Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
ziehen
ziehen v \
1. intr = das Arbeitsverhältnis aufgeben. Ziehen = sich wegbegeben. 1870 ff.
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2. es zieht: sagt man, wenn einer beim Gähnen o. ä. den Mund weit öffnet und nicht die Hand vorhält. Oft mit dem Zusatz: »mach' die Klappe zu!« Übertragen vom Durchzug. 1900 ff.
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3. hier zieht es = a) hier fliegen Granatsplitter u. ä. Anspielung auf »eisenhaltige Luft« und »scharfen Wind«. Sold 1939 ff. – b) hier läßt einer Darmwinde entweichen. ziehen 17. Sold 1914 ff.
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4. zieh!: ermunternder Zuruf an den Läufer. Ziehen = sich wegbewegen; davoneilen. Sportl und schül 1920 ff.
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5. das zieht nicht = das hat keinen Erfolg; das macht keinen Eindruck, ist nicht werbewirksam. Verkürzt aus »das zieht die Leute nicht an«, nämlich zum Kaufen, zum Besuch der Vorstellung usw. Seit dem 18. Jh.
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6. er zieht nicht = er geht auf eine Sache nicht ein. Eigentlich: die Sache übt auf ihn keine Anziehungskraft aus. 1955 ff.
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7. die Kiste zieht = das Flugzeug steigt, gewinnt an Höhe. Der Steuerknüppel wird angezogen. Fliegerspr. in beiden Weltkriegen.
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8. intr = Marihuana rauchen. Eigentlich »einen Zug aus der Zigarette nehmen«. Hier aus Tarngründen verkürzt. Halbw 1965 ff.
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9. tr = für jn den Umzug besorgen. 1900 ff.
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10. einen ziehen = Alkohol zu sich nehmen; zechen. Meint eigentlich den Zug aus der Flasche. 1900 ff.
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11. tr intr = Taschendiebstahl begehen. Man zieht dem Opfer etw aus der Tasche. zupfen 1. 1900 ff.
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12. tr = jn ausnutzen, zu hohen Geldausgaben veranlassen. Analog zu melken 1. 1900 ff.
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13. ziehen und melken = dem Prostituiertenkunden mehr Geld abzufordern suchen als vereinbart. 1960 ff, prost .
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14. eine ziehen = eine Zigarette (langsam) rauchen. 1910 ff.
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15. refl = schleunigst verschwinden. Man »verzieht sich«. Bayr 1900 ff.
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16. jn ziehen lassen = jn wegschicken, abweisen, ablehnen. Seit dem 19. Jh.
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17. einen ziehen lassen = einen Darmwind abgehen lassen. Ziehen = sich wegbegeben; hier wohl verbunden mit der Vorstellung vom »Luftzug = Zugwind«. Seit dem 19. Jh.
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18. intr = falschspielen. Gemeint ist, daß der Falschspieler dem Opfer das Geld aus der Tasche zieht. 1850 ff.
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19. daran ziehen müssen = sich geldlich einschränken. Ziehen = strecken, längen. Mit Bezug auf die Butter sagt man, man »ziehe« sie, wenn man sie dünn aufstreicht. 1920 ff.
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