Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wurst
Wurst f \
1. längliche Form des menschlichen oder tierischen Kots. 1800 ff.
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2. Penis. Wegen der Formähnlichkeit. 1700 ff.
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3. zu enge Hose; zu enges Kleid. Dergleichen erinnert an den prall gefüllten Wurstdarm. 1900 ff.
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4. Gummiknüppel. Wurscht. Österr 1920 ff.
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5. Wurst im Blechdarm = Büchsenwurst. Sold 1939 ff.
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6. Unternehmen Wurst und Liebe = mit guter Verpflegung verbundenes Liebesverhältnis. Sold 1939 ff.
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7. Wurst in Pelle (Haut) = enganliegende Hose o.ä. Wurst 3. 1940 ff.
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8. Wurst am Stiel = Maiskolben. Der Ausdruck geht angeblich auf Nikita Chruschtschow zurück. Gebildet nach dem Muster von »Eis am Stiel«. 1959 ff.
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9. errötende Wurst = Wurst mit Nitrit-Zusatz. 1958 ff.
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10. heiß eingefüllte Wurst = enganliegende Damenhose. Vgl heiß 1 und 2. 1955 ff.
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11. lose Wurst = Kothaufen. Los = ohne Umhüllung. 1939 ff, sold .
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12. vegetarische Wurst = saure Gurke. Nur in der Form ähnelt sie der Wurst. 1870 ff.
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13. nicht für ein Pfund Wurst = um keinen Preis; auf keinen Fall. Seit dem ausgehenden 19. Jh., stud und sold .
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14. nicht um 1000 Würste = unter keinen Umständen. 1920 ff.
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15. ein Kerl wie ein Pfund (ein Viertel) Wurst = energieloser Mann. Gemeint ist wohl Wurst von der billigen Sorte; mehr ist der Betreffende nicht wert. Seit dem späten 19. Jh., vorwiegend nördlich der Mainlinie.
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16. Wurst wider Wurst! = Gleiches wird mit Gleichem vergolten! Leitet sich her von der ländlichen Sitte, sich zur Zeit des Schlachtens gegenseitig mit frischen Würsten zu beschenken. Ein Sprichwort aus dem 15./16. Jh.
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17. sich die Wurst abbrechen = schwere körperliche Arbeit verrichten; sich überanstrengen; Übereifer entwickeln. Leitet sich her von einem, der vor lauter Eifer sein Exkrementieren abbricht. Vgl aber auch » abbrechen«. Sold 1939 ff.
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18. jm die Wurst anschneiden = jn antreiben. Man droht ihm wohl eine Operation am Penis (Beschneidung) an, falls er nicht fleißiger arbeitet. 1900 ff.
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19. die Wurst am richtigen Ende anschneiden = zweckmäßig, erfolgversprechend vorgehen. Seit dem 19. Jh.
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20. eine Wurst in der Pfanne braten = koitieren. Wurst = Penis; Pfanne = Vagina. 1500 ff.
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21. sich fühlen wie die Wurst in der Pelle = ein zu enges Kleidungsstück tragen. Wurst 3 und 7. 1950 ff.
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22. es geht um die Wurst = es geht um die Entscheidung. Leitet sich von volkstümlichen Wettkämpfen her, bei denen der Sieger eine Wurst erhielt oder (wie beim Wurstklettern, -schnappen, -angeln usw.) sich eine Wurst erringen mußte. 1850 ff. Beliebter Kartenspielerausdruck.
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23. ihm hängt keine Wurst zu hoch = geldlich ist ihm nichts unerreichbar. 1900 ff.
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24. Wurst machen = koten. Wurst 1. Kinderspr. 1910 ff.
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25. aus jm Wurst machen = jn völlig erledigen. Vorwiegend als Drohrede gebräuchlich. 1870 ff.
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25 a. sich die Wurst vom Brot nehmen lassen = eine Interessenschädigung widerspruchslos hinnehmen. Vgl Butter III 19. 1900 ff.
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26. in der allerhöchsten (o.ä.) Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot: Redewendung, wenn einer Wurst ohne Brot ißt. 1920 ff.
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27. die Wurst schmeckt nach Seife = bei dieser Sache ist etwas nicht in Ordnung. Berlin 1850 ff.
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28. das ist mir Wurst (das ist mir wurst) = das ist mir gleichgültig. wurscht. 1800 ff, wahrscheinlich von Studenten ausgegangen.
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29. das ist Wurst wie Pomade = das ist völlig gleichgültig. wurscht; pomade 2. Berlin 1900 ff; auch sold .
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30. verschwinde wie die Wurst im Spinde! = geh weg! Um 1900 aufgekommen, beeinflußt von der Freude am Reimen.
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31. mit der Wurst nach der Speckseite (nach dem Schinken) werfen = mit Kleinem Großes erreichen wollen; Geringerwertiges hergeben, um Wertvolleres zu erhalten. Gemeint ist einer, der von der Hausschlachtung eine Wurst verschenkt und als Gegengabe eine Speckseite (o. ä.) erwartet. Seit mhd Zeit.
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