Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Tempel
Tempel m \
1. Kirche. In umgangssprachlicher Verwendung gespielt-vornehm bis burschikos gemeint in Anlehnung an den biblischen Bericht. 1900 ff.
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2. Haus, Wohnung. Aufgefaßt als Allerheiligstes. 1700 ff.
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3. Schulgebäude. Verkürzt aus »Bildungstempel«. 1950 ff.
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4. Abort; öffentliche Bedürfnisanstalt (»Rotunde«). Wegen der früher beliebten Rundbauform. 1875 ff.
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5. Haftanstaltszelle. Wohl wegen der »stillen Einkehr«. Häftlingsspr. 1970 ff.
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5 a. Tempel der Freude = Bordell. 1800 ff.
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6. Tempel des Goldes = Börse. 1950 ff.
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7. beim Tempel rausfahren = plötzlich wegeilen. 1900 ff.
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8. zum Tempel rausfliegen = unsanft, barsch hinausgewiesen werden. fliegen. Fußt wohl auf dem biblischen Bericht von der Vertreibung der Wechsler und Händler aus dem Tempel zu Jerusalem. 1870 ff.
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9. jn aus dem Tempel raushauen = jn grob hinauswei-
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sen, hinauswerfen. 1900 ff.
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10. jn zum Tempel rausjagen = jn barsch aus der Wohnung, aus dem Haus weisen. 1700 ff.
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11. jn zum Tempel rausloben = einem unsympathischen Mitarbeiter durch übertriebenes Lob den Stellenwechsel erleichtern. 1870 ff.
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12. jn zum Tempel rausschmeißen (rauswerfen o. ä.) = jn derb aus der Wohnung, aus dem Haus weisen; jm kündigen. 1600 ff.
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13. zum Tempel raussein = fortgegangen sein. 1870 ff.
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14. sich zum Tempel rausscheren = das Zimmer schleunigst verlassen. Meist in der Befehlsform gebraucht. Seit dem 19. Jh.
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