Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wolke
Wolke f \
1. ausgezeichnete Sache; Außergewöhnliches; Unübertreffliches. Hergenommen entweder aus dem Wortschatz der Modeschöpfer, die mit »Wolke« einen dünnen, schleierartigen Stoff bezeichnen, oder verkürzt aus »Duftwolke«, oder auf die Explosionswolke bezogen (in diesem Fall sachverwandt mit » Bombe 1 u. 5«). Wahrscheinlich in Berlin aufgekommen um 1930. Heute jug .
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2. Person oder Sache, für die man schwärmt. Halbw 1955 ff.
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3. Wolke auf Eiern = ganz Vorzügliches. Halbw 1955 ff.
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4. Wolke von Kleid = Tüllkleid. 1920 ff.
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5. Wolke von Weib = sehr eindrucksvolle, außergewöhnliche Frau. 1930 ff.
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5 a. dufte Wolke = sehr sympathisches und hübsches Mädchen. Jug 1955 ff.
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6. die letzte Wolke = das Unübertreffliche. Halbw 1955 ff.
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7. schöne Wolke = große Menge. 1950 ff.
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7 a. weiße Wolke = die das Bett des Kranken umstehenden Ärzte, Assistenzärzte und Krankenschwestern. Krankenhausspr. 1950 ff.
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8. eine Wolke angeben = sich aufspielen. Geht zurück auf die Tabakswolke; vgl » rauchen = prahlen«. 1920 ff.
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9. etw in die Wolken blasen = etw durch einen Volltreffer vernichten. Sold 1939 ff.
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10. eine Wolke drehen = kräftig rauchen. Wolke = Tabakswolke. 1950 ff.
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11. den Ball in die Wolken dreschen (schießen) = den Fußball steil treten. Sportl 1950 ff.
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12. aus allen Wolken fallen = a) sehr erstaunt sein; einer Sache völlig verständnislos gegenüberstehen; unvorbereitet vor einem schwerwiegenden Ereignis stehen. Man ist gänzlich unwissend wie einer, der vom Himmel plötzlich auf die Erde kommt und sich nicht zurechtfindet. Seit dem 18. Jh. Vgl franz »tomber des nues«. – b) Fallschirmspringer sein. Fliegerspr. 1939 ff.
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13. der Ball geht hoch in die Wolken = der Fußballspieler spielt den Ball steil aufwärts. Sportl 1950 ff.
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14. in die Wolken gucken = bei einer Verteilung benachteiligt werden. Analog zu »in die Röhre guc-
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ken« oder »in den Mond schauen« ( Mond 25). Sold 1939 ff.
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15. mach' nur keine Wolke! = prahle, übertreibe nicht Wolke 8. Schül 1950 ff.
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16. sich nicht an die Wolken polken lassen = sich nicht dreinreden lassen; sich nicht beirren lassen. polken. Beeinflußt von der Lust am Binnenreim. Berlin 1900 ff.
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17. dicke Wolken reden = leere Worte mit Schwulst verbrämen. Vgl Wolke 8. 1930 ff.
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18. es reißt ihn aus allen Wolken = es ernüchtert ihn plötzlich. Vgl Wolke 21. 1920 ff.
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18 a. jn aus den Wolken runterholen = jds Überheblichkeit (Hirngespinste) dämpfen. 1970 ff.
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19. das schreit in die Wolken = das ist unerhört, skandalös. Analog zu himmelschreiend. 1950 ff.
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20. ich bin die Wolke = ich gehe aus. Gehört zur Vorstellung von einer Duftwolke und entspricht »verduften = weggehen«. Österr 1950 ff, jug .
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21. in den Wolken schweben (sein) = geistesabwesend sein. Denker, Dichter und Träumer schweben nach gängiger Vorstellung mit ihren Gedanken und Phantasien in höheren Regionen. Seit dem 19. Jh.
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