Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wunder
Wunder n \
1. das deutsche Wunder = a) Entstehung des kraftstrotzenden NS-Reiches aus »dem völlig erschöpften, ausgebluteten und ausgeplünderten deutschen Volk« (wörtliches Zitat aus einer Rede von Dr. Robert Ley, »Deutsche Arbeitsfront«). 1942 ff. – b) Gegenangriff der deutschen Truppen im November und Dezember 1944. Die Bezeichnung stammt aus der Presse der Alliierten. – c) Wiederaufschwung des Wirtschaftslebens in der Bundesrepublik Deutschland nach der Währungsumstellung des Jahres 1948. Vgl Wirtschaftswunder 2.
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2. des deutschen Wunders liebstes Kind =Volkswagen. 1958 ff.
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3. das weiß-blaue Wunder = Auto, Marke BMW. Weiß- Blau = bayerische Landesfarben. 1966 ff.
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4. sein blaues Wunder erleben = peinlich überrascht werden; sehr enttäuscht werden; sich in seinen Erwartungen betrogen sehen. Leitet sich her von narkotisch wirkenden Dämpfen, mit welchen Zauberkünstler die Beobachtungsgabe der Zuschauer zu beeinträchtigen suchten. 1600 ff.
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5. wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Erfurt still: Redewendung, wenn ein Karten-
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spiel wider Erwarten gewonnen wurde. »Erfurt« ist aus »Ehrfurcht« entstellt. Die Textzeile fußt auf dem Kirchenlied »Dies ist der Tag« von Christian Fürchtegott Gellert. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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6. aus jm ein anatomisches Wunder machen = jn bis zur Unkenntlichkeit verprügeln. 1920 ff.
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