Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Welt
Welt f \
1. eine Welt voller Rätsel = a) Physikunterricht in der Schule. Fußt auf dem dt Titel des 1956 von Walt Disney gedrehten Films »Secrets of Life«. Schül 1958 ff. – b) Beförderung in der Laufbahn. Sold 1970 ff.
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2. bucklige Welt = wunderliches Erdenleben. Zu »bucklig« vgl auch » Verwandtschaft 4«. 1920 ff.
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3. die große Welt = die Erwachsenen. 1900 ff.
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4. die große heiße Welt = Lebensalter der Jugend. Nachgebildet dem Werbeschlagwort » Duft der großen weiten Welt«. Halbw 1960 ff.
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5. die große weite Welt = die berühmten Leute; Leute von Welt; Weltbürger; Wohlhabende. Duft 2. 1960 ff.
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6. die halbe Welt = sehr viele Leute. 1900 ff.
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7. die junge Welt = die jüngere Generation. 1900 ff.
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7 a. kaputte Welt = Welt voller Katastrophen, Kriege, Unsicherheiten, Gegenwartsund Zukunftsängsten. 1979 ff.
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8. meine Welt = Geliebte, Frau (Kosewort). Seit dem 19. Jh.
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9. sich die Welt von unten ansehen = im Grab liegen. 1920 ff.
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10. da hört die Welt auf = das ist eine abgelegene Gegend; an diesem Zaun hört unser Weg auf. 1900 ff.
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11. was kostet die Welt?: Redewendung des überheblichen Wohlhabenden; Ausruf der Unternehmungslust. Man tritt auf mit der Haltung eines anmaßend selbstbewußten Menschen, der mit seinem Geld (mit seiner Körperkraft; mit seinem Einfluß) alles ermöglichen zu können glaubt. Seit dem 18. Jh., anfangs stud .
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12. mit der Welt fertig sein = überarbeitet, verzweifelt sein. Welt = alle Menschen. 1910 ff.
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12 a. in die Welt machen = die Heimat verlassen. Seit dem 19. Jh.
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12 b. die Welt ist ein Dorf: Überraschungsausruf, wenn man an entferntem Ort unverhofft einen Bekannten trifft. 1900 ff.
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13. das ist weit aus der Welt = das ist sehr abgelegen. »Welt« ist hier der gewohnte Lebenskreis eines Menschen, die gewohnte engere Umgebung. Seit dem 19. Jh.
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14. das ist nicht aus der Welt = das ist nicht weit ent-
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fernt; das ist ziemlich nah gelegen. Seit dem 19. Jh.
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15. das ist verdrehte (verkehrte) Welt = das schickt sich nicht; das widerspricht den herkömmlichen Regeln des Zusammenlebens. Hängt zusammen mit der Darstellung einer Welt, in der alles genau umgekehrt zugeht wie in der Wirklichkeit; früher Inhalt vieler Kinderbücher. 1870 ff.
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16. das ist nicht die Welt (das kostet nicht die Welt) = das ist erschwinglich; das ist nicht schlimm; das ist belanglos. 1900 ff.
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16 a. das ist nicht die Welt = das ist keine weite Entfernung. 1900 ff.
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17. da ist die Welt mit Brettern vernagelt (zu) = dieser Bretterzaun (o. ä.) nimmt uns die Aussicht; hier geht der Weg nicht weiter; an diesem Ort ist man sehr rückständig; hier fehlt den Menschen jeder Weitblick. Geht wahrscheinlich zurück auf die Lügengeschichte des Variscus (= Johann Sommer), in der er 1608 erzählt, ein Mann sei ans Ende der Welt gelangt und habe sie dort mit Brettern vernagelt vorgefunden. Seit dem 18. Jh.
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18. das ist am Ende der Welt = das ist eine rückständige, unzivilisierte Gegend. 1900 ff.
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19. davon geht die Welt nicht unter = die Sache ist
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nicht sehr schlimm; deswegen braucht man nicht zu verzweifeln. 1900 ff. Durch einen Filmschlager der dreißiger Jahre sehr geläufig geworden.
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