Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Zunge
Zunge f \
1. besoffene Zunge = Zunge in Madeira-Weinsoße. 1965 ff.
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2. gedämpfte Zunge = Ergebnis der staatlichen Zensur. Hier meint »Zunge« die »Redeweise«; gedämpft = gemäßigt. 1933 ff.
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3. haarige Zunge = Redegewandtheit. ⇨ haarig. 1960 ff.
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4. rasiermesserscharfe Zunge = verletzende Sprache. 1960 ff.
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5. sich die Zunge abbrechen = a) sich vergeblich bemühen, ein Wort auszusprechen. 1900 ff. – b) ausdauernd, hastig, gekünstelt sprechen. 1900 ff.
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6. sich die Zunge auskugeln = hastig, unüberlegt sprechen. Übertragen vom Gelenk, das man sich auskugeln kann. Vgl ⇨ Zunge 16. 1900 ff.
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7. sich die Zunge ausleiern = eindringlich auf jn einreden. Hergenommen von Schraubengewinden, die sich durch oftmaligen Gebrauch abschleifen, bis sie nicht mehr greifen. 1900 ff.
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8. sich die Zunge ausrenken = einen unversieglichen Redestrom entwickeln. ⇨ Zunge 6. 1880 ff.
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9. mit der Zunge ausrutschen = Unpassendes äußern. ⇨ ausrutschen 9. Spätestens seit 1890.
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10. die Zunge baden = ein Glas Alkohol zu sich nehmen. 1960 ff.
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11. er wird sich noch über die Zunge fahren: Redewendung angesichts eines tief vornübergebeugten Radrennfahrers. Berlin 1920 ff.
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12. jm die Zunge aus dem Mund gaffen = einen Sänger unverwandt anstarren. 1960 ff.
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13. die Zunge gradehalten = sehr vorsichtig zu Werke gehen. Bei Tätigkeiten, die viel Feingefühl und Geduld erfordern, hält man die herausgestreckte Zungenspitze unwillkürlich mit den Lippen fest. 1920 ff.
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14. ihm ist die Zunge geschwollen = er kann vor Trunkenheit nicht sprechen. 1900 ff.
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15. eine elektrische Zunge haben = ununterbrochen reden können. Die Zunge funktioniert mit der Ausdauer eines elektrischen Geräts. 1930 ff.
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16. eine gelenkige Zunge haben = redegewandt, schlagfertig sein. Seit dem 19. Jh.
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17. eine scharfe Zunge haben = aufrührerische Reden halten; mit Worten angriffslustig sein. Seit dem 19. Jh.
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18. sich an jds Zunge hängen = gespannt auf jds Rede lauschen. 1920 ff.
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19. die Zunge nicht mehr heben können = betrunken sein. Dem Zecher wird die Zunge schwer. 1700 ff.
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20. die Zunge hängt auf die Schuhe = man hat anstrengenden Dienst hinter sich; man ist völlig entkräftet. Wohl von der heraushängenden Zunge des hechelnden Hundes übertragen. BSD 1965 ff.
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21. über die Zunge kacken = sich erbrechen. ⇨ Zunge 26. 1820 ff.
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22. deine Zunge in deine Wade, und du könntest spielend bergauf radeln: Redewendung auf einen pausenlos Schwätzenden. Berlin, 1950 ff.
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23. jm innerlich die Zunge rausstrecken = jn mißachten, ohne es sich anmerken zu lassen. 1870 ff.
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24. die Zunge reinhängen = sich an etw gütlich tun; wacker zechen. Seit dem frühen 20. Jh.; sold in beiden Weltkriegen.
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24 a. sich die Zunge aus dem Hals rennen = unermüdlich laufen. 1920 ff, sportl .
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25. jm die Zunge schaben = jn zu einfacher Kost anhalten. Man tötet ihm gewissermaßen die Geschmacksnerven ab. 1920 ff.
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26. über die Zunge scheißen = sich erbrechen. ⇨ Zunge 21. Seit dem 19. Jh.
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27. schlag' dir bloß nicht mit der Zunge ins Auge! = hör' auf mit deinem Wortschwall! 1910 ff.
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27 a. sich die Zunge aus dem Hals schreien = langanhaltend schreien. 1920 ff.
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28. auf der Zunge farbenblind sein = kein feines Geschmacksempfinden haben. Berlin 1950 ff.
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29. unter der Zunge feucht sein = beredt, schlagfertig sein. 1920 ff.
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29 a. flink mit der Zunge zu Fuß sein = beredt sein. Vgl das Folgende. 1900 ff.
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30. die Zunge spazieren führen (spazierengehen lassen) = unbedacht sprechen. Man läßt der Zunge freien Lauf wie dem Hund, den man beim Spazierengehen von der Leine löst. 1910 ff.
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30 a. mit gespaltener Zunge sprechen (reden) = zweierlei Standpunkte vertreten; es mit zwei Parteien halten. Aus (früheren) Indianerromanen im Sinn von »lügen; vertrauensunwürdig sein« geläufig. 1930 ff.
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31. sich die Zunge verbrennen = sich durch unüberlegte Äußerungen schaden. Entwickelt nach dem Muster von »sich die ⇨ Finger verbrennen«. 1870 ff.
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32. sich die Zunge weichkauen = sich langweilen. 1960 ff.
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33. sich die Zunge zerfransen = eindringlich auf jn einreden. Fußt auf der Vorstellung vom ausfransenden Gewebe. 1930 ff.
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34. sich etw auf der Zunge zergehen lassen = etw gründlich auszukosten verstehen. Leitet sich her vom genießerischen Eisschlecken o. ä. 1920 ff.
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35. jm an der Zunge ziehen (jm die Zunge ziehen) = jm ein Geständnis entlocken (entreißen); jn aushorchen wollen. Geht wohl auf alte Foltermethoden zurück. 1870 ff.
1. besoffene Zunge = Zunge in Madeira-Weinsoße. 1965 ff.
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2. gedämpfte Zunge = Ergebnis der staatlichen Zensur. Hier meint »Zunge« die »Redeweise«; gedämpft = gemäßigt. 1933 ff.
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3. haarige Zunge = Redegewandtheit. ⇨ haarig. 1960 ff.
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4. rasiermesserscharfe Zunge = verletzende Sprache. 1960 ff.
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5. sich die Zunge abbrechen = a) sich vergeblich bemühen, ein Wort auszusprechen. 1900 ff. – b) ausdauernd, hastig, gekünstelt sprechen. 1900 ff.
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6. sich die Zunge auskugeln = hastig, unüberlegt sprechen. Übertragen vom Gelenk, das man sich auskugeln kann. Vgl ⇨ Zunge 16. 1900 ff.
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7. sich die Zunge ausleiern = eindringlich auf jn einreden. Hergenommen von Schraubengewinden, die sich durch oftmaligen Gebrauch abschleifen, bis sie nicht mehr greifen. 1900 ff.
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8. sich die Zunge ausrenken = einen unversieglichen Redestrom entwickeln. ⇨ Zunge 6. 1880 ff.
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9. mit der Zunge ausrutschen = Unpassendes äußern. ⇨ ausrutschen 9. Spätestens seit 1890.
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10. die Zunge baden = ein Glas Alkohol zu sich nehmen. 1960 ff.
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11. er wird sich noch über die Zunge fahren: Redewendung angesichts eines tief vornübergebeugten Radrennfahrers. Berlin 1920 ff.
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12. jm die Zunge aus dem Mund gaffen = einen Sänger unverwandt anstarren. 1960 ff.
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13. die Zunge gradehalten = sehr vorsichtig zu Werke gehen. Bei Tätigkeiten, die viel Feingefühl und Geduld erfordern, hält man die herausgestreckte Zungenspitze unwillkürlich mit den Lippen fest. 1920 ff.
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14. ihm ist die Zunge geschwollen = er kann vor Trunkenheit nicht sprechen. 1900 ff.
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15. eine elektrische Zunge haben = ununterbrochen reden können. Die Zunge funktioniert mit der Ausdauer eines elektrischen Geräts. 1930 ff.
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16. eine gelenkige Zunge haben = redegewandt, schlagfertig sein. Seit dem 19. Jh.
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17. eine scharfe Zunge haben = aufrührerische Reden halten; mit Worten angriffslustig sein. Seit dem 19. Jh.
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18. sich an jds Zunge hängen = gespannt auf jds Rede lauschen. 1920 ff.
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19. die Zunge nicht mehr heben können = betrunken sein. Dem Zecher wird die Zunge schwer. 1700 ff.
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20. die Zunge hängt auf die Schuhe = man hat anstrengenden Dienst hinter sich; man ist völlig entkräftet. Wohl von der heraushängenden Zunge des hechelnden Hundes übertragen. BSD 1965 ff.
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21. über die Zunge kacken = sich erbrechen. ⇨ Zunge 26. 1820 ff.
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22. deine Zunge in deine Wade, und du könntest spielend bergauf radeln: Redewendung auf einen pausenlos Schwätzenden. Berlin, 1950 ff.
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23. jm innerlich die Zunge rausstrecken = jn mißachten, ohne es sich anmerken zu lassen. 1870 ff.
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24. die Zunge reinhängen = sich an etw gütlich tun; wacker zechen. Seit dem frühen 20. Jh.; sold in beiden Weltkriegen.
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24 a. sich die Zunge aus dem Hals rennen = unermüdlich laufen. 1920 ff, sportl .
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25. jm die Zunge schaben = jn zu einfacher Kost anhalten. Man tötet ihm gewissermaßen die Geschmacksnerven ab. 1920 ff.
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26. über die Zunge scheißen = sich erbrechen. ⇨ Zunge 21. Seit dem 19. Jh.
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27. schlag' dir bloß nicht mit der Zunge ins Auge! = hör' auf mit deinem Wortschwall! 1910 ff.
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27 a. sich die Zunge aus dem Hals schreien = langanhaltend schreien. 1920 ff.
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28. auf der Zunge farbenblind sein = kein feines Geschmacksempfinden haben. Berlin 1950 ff.
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29. unter der Zunge feucht sein = beredt, schlagfertig sein. 1920 ff.
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29 a. flink mit der Zunge zu Fuß sein = beredt sein. Vgl das Folgende. 1900 ff.
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30. die Zunge spazieren führen (spazierengehen lassen) = unbedacht sprechen. Man läßt der Zunge freien Lauf wie dem Hund, den man beim Spazierengehen von der Leine löst. 1910 ff.
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30 a. mit gespaltener Zunge sprechen (reden) = zweierlei Standpunkte vertreten; es mit zwei Parteien halten. Aus (früheren) Indianerromanen im Sinn von »lügen; vertrauensunwürdig sein« geläufig. 1930 ff.
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31. sich die Zunge verbrennen = sich durch unüberlegte Äußerungen schaden. Entwickelt nach dem Muster von »sich die ⇨ Finger verbrennen«. 1870 ff.
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32. sich die Zunge weichkauen = sich langweilen. 1960 ff.
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33. sich die Zunge zerfransen = eindringlich auf jn einreden. Fußt auf der Vorstellung vom ausfransenden Gewebe. 1930 ff.
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34. sich etw auf der Zunge zergehen lassen = etw gründlich auszukosten verstehen. Leitet sich her vom genießerischen Eisschlecken o. ä. 1920 ff.
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35. jm an der Zunge ziehen (jm die Zunge ziehen) = jm ein Geständnis entlocken (entreißen); jn aushorchen wollen. Geht wohl auf alte Foltermethoden zurück. 1870 ff.