
Henrichsmeyer, W.u. Witzke, H. P.: A., 2 Bde. Stuttgart 1991-94.
Agrarstrukturplanung, A. u. Umweltschutz, bearb. v. B. Koengeter. Stuttgart 41995.
Kommunen entdecken die Landwirtschaft. Perspektiven u. Beispiele einer zukunftsfähigen A. in Dorf u. Stadt, hg. v. F. Thomas u. a. Heidelberg 1995.
Institutioneller Wandel u. polit. Ökonomie von Landwirtschaft u. A., hg. v. K. Hagedorn. Frankfurt am Main u. a. 1996.
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