Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
trocken
trocken adj \
1. mager; dürftig. Hergenommen von der Brotschnitte ohne Belag (»trockenes Brot«): man faßt sie als dürftig auf. Berlin 1900 ff.
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2. hager. Der Betreffende wirkt wie ausgedörrt. 1920 ff.
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3. mittellos; ohne Geld. Man ist nicht »flüssig«. 1950 ff.
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4. spröde; langweilig; nicht lebensfrisch. Im 19. Jh. aufgekommen im Zusammenhang mit dem Begriff der »trockenen Wissenschaft«.
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5. durstig. Kehle und Gaumen sind trocken. 1900 ff.
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6. vom Alkohol entwöhnt. Man ist »trockengelegt« im Sinne der Prohibition. 1900 ff.
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6 a. nicht mehr drogenabhängig. 1975 ff.
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7. wortkarg; nicht viele Worte machend. Seit dem 19. Jh.
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8. geizig. Hängt zusammen mit der Redewendung »einen trockenen Daumen haben«. Seit dem 19. Jh.
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9. wuchtig und genau gestoßen (geworfen o. ä.). Fußt auf der Vorstellung vom trockenen Gewitter oder vom
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Blitz aus heiterem Himmel. Sportl 1950 ff.
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9 a. ohne Zugang zum Meer. 1970 ff.
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10. trocken leben = Alkohol meiden. 1900 ff.
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11. trocken reden = eine Unterhaltung ohne Getränke führen. Seit dem 19. Jh.
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12. etw trocken runterwürgen = Bier (Bowle) ohne einen Weinbrand trinken. 1920 ff.
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13. nur trocken schlucken können = überaus erstaunt sein. Dem Betreffenden »bleibt die Spucke weg«. 1950 ff.
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14. trocken sein (sitzen) = kein alkoholisches Getränk vor sich stehen haben. 1600 ff.
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14 a. trocken singen = ohne Instrumentalbegleitung singen. 1900 ff.
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15. trocken werden = sich einer Alkoholentziehungskur unterziehen. 1900 ff.
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16. etw trocken wohnen = gegen geringe Miete eine feuchte Neubauwohnung bewohnen. Seit dem 19. Jh., Berlin.
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