Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Tier
Tier n \
1. Draufgänger. Übertragen vom ungezähmten, unbezähmbaren Tier der Wildnis. BSD 1965 ff.
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2. Soldatenausbilder. Vom Tier übertragen im Sinne von »gefährlich, bissig« o. ä. BSD 1965 ff.
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3. häßliches Mädchen. Vom dicken, plumpen Tier übertragen. 1900 ff.
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4. einflußreicher Mann. Hergenommen vom großen, stattlichen Tier. 1700 ff.
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5. Tier in Dosen = Fleischkonserven. BSD 1968 ff.
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6. armes Tier = bedauernswerter Mensch. »Arm« hat hier die Bedeutung »unglücklich«. Seit dem 18. Jh.
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7. berühmtes Tier = berühmte Persönlichkeit. 1900 ff.
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8. feines Tier = vornehmer Mensch. 1900 ff.
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9. großes (hohes) Tier = hochgestellter Würdenträger; ehrfurchtgebietende Amtsperson; berühmter, erfahrener und hochgeehrter Mensch. Mit dem Ausdruck meinte man im 16. Jh. den vornehmen, stutzerhaften, aber innerlich leeren Menschen, danach den Wichtigtuer. Die heutige Bedeutung setzte sich im 18. Jh. durch, – vielleicht beeinflußt von der Phädrus-Fabel vom Frosch, der sich aufbläst, um die Größe eines
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Ochsen zu erreichen.
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9 a. gutes Tier = umgänglicher Mensch. 1900 ff.
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10. höheres Tier = Mensch in sehr verantwortungsvoller Stellung. 1870 ff.
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11. höchstes Tier = wichtigste Amtsperson; Leiter einer Abordnung. 1900 ff.
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12. mittelgroßes Tier = mittlerer Beamter; nicht besonders einflußreiche Person. 1900 ff.
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13. das arme Tier haben = sich in gedrückter Stimmung befinden; sich bittere Vorwürfe machen; mit sich und allem unzufrieden sein. Das »arme Tier« ist der » Kater«, und die Stimmung ist der » Katzenjammer«. Seit dem 19. Jh., niederd und rhein .
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14. das arme Tier kriegen = schlechte Laune bekommen; mit sich und allem unzufrieden werden; Handlungen oder Unterlassungen bereuen. Vgl das Vorhergehende. Rhein und westf , seit dem 19. Jh.
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