Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Tür
Tür f \
1. Klappe an der Klapphose; Hosenschlitz. Seit dem 19. Jh.
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2. Tür mit dem herzigen Ausschnitt = Aborttür. Der »herzige Ausschnitt« ist der herzförmige Ausschnitt, der früher an den Aborttüren auf dem Lande üblich war und teilweise noch heute Sitte ist. 1900 ff.
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3. Tür mit Herz (Herzerl) = Aborttür. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh., bayr und österr .
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4. hinter Türn ohne Klinke = im Gefängnis. 1950 ff.
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5. zwischen Tür und Angel = schnell, hastig; unvorbereitet; gerade beim Verlassen des Zimmers; unter der Haustür, beim Weggehen. Seit dem 19. Jh.
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6. vor der Tür abladen = den Beischlaf kurz vor der Ejakulation abbrechen. Vgl Haustür. 1900 ff.
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7. jm die Tür zu etw aufstoßen = jm den Zugang zu etw öffnen; jds beruflichen Werdegang entscheidend fördern. 1950 ff.
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8. jm die Türen aushängen = a) jn vertreiben; jm das Verweilen verleiden. Geht zurück auf die alte Sinnbildhandlung der Friedloserklärung. 1900 ff. – b) jm einen bösen Streich spielen; jn ernstlich schädigen.
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1900 ff.
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9. die Tür dichtmachen = die Tür schließen, absperren. 1900 ff.
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10. Türen eindonnern = energisch, leidenschaftlich auftreten. Mit Getöse tritt man zur Tür herein. 1930 ff.
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11. jm die Tür einlaufen = jn oft besuchen und mit Bitten belästigen. Seit dem 19. Jh.
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12. offene Türen einlaufen (einrennen) = auf keinerlei Widerstand stoßen; für seinen Plan volle Unterstützung finden. Tür 20. Seit dem 19. Jh.
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13. jm die Türen einrennen = jm mit Hausbesuchen lästig fallen. Seit dem 19. Jh.
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14. mit ihm kann man Türen einrennen = er ist sehr dumm. Der Begriffsstutzige hat eine dicke Knochendecke, so daß man ihn als Rammbock verwenden kann. 1840 ff.
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15. mit der Tür ins Haus fallen = Unangenehmes ohne Vorbereitung und ohne Umschweife berichten. Gemeint ist, daß einer die Tür nicht ordnungsgemäß öffnet, sondern sie einstürmt. Seit dem 16. Jh.
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16. mit jm vor die Tür gehen = sich mit jm prügeln. Rocker 1967 ff.
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17. vor der eigenen Tür kehren (fegen) = sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Fußt auf dem Sprichwort: »Jeder kehre vor seiner Tür; er findet Dreck genug dafür« (= davor). Seit dem 19. Jh.
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18. er kriegt müde Türen = ihm fallen die Augen vor Müdigkeit zu 1950 ff.
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19. sich eine Tür offenhalten = stets auf einen Ausweg bedacht sein; stets so vorgehen, daß man ungehindert den Rückzug antreten kann; auf eine Ablehnung mit einem anderen Vorschlag erwidern. Seit dem 19. Jh.
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20. gegen offene Türen rennen = sich auf Widerstände gefaßt machen, die gar nicht bestehen. Tür 12. Seit dem 19. Jh. Vgl franz »enfoncer des portes ouvertes«.
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20 a. da ist die Tür!: Aufforderung wegzugehen, das Zimmer (die Wohnung) zu verlassen. Seit dem 19. Jh.
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21. jn vor die Tür setzen = jn entlassen; jn die Wohnung kündigen; jn aus dem Haus weisen. Vgl »jm den Stuhl vor die Tür setzen«. Seit dem 19. Jh.
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22. zwischen Tür und Angel sitzen = ratlos sein. Seit dem 19. Jh.
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23. es steht vor der Tür = es ist in Kürze zu erwarten;
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es steht bevor. 1900 ff.
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24. anders geht die Tür nicht zu = anders ist es nicht zu bewerkstelligen. Hergeleitet von einer Tür, die klemmt: um sie zu schließen, muß man die Kraftanstrengung, den Lärm, die Hobelspäne o. ä. in Kauf nehmen. 1935 ff.
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25. ach, du kriegst die Tür nicht zu!: Ausdruck der Verwunderung. Man staunt darüber, daß einer nicht imstande ist, die Tür zu schließen; entweder hat sie sich gekrümmt, oder der Riegel paßt nicht in die Halterung, oder man hat gar eine Drehtür im Sinn. Jug 1925 ff.
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26. mach die Tür von außen zu!: Aufforderung an einen, sich zu entfernen. Seit dem 19. Jh.
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27. jm die Tür vor der Nase zumachen (zuknallen, zuschlagen) = dicht vor jm die Tür schließen. Nase 15. 1600 ff.
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28. machen Sie Ihre Tür zu, sonst trägt Ihnen jemand etwas hinein (nicht daß Ihnen jemand etw hineinträgt)!: Redewendung an einen, der vergißt, die Wohnungstür zu schließen. 1930 ff.
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29. die Tür zuschlagen = aus Empörung die Verbindung ganzlich abbrechen. 1920 ff.
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