Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Stuhl
Stuhl m \
1. Motorrad. Man sitzt auf ihm wie auf einem Stuhl. Vgl ⇨ Feuerstuhl. 1930 ff.
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2. elektrischer Stuhl = Behandlungsstuhl des Zahnarztes. Meint eigentlich den Stuhl, auf dem der zum Tode Verurteilte mittels des elektrischen Stroms hingerichtet wird; hier Anspielung auf die Schmerzen, die der Patient beim Zahnarzt auszuhalten hat, und wohl auch auf den elektrischen Bohrer des Arztes. 1910 ff.
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3. flotter Stuhl = Auto mit sehr leistungsfähigem Motor. Vgl ⇨ Feuerstuhl. 1960 ff.
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3 a. bitte, die kleinen Stühle: Redewendung, wenn einem bei der Mahlzeit etwas auf den Boden fällt. 1920 ff.
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4. du kannst zwar einer alten Oma den Stuhl absaugen, aber sonst kannst du nichts!: Redewendung auf einen Prahler. BSD 1968 ff.
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4 a. am Stuhl ankleben = die Schulklasse wiederholen. 1920 ff.
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5. jm den Stuhl ansägen = jds Stellung untergraben. 1920 ff.
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6. du kannst mir mal den Stuhl ansaugen!: Ausdruck
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der Abweisung. Derbe Anspielung auf das Götz- Zitat. 1950 ff, schül .
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7. jm den Stuhl unterm Arsch anzünden = jn anfeuern, antreiben. 1940 ff.
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8. auf dem Stuhl bleiben = Geduld bewahren; nicht davonlaufen; besonnen bleiben. 1940 ff.
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9. der Stuhl brennt unter ihm (brennt ihm unter dem Arsch, unterm Hintern) = vor Ungeduld kann er nicht länger sitzen. 1700 ff.
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10. den Stuhl drücken = übergebührlich lange den Besuch ausdehnen. Vgl ⇨ Sessel 3. 1950 ff.
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11. vom Stuhl fallen = sehr überrascht, erschrocken sein. Man verliert das Gleichgewicht. Seit dem 19. Jh.
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12. einen harten Stuhl haben = auf seiner Meinung beharren. Von der Stuhlverhärtung übertragen auf Starrsinn. 1920 ff.
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13. das haut mich vom Stuhl!: Ausdruck der Verwunderung oder Verzweiflung. Vgl ⇨ Sessel 7. 1920 ff.
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14. vom Stuhl kippen = sich sehr verwundern. ⇨ Stuhl 11. 1920 ff.
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15. die Stühle kleben = hier ist es zu gemütlich, als daß man weggehen mag. ⇨ kleben 1. 1900 ff.
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16. am Stuhl kleben = sich von seinem Posten nicht trennen; sein Mandat nicht aufgeben wollen. 1920 ff.
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17. mit etw zu Stuhl kommen = etw begreifen, meistern; etw zustandebringen. Stuhl = Kotabgang. Von erfolgreicher Verrichtung auf dem Abort übertragen auf jegliche handwerkliche oder geistige Leistung. Seit dem 19. Jh.
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18. er kommt nicht zu Stuhl = er wird beruflich behindert; er findet keinen Anklang. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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19. das kostet ihn den Stuhl = dadurch verliert er seinen Posten. 1920 ff.
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20. seinen Stuhl räumen = seinen Posten aufgeben. 1920 ff.
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21. das reißt ihn vom Stuhl = das erregt, ärgert, begeistert ihn. Unwiderstehlich springt der Betreffende vom Stuhl auf. Vgl ⇨ Sessel 7. 1950 ff, halbw und kritikerspr.
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21 a. Stühle rücken = Posten umbesetzen. 1970 ff.
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22. auf dem Stuhl rumrutschen = Büroangestellter sein. 1950 ff.
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23. an jds Stuhl (jm am Stuhl) sägen = jds Stellung erschüttern. Vgl ⇨ Sessel 8. 1920 ff.
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24. jm einen Stuhl unter den Hintern schieben = jn zuvorkommend behandeln. 1950 ff.
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25. jm den Stuhl vor die Tür setzen = jn zum Haus hinausweisen; jm fristlos kündigen; die Beziehungen mit jm abbrechen. Der Stuhl ist ein altes Rechtssinnbild und drückt Eigentumsrecht und Herrschaft aus; der vor die Tür gesetzte Stuhl versinnbildlicht die Aufhebung des Besitzrechts. Seit dem 16. Jh.
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26. sich zwischen zwei Stühle setzen = in der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten oder Meinungen unentschieden bleiben; keine Sicherheit erwerben. Seit mhd Zeit.
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27. auf angesägtem Stuhl sitzen = mit Entlassung rechnen müssen. 1920 ff.
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28. zwischen zwei Stühlen sitzen = zwischen zwei gegensätzlichen Meinungen unentschieden stehen; in arger Verlegenheit sein; keinen Wahlkandidaten bevorzugen. Vgl ⇨ Sessel 9. 1500 ff. Vgl franz »se trouver entre deux selles«.
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29. sich selber den Stuhl vor die Tür setzen = durch Eigenverschulden sich von etw ausschließen; kündigen ohne feste Aussicht auf eine neue Stelle. Vgl ⇨ Stuhl 25. 1950 ff.
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30. dreh' doch mal den Stuhl um!: Rat an einen vom Mißgeschick verfolgten Kartenspieler. Unter Spielern besagt eine Aberglaubensregel, man solle den Stuhl um die eigene Achse drehen, wenn man dem anhaltenden Spielerunglück ein Ende machen wolle. Kartenspielerspr., spätestens seit 1900.
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31. auf dem Stuhl verwelken = keinen Tanzpartner finden. Weiterführung des Begriffs »⇨ Mauerblümchen«. Halbw 1950 ff.
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32. sein Stuhl wackelt = seine Amtsenthebung droht. Vgl ⇨ Sessel 10. 1920 ff.
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33. jm den Stuhl unterm Hintern wegziehen = jn seines Amtes entheben; jn aus seiner Stellung verdrängen. 1900 ff.
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34. wollen wir unsere Stühle zusammenstellen? = wollen wir heiraten? 1960 ff.
1. Motorrad. Man sitzt auf ihm wie auf einem Stuhl. Vgl ⇨ Feuerstuhl. 1930 ff.
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2. elektrischer Stuhl = Behandlungsstuhl des Zahnarztes. Meint eigentlich den Stuhl, auf dem der zum Tode Verurteilte mittels des elektrischen Stroms hingerichtet wird; hier Anspielung auf die Schmerzen, die der Patient beim Zahnarzt auszuhalten hat, und wohl auch auf den elektrischen Bohrer des Arztes. 1910 ff.
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3. flotter Stuhl = Auto mit sehr leistungsfähigem Motor. Vgl ⇨ Feuerstuhl. 1960 ff.
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3 a. bitte, die kleinen Stühle: Redewendung, wenn einem bei der Mahlzeit etwas auf den Boden fällt. 1920 ff.
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4. du kannst zwar einer alten Oma den Stuhl absaugen, aber sonst kannst du nichts!: Redewendung auf einen Prahler. BSD 1968 ff.
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4 a. am Stuhl ankleben = die Schulklasse wiederholen. 1920 ff.
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5. jm den Stuhl ansägen = jds Stellung untergraben. 1920 ff.
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6. du kannst mir mal den Stuhl ansaugen!: Ausdruck
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der Abweisung. Derbe Anspielung auf das Götz- Zitat. 1950 ff, schül .
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7. jm den Stuhl unterm Arsch anzünden = jn anfeuern, antreiben. 1940 ff.
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8. auf dem Stuhl bleiben = Geduld bewahren; nicht davonlaufen; besonnen bleiben. 1940 ff.
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9. der Stuhl brennt unter ihm (brennt ihm unter dem Arsch, unterm Hintern) = vor Ungeduld kann er nicht länger sitzen. 1700 ff.
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10. den Stuhl drücken = übergebührlich lange den Besuch ausdehnen. Vgl ⇨ Sessel 3. 1950 ff.
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11. vom Stuhl fallen = sehr überrascht, erschrocken sein. Man verliert das Gleichgewicht. Seit dem 19. Jh.
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12. einen harten Stuhl haben = auf seiner Meinung beharren. Von der Stuhlverhärtung übertragen auf Starrsinn. 1920 ff.
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13. das haut mich vom Stuhl!: Ausdruck der Verwunderung oder Verzweiflung. Vgl ⇨ Sessel 7. 1920 ff.
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14. vom Stuhl kippen = sich sehr verwundern. ⇨ Stuhl 11. 1920 ff.
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15. die Stühle kleben = hier ist es zu gemütlich, als daß man weggehen mag. ⇨ kleben 1. 1900 ff.
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16. am Stuhl kleben = sich von seinem Posten nicht trennen; sein Mandat nicht aufgeben wollen. 1920 ff.
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17. mit etw zu Stuhl kommen = etw begreifen, meistern; etw zustandebringen. Stuhl = Kotabgang. Von erfolgreicher Verrichtung auf dem Abort übertragen auf jegliche handwerkliche oder geistige Leistung. Seit dem 19. Jh.
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18. er kommt nicht zu Stuhl = er wird beruflich behindert; er findet keinen Anklang. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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19. das kostet ihn den Stuhl = dadurch verliert er seinen Posten. 1920 ff.
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20. seinen Stuhl räumen = seinen Posten aufgeben. 1920 ff.
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21. das reißt ihn vom Stuhl = das erregt, ärgert, begeistert ihn. Unwiderstehlich springt der Betreffende vom Stuhl auf. Vgl ⇨ Sessel 7. 1950 ff, halbw und kritikerspr.
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21 a. Stühle rücken = Posten umbesetzen. 1970 ff.
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22. auf dem Stuhl rumrutschen = Büroangestellter sein. 1950 ff.
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23. an jds Stuhl (jm am Stuhl) sägen = jds Stellung erschüttern. Vgl ⇨ Sessel 8. 1920 ff.
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24. jm einen Stuhl unter den Hintern schieben = jn zuvorkommend behandeln. 1950 ff.
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25. jm den Stuhl vor die Tür setzen = jn zum Haus hinausweisen; jm fristlos kündigen; die Beziehungen mit jm abbrechen. Der Stuhl ist ein altes Rechtssinnbild und drückt Eigentumsrecht und Herrschaft aus; der vor die Tür gesetzte Stuhl versinnbildlicht die Aufhebung des Besitzrechts. Seit dem 16. Jh.
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26. sich zwischen zwei Stühle setzen = in der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten oder Meinungen unentschieden bleiben; keine Sicherheit erwerben. Seit mhd Zeit.
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27. auf angesägtem Stuhl sitzen = mit Entlassung rechnen müssen. 1920 ff.
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28. zwischen zwei Stühlen sitzen = zwischen zwei gegensätzlichen Meinungen unentschieden stehen; in arger Verlegenheit sein; keinen Wahlkandidaten bevorzugen. Vgl ⇨ Sessel 9. 1500 ff. Vgl franz »se trouver entre deux selles«.
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29. sich selber den Stuhl vor die Tür setzen = durch Eigenverschulden sich von etw ausschließen; kündigen ohne feste Aussicht auf eine neue Stelle. Vgl ⇨ Stuhl 25. 1950 ff.
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30. dreh' doch mal den Stuhl um!: Rat an einen vom Mißgeschick verfolgten Kartenspieler. Unter Spielern besagt eine Aberglaubensregel, man solle den Stuhl um die eigene Achse drehen, wenn man dem anhaltenden Spielerunglück ein Ende machen wolle. Kartenspielerspr., spätestens seit 1900.
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31. auf dem Stuhl verwelken = keinen Tanzpartner finden. Weiterführung des Begriffs »⇨ Mauerblümchen«. Halbw 1950 ff.
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32. sein Stuhl wackelt = seine Amtsenthebung droht. Vgl ⇨ Sessel 10. 1920 ff.
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33. jm den Stuhl unterm Hintern wegziehen = jn seines Amtes entheben; jn aus seiner Stellung verdrängen. 1900 ff.
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34. wollen wir unsere Stühle zusammenstellen? = wollen wir heiraten? 1960 ff.