Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Wald
Wald m \
1. Schambehaarung. Seit dem 19. Jh.
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2. starke Brustbehaarung bei Männern. Seit dem 19. Jh.
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3. große Menge emporragender Gegenstände; unübersichtliche, vielgliedrige technische Anlage; unübersichtliche Gesamtheit von sehr vielen Einzelstücken verwandter Art. Aus den dichterischen Ausdrücken »Wald von Fahnen«, »Wald von Masten, von Schiffen« u. ä. übernommen zur Bezeichnung eines vielgliedrigwirren Ganzen, vor allem eines senkrecht Aufragenden mit waagerechten Armen und Verzweigungen. 1930 ff.
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4. Wald und Wiese = a) minderwertiger Tabak. 1945 ff. – b) Kräutertee. Sold 1935 bis heute.
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5. Wald, Wiese und Bahndamm = selbstangebauter Tabak (mit Tee vermischt). 1945 ff.
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6. Marke deutscher Wald = minderwertige Raucherware. Dieser Tabak besteht vermeintlich aus Baum- und Strauchblättern. 1940 ff.
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7. nicht für einen Wald voll Affen = um keinen Preis; für nichts in der Welt; unter keinen Umständen. Ina Seidel wies als Quelle nach: William Shakespeare,
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»Der Kaufmann von Venedig« (III, 1): Shylocks Tochter hat für einen Ring einen Affen eingehandelt, woraufhin Shylock sagt, nicht für einen Wald von Affen hätte er den Ring hingegeben. 1900 ff.
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8. wer hat dich, du schöner Wald, abgeholzt so hoch da droben?: Redewendung auf den Raubbau. Parodie auf das Gedicht »Der Jäger Abschied« von Joseph von Eichendorff (1837), vertont von Felix Men-delssohn-Bartholdy (1840), mit der Eingangszeile: »Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben?«. 1920 ff.
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9. im Wald aufgewachsen sein = a) kein gesittetes Benehmen haben. Seit dem 19. Jh. – b) unbelehrbar dumm sein. Seit dem 19. Jh.
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10. ihm möchte ich nachts nicht im Wald begegnen: Redewendung auf einen Menschen mit verwildertem, grobem und abstoßendem Aussehen. Im Sinne der alten Räuberromane halten sich im Wald die Räuber und Unholde auf. 1900 ff.
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11. sich benehmen wie die Axt im Wald Axt 2.
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12. geh in den Wald zu deinen Freunden! = geh weg! Waldbewohner gelten als dumm und unzivilisiert. Wald 9. BSD 1965 ff.
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13. einen Wald holzen = laut schnarchen. sägen 1.
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1900 ff.
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14. aus dem Walde klingt es dumpf, Pik ist Trumpf: Spielansage »Pik«. Kartenspielerspr. 1920 ff.
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15. du kommst wohl aus dem Wald?: Frage an einen, der dumme Fragen stellt. Wald 12. Sold 1935 ff.
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16. hinter dem Wald leben = weltfremd sein. Hinterwäldler. Seit dem 19. Jh.
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17. Marke »Deutsche, raucht eure Wälder!«: übelriechender Tabak. Wald 6. BSD 1965 ff.
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18. scheiß' an (in) den Wald! = nimm es nicht wichtig! mach' dir nichts daraus! 1955 ff.
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19. nach deutschem Wald schmecken = nach minderwertigem Tabak schmecken. Wald 6. Sold 1940 ff.
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20. den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen = vor lauter Belanglosigkeiten das Wichtige nicht erkennen. Geht zurück auf Christoph Martin Wieland (»Musarion, oder die Philosophie der Grazien«, 1768), vielleicht in Erweiterung einer Stelle bei Ovid. Vgl engl »he does not see the forest for the trees« und franz »les arbres lui cachent la forêt«.
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21. im Wald sein = a) unwissend sein; nichts gesehen haben. Seit dem 19. Jh. – b) falsch, fehlerhaft (mißtönend) musizieren. Musikerspr. 1920 ff.
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22. ich denke (glaube), ich bin (stehe) im Wald!: Ausruf der Verwunderung, der Entrüstung. Vgl Hamster. Halbw 1955 ff.
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23. sind wir im Wald?: Frage an einen, der sich ungesittet benimmt. Österr ; 1900 ff.
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24. im Wald wohnen = dumm sein; sich dumm stellen. Vgl Wald 12. Seit dem 19. Jh.
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