Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Tod
Tod m \
1. dem Tod sein Geschäftsreisender = bleich aussehender Mann. 1910 ff; sold in beiden Weltkriegen.
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2. Tod auf Urlaub = hagerer Mann. ⇨ Leiche 8. 1920 ff.
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3. ausführlicher Tod = weitschweifig geschildertes Sterben eines Menschen. 1935 ff, kritikerspr.
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4. elastischer Tod = Bühnendarstellung eines Sterbenden, der noch lange Monologe hält. Kritikerspr. 1850 ff.
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5. der große Tod = etwas sehr Langweiliges. Meint eigentlich das tatsächliche Sterben; hier analog zu »⇨ todlangweilig« (⇨ Tod 25). Halbw 1955 ff.
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6. grüner Tod = Spinat. Er ist kein beliebtes Soldatenessen und wird nach Meinung der Soldaten zu oft gereicht. Man kann ihn »auf den Tod nicht ausstehen« o. ä. (⇨ Tod 26). BSD 1968 ff.
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7. der nasse Tod = Tod durch Ertrinken. Seit dem 19. Jh.
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8. trockener Tod = Tod ohne Blutvergießen (Hinrichtung durch den Strang, auf dem elektrischen Stuhl o. ä.). Entlehnung aus dem Angloamerikan ? 1920 ff.
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9. der weiße Tod = Tod in Eis und Schnee. 1920 ff.
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10. Tod und Teufel = jedermann; viele Leute; alles Mögliche (ich habe Tod und Teufel gefragt; Tod und Teufel habe ich gelesen). Die Formel »Tod und Teufel« beruht auf dem Umstand, daß beide als Beherrscher der Hölle gelten. Seit dem 18. Jh.
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11. mit allem Tod und Teufel = mit allem Zubehör. Seit dem 19. Jh.
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12. auf Tod und Leben arbeiten = aus Leibeskräften arbeiten. Seit dem 19. Jh.
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13. sich den Tod an den Hals ärgern = sich sehr ärgern. Seit dem 19. Jh.
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14. aussehen wie der (lebendige) Tod = sehr elend aussehen; leichenblaß sein; abgemagert sein. In der bildenden Kunst ist der Tod meist von hagerer Gestalt. Seit dem 19. Jh.
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15. aussehen wie der Tod von Basel = bleiche Gesichtsfarbe haben. Hergenommen von der Darstellung des Todes (des Totentanzes) an der Kirchhofsmauer des Predigerklosters zu Basel. Seit dem 19. Jh., aber wohl viel älter (15. Jh.?).
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16. aussehen wie der Tod auf Laatschen = schlecht aussehen. »Tod auf Laaschen« hieß bei den Soldaten
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des Ersten Weltkriegs die Gasgranate: sie detonierte gedämpft. ⇨ Laatschen = Pantoffel. 1920 ff.
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17. aussehen wie der Tod von Ypern = bleich, erschöpft aussehen. Hergenommen von der Figur des Todes in der Hauptkirche von Ypern in Belgien (Westflandern) in Erinnerung an die Pestepidemie von 1349. Etwa seit dem 19. Jh.
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18. was nicht unmittelbar zum Tod führt, macht nur noch härter: iron Redewendung nach Art von Durchhalteparolen. BSD 1965 ff.
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19. sich zu Tode fummeln = sich arg abmühen. ⇨ fummeln. 1920 ff.
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20. er wird einen leichten Tod haben = er ist dumm. Der Sterbende gibt seinen Geist auf; wer nicht viel Geist aufzugeben hat, stirbt leichter. 1920 ff.
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21. etw auf den Tod hassen = etw überaus hassen. Seit dem 18. Jh.
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22. etw zu Tode hetzen = etw zerreden. Seit dem 19. Jh.
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23. du kriegst den Tod!: Ausruf des Erschreckens. Man kann sich zu Tode erschrecken (Herzschlag!). Berlin seit dem 19. Jh.
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24. du kriegst den Tod in beide Waden!: Asruf der
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Überraschung, des Erschreckens. Bezieht sich eigentlich auf den Wadenkrampf. Berlin und Hamburg seit dem frühen 19. Jh.
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24 a. sich zu Tode lachen =hellauf lachen; des Lachens kein Ende finden. 1500 ff.
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25. sich zu Tode langweilen =sich sehr langweilen. Seit dem 19. Jh.
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26. etw (jn) in (für, auf) den Tod nicht leiden (ausstehen) können = etw (jn) durchaus nicht leiden können; sich mit etw (jm) nicht befreunden können. »In den Tod nicht« hat sich zu einer starken Verneinung entwickelt, etwa im Sinne von »beim besten Willen nicht«. 1700 ff.
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27. der Tod naht = das Spiel ist nicht mehr zu gewinnen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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28. ihn hat der Tod auf die Schippe genommen = er ist dem Tode nahe. »Schippe« meint eigentlich die Schaufel des Totengräbers. Sold 1939 ff.
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29. jn zu Tode pflegen = jds Tod verbrecherisch herbeiführen. 1900 ff.
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30. sich zu Tode quälen = hart arbeiten. Seit dem 19. Jh.
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31. jn zu Tode quatschen = auf jn anhaltend einreden,
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bis er nachgibt; jn beschwatzen. 1930 ff.
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32. etw zu Tode reiten =a) etw so lange und weitschweifig erörtern, bis es zerredet ist. 1880 ff. – b) etw durch oftmalige Verwendung wirkungslos machen. 1920 ff. – c) ein literarisches Motiv bis zum Überdruß wieder und wieder gestalten. 1950 ff.
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33. sich zu Tode schaffen =sich überanstrengen. Seit dem 19. Jh.
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34. sich zu Tod schämen = sich sehr schämen. Seit dem 19. Jh.
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35. er ist gut nach dem Tod zu schicken (er ist gut, den Tod zu holen) = er ist sehr langsam; er bleibt lange aus. Hätte er den Tod herbeizuholen, ließe er mit seiner Saumseligkeit den Zurückbleibenden noch viel Zeit zum Leben. 1500 ff.
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36. das ist mein Tod = durch diesen Stich werde ich zum Verlierer. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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37. umsonst ist der Tod, – und der kostet das Leben = »umsonst = kostenlos« gibt es nichts. Der Tod kommt ohne Bestellung; aber man bezahlt ihn mit dem Leben. Seit dem 19. Jh.
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37 a. Tod und Teufel in Bewegung setzen = nichts unversucht lassen. ⇨ Tod 10. Seit dem 18. Jh.
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38. sich zu Tode siegen = trotz vieler gewonnener Schlachten schließlich die Waffen strecken müssen. Sold und ziv jeweils seit der zweiten Hälfte beider Weltkriege geläufig geworden.
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39. dem Tod von der Schippe gesprungen (gehopst) sein = dem Tod mit Mühe entgangen sein; sich im letzten Augenblick in Sicherheit gebracht haben. Fußt auf der Vorstellung vom personifizierten Tod mit der Grabschaufel in Anlehnung an den Totengräber mit der Schaufel. Vgl ⇨ Tod 28. Sold 1870 ff; auch ziv (vor allem im Zusammenhang mit gefährlichen Berufen).
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40. etw in (auf) den Tod vergessen = etw völlig vergessen. ⇨ Tod 26. Seit dem 18. Jh.
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41. sich zu Tode verwalten = für die Verwaltung mehr Geld ausgeben, als durch Steuern vereinnahmt wird. Vom Bund der Steuerzahler aufgebrachtes Schlagwort. 1965 ff.
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42. etw auf den Tod nicht wollen = etw durchaus nicht wollen. ⇨ Tod 26. Seit dem 19. Jh.
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43. sich des Todes wundern = sich sehr wundern; sehr erstaunt sein. Seit dem 19. Jh.
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44. das ist ihm auf den Tod zuwider = das ist für ihn unausstehlich. ⇨ Tod 26. Seit dem 19. Jh.
1. dem Tod sein Geschäftsreisender = bleich aussehender Mann. 1910 ff; sold in beiden Weltkriegen.
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2. Tod auf Urlaub = hagerer Mann. ⇨ Leiche 8. 1920 ff.
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3. ausführlicher Tod = weitschweifig geschildertes Sterben eines Menschen. 1935 ff, kritikerspr.
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4. elastischer Tod = Bühnendarstellung eines Sterbenden, der noch lange Monologe hält. Kritikerspr. 1850 ff.
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5. der große Tod = etwas sehr Langweiliges. Meint eigentlich das tatsächliche Sterben; hier analog zu »⇨ todlangweilig« (⇨ Tod 25). Halbw 1955 ff.
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6. grüner Tod = Spinat. Er ist kein beliebtes Soldatenessen und wird nach Meinung der Soldaten zu oft gereicht. Man kann ihn »auf den Tod nicht ausstehen« o. ä. (⇨ Tod 26). BSD 1968 ff.
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7. der nasse Tod = Tod durch Ertrinken. Seit dem 19. Jh.
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8. trockener Tod = Tod ohne Blutvergießen (Hinrichtung durch den Strang, auf dem elektrischen Stuhl o. ä.). Entlehnung aus dem Angloamerikan ? 1920 ff.
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9. der weiße Tod = Tod in Eis und Schnee. 1920 ff.
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10. Tod und Teufel = jedermann; viele Leute; alles Mögliche (ich habe Tod und Teufel gefragt; Tod und Teufel habe ich gelesen). Die Formel »Tod und Teufel« beruht auf dem Umstand, daß beide als Beherrscher der Hölle gelten. Seit dem 18. Jh.
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11. mit allem Tod und Teufel = mit allem Zubehör. Seit dem 19. Jh.
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12. auf Tod und Leben arbeiten = aus Leibeskräften arbeiten. Seit dem 19. Jh.
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13. sich den Tod an den Hals ärgern = sich sehr ärgern. Seit dem 19. Jh.
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14. aussehen wie der (lebendige) Tod = sehr elend aussehen; leichenblaß sein; abgemagert sein. In der bildenden Kunst ist der Tod meist von hagerer Gestalt. Seit dem 19. Jh.
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15. aussehen wie der Tod von Basel = bleiche Gesichtsfarbe haben. Hergenommen von der Darstellung des Todes (des Totentanzes) an der Kirchhofsmauer des Predigerklosters zu Basel. Seit dem 19. Jh., aber wohl viel älter (15. Jh.?).
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16. aussehen wie der Tod auf Laatschen = schlecht aussehen. »Tod auf Laaschen« hieß bei den Soldaten
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des Ersten Weltkriegs die Gasgranate: sie detonierte gedämpft. ⇨ Laatschen = Pantoffel. 1920 ff.
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17. aussehen wie der Tod von Ypern = bleich, erschöpft aussehen. Hergenommen von der Figur des Todes in der Hauptkirche von Ypern in Belgien (Westflandern) in Erinnerung an die Pestepidemie von 1349. Etwa seit dem 19. Jh.
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18. was nicht unmittelbar zum Tod führt, macht nur noch härter: iron Redewendung nach Art von Durchhalteparolen. BSD 1965 ff.
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19. sich zu Tode fummeln = sich arg abmühen. ⇨ fummeln. 1920 ff.
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20. er wird einen leichten Tod haben = er ist dumm. Der Sterbende gibt seinen Geist auf; wer nicht viel Geist aufzugeben hat, stirbt leichter. 1920 ff.
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21. etw auf den Tod hassen = etw überaus hassen. Seit dem 18. Jh.
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22. etw zu Tode hetzen = etw zerreden. Seit dem 19. Jh.
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23. du kriegst den Tod!: Ausruf des Erschreckens. Man kann sich zu Tode erschrecken (Herzschlag!). Berlin seit dem 19. Jh.
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24. du kriegst den Tod in beide Waden!: Asruf der
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Überraschung, des Erschreckens. Bezieht sich eigentlich auf den Wadenkrampf. Berlin und Hamburg seit dem frühen 19. Jh.
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24 a. sich zu Tode lachen =hellauf lachen; des Lachens kein Ende finden. 1500 ff.
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25. sich zu Tode langweilen =sich sehr langweilen. Seit dem 19. Jh.
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26. etw (jn) in (für, auf) den Tod nicht leiden (ausstehen) können = etw (jn) durchaus nicht leiden können; sich mit etw (jm) nicht befreunden können. »In den Tod nicht« hat sich zu einer starken Verneinung entwickelt, etwa im Sinne von »beim besten Willen nicht«. 1700 ff.
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27. der Tod naht = das Spiel ist nicht mehr zu gewinnen. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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28. ihn hat der Tod auf die Schippe genommen = er ist dem Tode nahe. »Schippe« meint eigentlich die Schaufel des Totengräbers. Sold 1939 ff.
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29. jn zu Tode pflegen = jds Tod verbrecherisch herbeiführen. 1900 ff.
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30. sich zu Tode quälen = hart arbeiten. Seit dem 19. Jh.
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31. jn zu Tode quatschen = auf jn anhaltend einreden,
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bis er nachgibt; jn beschwatzen. 1930 ff.
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32. etw zu Tode reiten =a) etw so lange und weitschweifig erörtern, bis es zerredet ist. 1880 ff. – b) etw durch oftmalige Verwendung wirkungslos machen. 1920 ff. – c) ein literarisches Motiv bis zum Überdruß wieder und wieder gestalten. 1950 ff.
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33. sich zu Tode schaffen =sich überanstrengen. Seit dem 19. Jh.
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34. sich zu Tod schämen = sich sehr schämen. Seit dem 19. Jh.
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35. er ist gut nach dem Tod zu schicken (er ist gut, den Tod zu holen) = er ist sehr langsam; er bleibt lange aus. Hätte er den Tod herbeizuholen, ließe er mit seiner Saumseligkeit den Zurückbleibenden noch viel Zeit zum Leben. 1500 ff.
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36. das ist mein Tod = durch diesen Stich werde ich zum Verlierer. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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37. umsonst ist der Tod, – und der kostet das Leben = »umsonst = kostenlos« gibt es nichts. Der Tod kommt ohne Bestellung; aber man bezahlt ihn mit dem Leben. Seit dem 19. Jh.
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37 a. Tod und Teufel in Bewegung setzen = nichts unversucht lassen. ⇨ Tod 10. Seit dem 18. Jh.
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38. sich zu Tode siegen = trotz vieler gewonnener Schlachten schließlich die Waffen strecken müssen. Sold und ziv jeweils seit der zweiten Hälfte beider Weltkriege geläufig geworden.
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39. dem Tod von der Schippe gesprungen (gehopst) sein = dem Tod mit Mühe entgangen sein; sich im letzten Augenblick in Sicherheit gebracht haben. Fußt auf der Vorstellung vom personifizierten Tod mit der Grabschaufel in Anlehnung an den Totengräber mit der Schaufel. Vgl ⇨ Tod 28. Sold 1870 ff; auch ziv (vor allem im Zusammenhang mit gefährlichen Berufen).
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40. etw in (auf) den Tod vergessen = etw völlig vergessen. ⇨ Tod 26. Seit dem 18. Jh.
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41. sich zu Tode verwalten = für die Verwaltung mehr Geld ausgeben, als durch Steuern vereinnahmt wird. Vom Bund der Steuerzahler aufgebrachtes Schlagwort. 1965 ff.
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42. etw auf den Tod nicht wollen = etw durchaus nicht wollen. ⇨ Tod 26. Seit dem 19. Jh.
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43. sich des Todes wundern = sich sehr wundern; sehr erstaunt sein. Seit dem 19. Jh.
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44. das ist ihm auf den Tod zuwider = das ist für ihn unausstehlich. ⇨ Tod 26. Seit dem 19. Jh.