Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wäsche
Wäsche f \
1. Kleidung. Meint eigentlich die Gesamtheit der waschbaren Wäschestücke. 1900 ff.
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2. Wäsche achtern = Marineuniform mit großem, zum Rücken hinabreichendem Schulterkragen (Kieler Knabenanzug). Achtern = hinten. Marinespr 1960 ff.
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3. Wäsche vorn = Jacke mit Schlips und Kragen (bei Bootsleuten und Offizieren). Marinespr 1960 ff.
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4. große Wäsche = a) Versetzungskonferenz. Da »wäscht man die schmutzige Wäsche« der Schüler, d. h. man erörtert die schlechten Leistungen und die Untugenden der Schüler. Ursprünglich in Preußen die Wachtparade an Sonntagen, verbunden mit strenger Kritik. Seit dem ausgehenden 19. Jh. – b) Verhör und Bestrafung eines Übeltäters; Beratung der Lehrer über einen widersetzlichen Schüler. Seit dem frühen 20. Jh.
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5. nasse Wäsche = a) Dinge, die noch nicht spruchreif sind. 1920 ff. – b) Dinge, über die man besser schweigt. 1920 ff.
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6. schmutzige (dreckige) Wäsche = unsaubere Machenschaften; sittlicher Makel. Seit dem 19. Jh.
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7. die Wäsche von innen abnutzen = Twist tanzen. Anspielung auf die wilden Körperverrenkungen der
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Twisttänzer. 1962 ff, Berlin.
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8. schwarze Wäsche anhaben = nicht unbescholten sein; ein schlechtes Gewissen haben. Schwarz = mit einem Makel behaftet (Gegensatz »weiß = unschuldig«). 1910 ff.
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9. bleib' mir damit von der Wäsche! = behellige mich nicht damit! 1935 ff.
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9 a. es bleibt nicht in der Wäsche = es geht einem nahe, läßt sich nicht leicht verwinden. ⇨ Kleid 9. 1950 ff.
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10. jn in die Wäsche bringen = jn in Ungelegenheiten bringen. Anspielung auf das mißgünstige Gerede der Leute (⇨ Wasch); vgl aber auch »⇨ Wäsche 23«. 1600 ff.
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11. die Uhr in die Wäsche geben = die Uhr zum Pfandamt bringen. Wäsche = Waschanstalt. Scherzhafter Hehlausdruck. 1950 ff, stud .
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12. jm an die Wäsche gehen = jn überfallen. 1939 ff.
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13. es geht ihm an die Wäsche = er wird streng, rücksichtslos behandelt. Man ergreift ihn unsanft an der Kleidung. 1939 ff.
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14. einer an die Wäsche gehen (kommen; sich bei einer an die Wäsche machen) = eine weibliche Person
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intim betasten. 1935 ff.
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15. besoffen aus der Wäsche gucken = wie bezecht wirken. »Wäsche« meint hier (und in den folgenden Ausdrücken) vor allem Oberhemd, Kragen und Schlips. 1935 ff, sold .
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16. dumm (dämlich, trübe) aus der Wäsche gucken (glotzen) = einfältig, verständnislos dreinsehen. 1930 ff.
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17. schief aus der Wäsche gucken = ärgerlich, mißgestimmt sein. Sold 1939 ff.
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18. schräg aus der Wäsche gucken = a) mißmutig, enttäuscht, mißtrauisch blicken. Sold 1939 ff. – b) betrunken wirken. 1939 ff, sold . – c) in einem heftig schwankenden Wasserfahrzeug vergeblich gegen die Seekrankheit ankämpfen. 1939 ff.
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19. ulkig aus der Wäsche gucken = erstaunt, verblüfft blicken. 1940 ff.
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20. wässerig aus der Wäsche gucken = kummervoll dreinsehen; einen hilflosen Eindruck machen. Der Betroffene ist den Tränen nahe. 1960 ff.
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21. keine reine Wäsche haben = nicht unbescholten sein. ⇨ Wäsche 8. 1910 ff.
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22. jn aus der Wäsche hauen = jn heftig prügeln. Seit
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dem frühen 20. Jh.
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23. in die Wäsche kommen = in arge Verlegenheit geraten. Wäsche = Waschanstalt. Fußt auf der volkstümlichen Gleichsetzung von Reinigen und Rügen. Bayr und österr , seit dem 18. Jh.
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24. aus der Wäsche schwimmen = sich entkleiden. Schwimmen = Arme und Beine bewegen. Österr 1945 ff, jug .
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25. nur noch nasse Wäsche sein = stark geschwitzt haben. 1920 ff.
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26. das ist eine saubere Wäsche = das ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Vgl ⇨ Wäsche 23. Oberd seit dem 19. Jh.
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27. das bleibt nicht in der Wäsche stecken = das geht einem seelisch nahe. ⇨ Wäsche 9 a. Analog zu ⇨ Kleid 9. 1940 ff.
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28. die Wäsche kocht über = die Unterwäsche wird sichtbar. 1970 ff.
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29. seine schmutzige Wäsche waschen = seine eigenen Fehler und Schwächen eingestehen. Seit dem 19. Jh. Vgl franz »laver son linge sale en famille«.
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30. jds schmutzige Wäsche waschen = jds Fehler (Vorleben) mißgünstig erörtern. Vgl ⇨ Wäsche 6.
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Seit dem 19. Jh.
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31. in alter Wäsche wühlen = längst abgetane Dinge erneut erörtern. Seit dem 19. Jh.
1. Kleidung. Meint eigentlich die Gesamtheit der waschbaren Wäschestücke. 1900 ff.
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2. Wäsche achtern = Marineuniform mit großem, zum Rücken hinabreichendem Schulterkragen (Kieler Knabenanzug). Achtern = hinten. Marinespr 1960 ff.
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3. Wäsche vorn = Jacke mit Schlips und Kragen (bei Bootsleuten und Offizieren). Marinespr 1960 ff.
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4. große Wäsche = a) Versetzungskonferenz. Da »wäscht man die schmutzige Wäsche« der Schüler, d. h. man erörtert die schlechten Leistungen und die Untugenden der Schüler. Ursprünglich in Preußen die Wachtparade an Sonntagen, verbunden mit strenger Kritik. Seit dem ausgehenden 19. Jh. – b) Verhör und Bestrafung eines Übeltäters; Beratung der Lehrer über einen widersetzlichen Schüler. Seit dem frühen 20. Jh.
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5. nasse Wäsche = a) Dinge, die noch nicht spruchreif sind. 1920 ff. – b) Dinge, über die man besser schweigt. 1920 ff.
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6. schmutzige (dreckige) Wäsche = unsaubere Machenschaften; sittlicher Makel. Seit dem 19. Jh.
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7. die Wäsche von innen abnutzen = Twist tanzen. Anspielung auf die wilden Körperverrenkungen der
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Twisttänzer. 1962 ff, Berlin.
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8. schwarze Wäsche anhaben = nicht unbescholten sein; ein schlechtes Gewissen haben. Schwarz = mit einem Makel behaftet (Gegensatz »weiß = unschuldig«). 1910 ff.
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9. bleib' mir damit von der Wäsche! = behellige mich nicht damit! 1935 ff.
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9 a. es bleibt nicht in der Wäsche = es geht einem nahe, läßt sich nicht leicht verwinden. ⇨ Kleid 9. 1950 ff.
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10. jn in die Wäsche bringen = jn in Ungelegenheiten bringen. Anspielung auf das mißgünstige Gerede der Leute (⇨ Wasch); vgl aber auch »⇨ Wäsche 23«. 1600 ff.
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11. die Uhr in die Wäsche geben = die Uhr zum Pfandamt bringen. Wäsche = Waschanstalt. Scherzhafter Hehlausdruck. 1950 ff, stud .
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12. jm an die Wäsche gehen = jn überfallen. 1939 ff.
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13. es geht ihm an die Wäsche = er wird streng, rücksichtslos behandelt. Man ergreift ihn unsanft an der Kleidung. 1939 ff.
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14. einer an die Wäsche gehen (kommen; sich bei einer an die Wäsche machen) = eine weibliche Person
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intim betasten. 1935 ff.
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15. besoffen aus der Wäsche gucken = wie bezecht wirken. »Wäsche« meint hier (und in den folgenden Ausdrücken) vor allem Oberhemd, Kragen und Schlips. 1935 ff, sold .
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16. dumm (dämlich, trübe) aus der Wäsche gucken (glotzen) = einfältig, verständnislos dreinsehen. 1930 ff.
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17. schief aus der Wäsche gucken = ärgerlich, mißgestimmt sein. Sold 1939 ff.
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18. schräg aus der Wäsche gucken = a) mißmutig, enttäuscht, mißtrauisch blicken. Sold 1939 ff. – b) betrunken wirken. 1939 ff, sold . – c) in einem heftig schwankenden Wasserfahrzeug vergeblich gegen die Seekrankheit ankämpfen. 1939 ff.
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19. ulkig aus der Wäsche gucken = erstaunt, verblüfft blicken. 1940 ff.
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20. wässerig aus der Wäsche gucken = kummervoll dreinsehen; einen hilflosen Eindruck machen. Der Betroffene ist den Tränen nahe. 1960 ff.
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21. keine reine Wäsche haben = nicht unbescholten sein. ⇨ Wäsche 8. 1910 ff.
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22. jn aus der Wäsche hauen = jn heftig prügeln. Seit
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dem frühen 20. Jh.
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23. in die Wäsche kommen = in arge Verlegenheit geraten. Wäsche = Waschanstalt. Fußt auf der volkstümlichen Gleichsetzung von Reinigen und Rügen. Bayr und österr , seit dem 18. Jh.
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24. aus der Wäsche schwimmen = sich entkleiden. Schwimmen = Arme und Beine bewegen. Österr 1945 ff, jug .
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25. nur noch nasse Wäsche sein = stark geschwitzt haben. 1920 ff.
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26. das ist eine saubere Wäsche = das ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Vgl ⇨ Wäsche 23. Oberd seit dem 19. Jh.
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27. das bleibt nicht in der Wäsche stecken = das geht einem seelisch nahe. ⇨ Wäsche 9 a. Analog zu ⇨ Kleid 9. 1940 ff.
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28. die Wäsche kocht über = die Unterwäsche wird sichtbar. 1970 ff.
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29. seine schmutzige Wäsche waschen = seine eigenen Fehler und Schwächen eingestehen. Seit dem 19. Jh. Vgl franz »laver son linge sale en famille«.
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30. jds schmutzige Wäsche waschen = jds Fehler (Vorleben) mißgünstig erörtern. Vgl ⇨ Wäsche 6.
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Seit dem 19. Jh.
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31. in alter Wäsche wühlen = längst abgetane Dinge erneut erörtern. Seit dem 19. Jh.