Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Zirkus
Zirkus m \
1. Aufregung, Gezänk; Durcheinander; übertriebene Umstände; steifes Zeremoniell; Salutieren; förmliche Erstattung einer Meldung. Von der Dressurvorführung, der Vorführung akrobatischer Leistungen, den Clownauftritten und dem gesamten Schaugepränge weiterentwickelt zur Vorstellung übertriebener Geschäftigkeit im Äußerlichen. 1900 ff, theaterspr. und sold .
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2. Kurvenfliegen eines Flugzeugs. Es erinnert an die Dressurvorführung im Zirkus. Fliegerspr. 1935 ff.
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3. Formaldienst. BSD 1965 ff.
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4. Appell mit Uniformwechsel. BSD 1965 ff.
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5. die den ausbildenden Lehrer begleitenden Lehramtskandidaten. 1945 ff, schül und lehrerspr.
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6. Klublokal. Anspielung auf das ausgelassene Treiben: es geht » rund« wie in der Manege. Halbw 1955 ff.
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7. Zirkus Karajani = Neubau der Philharmonie in West-Berlin. Der Bau wirkt zeltartig. Anspielung auf Herbert von Karajan, den Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker (seit 1955); angelehnt an den in Dresden beheimateten, früheren Zirkus Sarrasani. 1963 ff.
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8. der ganze Zirkus = all die Betriebsamkeit; all der (Arbeits) Aufwand (abf ). 1900 ff.
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9. verlogener Zirkus = heuchlerische Geschäftigkeit. 1950 ff.
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10. einen Zirkus aufführen = sich heftig aufregen; sich fassungslos gebärden (ohne es zu sein). 1920 ff.
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11. Zirkus fliegen = rundfliegen. Zirkus 2. Sold 1935 ff.
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12. Zirkus machen = Umstände, Schwierigkeiten machen. 1939 ff.
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13. mit jm Zirkus machen = jn beim Strafexerzieren schikanös behandeln. So stellt der Laie sich die Behandlung des zur Dressur bestimmten Tieres vor. Sold 1939 ff.
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14. um jn einen Zirkus machen = um jn eine vielseitige Reklametätigkeit entfalten. 1950 ff.
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15. sich selber Zirkus vormachen = sich selbst belügen. 1950 ff.
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