Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Ton
Ton m \
1. wildgewordene Töne = moderne Tanz-, Schlagermusik. Kurz nach 1945 aufgekommen.
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2. noch 'ein Ton, und...: Aufforderung zum Verstummen unter Androhung von Tätlichkeiten. Seit dem ausgehenden 19. Jh., Berlin, Köln, Wien u. a.
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3. den Ton abschalten = a) sprachlos sein. Der Rundfunk- und Fernsehtechnik entlehnt. 1955 ff. – b) vor Erkältung und Heiserkeit kein Wort mehr hervorbringen. 1955 ff.
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4. andere Töne anschlagen = energischer werden; seine Forderungen erhöhen. Von der Stimmgabel übernommen. 1935 ff.
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5. Töne ausspucken = sich äußern. 1950 ff.
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5 a. voll auf Ton gehen = mit Hingabe Musik hören; in Musik schwelgen. Halbw 1970 ff.
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6. jetzt geht es aus einem anderen Ton = jetzt wird es ernst; jetzt hört das angenehme Leben auf. Man wechselt die Tonart. 1900 ff.
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7. hast du Töne? (hat der Mensch Töne?; hat man da noch Töne?): Ausdruck der Verwunderung und Überraschung, der Verständnislosigkeit. Der Staunende
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bringt keinen Ton mehr heraus, er ist ton-(sprach-)los. Seit dem späten 19. Jh., gemeindeutsch und (seit 1983) österr .
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8. nicht alle Töne auf der Flöte (Zither) haben = nicht recht bei Verstand sein. 1920 ff.
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9. einen Ton am Leibe haben = ungebührlich, hochfahrend, herrisch reden. Die gewählte Tonlage (Tonart) klingt unpassend, unschön, allzu schrill. Seit dem 19. Jh.
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10. einen falschen Ton haben = nicht völlig aufrichtig sein. 1900 ff.
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11. schöne falsche Töne haben = in liebenswürdiger Weise unaufrichtig sein. 1920 ff.
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12. hohe Töne im Kopf haben = überheblich sein. Übertragen von der Kopfstimme. 1900 ff, westd .
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13. große Töne kotzen = prahlen. »Große Töne« sind die scheinbar gewichtigen Worte, und »kotzen« meint derb soviel wie »von sich geben«. 1920 ff.
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14. den Ton mitzusingen wissen = sich anzupassen wissen. 1920 ff.
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15. red' keine Töne! = sprich keinen Unsinn! Schül , stud und arbeiterspr. 1900 ff.
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16. rede nicht soviel Töne! = komm' zur Sache! schwätze nicht! 1920 ff.
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17. dicke (große) Töne reden (machen, schwingen o. ä.) = prahlen; sich aufspielen. Ton 13. 1910 ff.
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18. einen Ton riskieren = dreist, unverschämt reden. Vgl »eine Lippe riskieren«. 1890 ff.
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19. dicke (mächtige o. ä.) Töne riskieren = sich aufspielen; seine (vermeintliche) Wichtigkeit hervorheben. Ton 17. 1920 ff.
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20. dicke (große) Töne spucken = stark prahlen; mehr scheinen wollen als sein. Vgl Bogen 11. 1910 ff, schül , stud und sold .
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21. der Ton stimmt = die zum Gewinnen des Spiels notwendige Punktzahl ist erreicht. Der Spieler klopft scherzhaft mit dem Päckchen seiner Stiche auf die Tischkante und hält die Karten horchend ans Ohr wie eine Stimmgabel. Kartenspielerspr. 1910 ff.
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22. die Töne verlieren = verstummen; sprachlos sein. Ton 7. 1890 ff.
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