Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Unschuld
Unschuld f \
1. Unschuld vom Lande = a) Hausgehilfin. Meint ursprünglich das naive Mädchen vom Lande in einem städtischen Haushalt. 1850 ff. Geläufig geworden durch die Ariette Adeles in der Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß (1874). – b) Schuldloser, Lebensunerfahrener. 1900 ff.
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2. gußeiserne Unschuld = unnahbares Mädchen. 1900 ff.
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3. knitterfreie Unschuld = Mädchen, das sich unberührt stellt oder tatsächlich unberührt ist. 1939 ff.
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4. leckere Unschuld = anziehendes junges Mädchen. lecker. 1920 ff.
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5. reine Unschuld = naiver Mensch. 1850 ff.
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6. schwüle Unschuld = geschlechtlich abweisendes Mädchen, dessen Abwehr geheuchelt ist. 1950 ff.
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7. überflüssige Unschuld = alte Jungfer. 1960 ff, Berlin.
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8. wie die Unschuld vom Lande aussehen = harmlos (leicht dümmlich) aussehen, aber verschlagen sein. Berlin 1950 ff.
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9. sich in Unschuld baden = für etw nicht verantwortlich gemacht werden können. Verstärkung von »seine Hände in Unschuld waschen«. 1900 ff, schül , stud und sold .
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10. sich in Unschuld und Mandelkleie baden (waschen) = seine Schuldlosigkeit beteuern. 1900 ff, schül .
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11. seine Unschuld leugnen = sich zu Unrecht einer Straftat bezichtigen. 1920 ff.
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12. Unschuld vom Lande spielen = Einfalt vortäuschen. Vgl Unschuld 1. Wien 1900 ff.
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