Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Stein
Stein m \
1. Geld, Markstück, Schweizer Franken. Analog zu »Kies«, »Bims«, »Schotter«, »Splitt« usw. Rotw 1800 ff.
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2. Maßkrug. Er ist aus gebranntem Ton (Steingut). Vgl . angloamerikan »stone = Bierkrug«. Seit dem 19. Jh.
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3. auf Stein beißen = auf unüberwindlichen Widerstand stoßen. Granit 1920 ff.
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4. den Stein ins Rollen bringen = den ersten Anstoß geben. Der ins Rollen geratene Stein kann eine Lawine auslösen. Seit dem 19. Jh.
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5. ihm fällt ein Stein vom Herzen = er wird von einer schweren Sorge befreit. Die Sorge erscheint umgangssprachlich meist unter dem Bild einer Last. »Stein auf dem Herzen« gehört dem 16. Jh. an; die heutige Redensart kam im 18. Jh. auf.
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6. deswegen fällt (bricht) ihm kein Stein aus der Krone = deswegen vergibt er sich nichts; dadurch wird sein Ehrgefühl nicht gekränkt. In volkstümlicher Auffassung trägt der Dünkelhafte eine Krone, wohl in Nachahmung der Fürstenkrone, auch der Brautkrone; fällt aus der Brautkrone ein Stein, deutet sich Unheil
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an. Seit dem 19. Jh.
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7. es friert Stein und Bein = es friert heftig. »Stein« und »Bein« sind schon früh Sinnbilder der Festigkeit, der Stärke und der Verläßlichkeit, weswegen sie zu einer verstärkenden Formel geworden sind; man sagt »der Boden ist steinhart (oder knochenhart) gefroren«. 1600 ff.
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8. bei jm einen Stein im Brett haben = bei jm viel gelten. Geht zurück auf die beliebten Brettspiele (Schach, Dame, Mühle, Puff usw.); wer mit den eigenen Steinen ins Feld des Gegners gelangt, hat Vorteil. Seit dem 16. Jh.
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9. Stein und Bein auf jn halten = fest zu jm stehen; jm nichts Ehrenrühriges zutrauen. Stein 7. 1800 ff.
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10. Stein und Bein jammern (klagen) = herzzerreißend jammern. Stein 7. Seit dem 19. Jh.
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11. lieber Steine klopfen (kloppen) als... = lieber schwere körperliche Arbeit verrichten als... Seit dem 19. Jh.
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12. der Stein kommt ins Rollen = die Sache nimmt ihren Anfang. Stein 4. Seit dem 19. Jh.
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13. jm Steine in den Weg legen (werfen) = jm Hindernisse bereiten; jds Vorhaben erschweren. Seit dem 16. Jh.
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14. zwei harte Steine mahlen selten klein = fallen die beiden höchsten Karten im selben Stich, so hebt sich ihre Wirkung auf, und sie bringen wenig ein. Kartenspielerspr. Seit dem 19. Jh.
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15. einen Stein plumpsen hören = von drohender Gefahr befreit sein; sich befreit fühlen. Stein 5. 1920 ff.
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16. Stein und Bein schimpfen = heftig schimpfen. Stein 7. Seit dem 19. Jh.
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17. schlafen wie ein Stein = tief schlafen. Fußt auf der Vorstellung von der Unbeweglichkeit. 1900 ff.
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18. schweigen wie ein Stein = sehr verschwiegen sein. 1900 ff.
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19. Stein und Bein schwören = etw fest versichern; etw kräftig beteuern. Stein 7. 1500 ff.
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20. es ist ihm ein Stein am Bein = es behindert seine Freiheit. Einen schweren Stein befestigte man früher mittels einer Kette am Bein des Gefangenen, um ihn am Entlaufen zu hindern. Seit dem 19. Jh.
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21. sich bei jm einen Stein ins Brett setzen = durch eine Gefälligkeit das Wohlwollen eines anderen erringen. Stein 8. Seit dem 19. Jh.
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22. er sstolpert über den sspitzen Sstein: spottende Charakterisierung norddeutscher Aussprache. Seit dem 19. Jh.
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23. Steine verdauen (vertragen) können = einen sehr gesunden Magen haben. Eine übertreibende Redewendung, vielleicht zusammenhängend mit dem Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf. 1900 ff.
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