Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wort
Wort n \
1. Wort zum Bierholen = »Das Wort zum Sonntag« im Deutschen Fernsehen. Anspielung auf den Umstand, daß der uninteressierte Fernsehzuschauer die Zeit lieber zum Bierholen nutzt. 1974 ff.
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2. Wort Gottes in Feldgrau = Militärgeistlicher in Uniform. »Wort Gottes = Heilige Schrift«. Sold 1914 ff.
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3. Wort Gottes vom Lande (Gottes Wort vom Lande; wandelndes Wort Gottes vom Lande) = Dorfpfarrer. Etwa seit 1800.
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4. dein Wort in Gottes Ohr (Gehörgang)! = möge es sich bewahrheiten! Fußt auf der jüdischen Vorstellung, daß Gott dem Beter sein Ohr leiht. Übliche Darstellung in der jüdischen bildenden Kunst. Spätestens um 1910 aufgekommen.
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5. mit dürren Worten = ohne Umschweife; unverschönt. Dürr = trocken, mager, schmucklos. 1500 ff.
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6. gestandene Worte = treffsichere Worte. gestanden. Bayr 1920 ff.
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7. krummes Wort = abträgliche, gehässige Äußerung. krumm 13. 1920 ff.
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8. jn mit leeren (glatten, trockenen) Worten abspeisen. abspeisen 2.
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9. ein großes Wort gelassen aussprechen = Bedeutendes bescheiden äußern; unbedacht eine dumme Äußerung machen. Ironisiert nach Goethes »Iphigenie« (1787). 1840 ff.
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9 a. jn mit Worten besoffen machen = jn mit leeren, wohlklingenden Redensarten zu beschwatzen suchen. 1900 ff.
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10. entschuldigen (verzeihen) Sie das harte Wort: Redewendung, wenn man einen anstößigen oder derben Ausdruck verwendet hat (Beispiel: das ist eine beschissene Geschichte; entschuldigen Sie das harte Wort »Geschichte«). 1920 ff, stud .
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11. das Wort haben = mit dem Ausspielen an der Reihe sein; die Spielfarbe zu bestimmen haben. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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12. hast du Worte (hast du Worte für so 'ne Sorte; hat der Mensch Worte)? = Ausdruck der Überraschung. Der Betreffende ist sprachlos. Berlin, etwa seit 1850; auch sächs , rhein u. a.
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13. das große Wort haben = sich aufspielen; viel Wesens von sich machen. 1890 ff.
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14. Wörter am Leibe haben = unfeine Ausdrücke verwenden. 1900 ff.
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15. es nicht Wort haben wollen = es nicht wahr haben wollen; es nicht gelten lassen. Wort = entscheidendes Wort; bindende Zusage. Seit dem 19. Jh.
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16. immer (bei allem) das letzte Wort haben wollen (müssen) = rechthaberisch sein; nicht zu überzeugen sein. Seit dem 19. Jh.
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17. zu Wort kommen = aus der Verteidigung zum Angriff übergehen. Meint eigentlich »ans Sprechen kommen; sich Gehör verschaffen«. Sportl 1950 ff.
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17 a. jm Worte in den Mund legen = dem Mitschüler vorsagen. 1960 ff.
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18. jm das Wort im Munde rumdrehen (verdrehen) = jds Äußerung absichtlich mißverstehen; jds Worte aus Gehässigkeit anders auslegen. Umdrehen = das Innere nach außen, das Äußere nach innen drehen. 1500 ff.
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18 a. im Wort sein (stehen) = durch ein Versprechen gebunden sein. 1965 ff.
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19. ein paar warme Worte sprechen = ein paar Worte herzlicher Freude oder Anteilnahme sagen. »Warm« bezieht sich auf das menschlich-herzliche Empfinden, steht aber oft auch für eine gefühlstriefende Äußerung, auf die man lieber verzichten möchte. Stud
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1920 ff.
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20. jm jedes Wort aus der Nase ziehen müssen = von einem Wortkargen mühsam eine Antwort erwirken. Variante zu »jm die Würmer aus der Nase ziehen«. 1920 ff.
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