Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
stechen
stechen v \
1. tr intr = stecken. Mundartlich nördlich der Mainlinie verbreitete Variante von »stecken« (wo hast du gestochen? = wo hast du gesteckt?). Seit dem 19. Jh.
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2. intr = die Kopfbedeckung zum Gruß lüften. Hergenommen vom eckigen (»stechenden«) Schwung, mit dem Schüler und Studenten die Mütze abnehmen und wieder aufsetzen mußten. 1930 ff.
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3. intr = koitieren. Der Penis als Stechwerkzeug. Stecher 2. 1500 ff.
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4. auf jn stechen = auf jn anzüglich anspielen. Verwandt mit gleichbed »sticheln«. 1900 ff.
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5. jm etw stechen = jm etw heimlich zu verstehen geben; durch eine Bemerkung jn treffen oder bloßstellen. Analog zu »jm etw stecken« ( stecken 8). 1700 ff, stud , schül und rotw .
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6. was sticht? = was geht hier vor? wie ist die Stimmung? Hergenommen von der Frage des Skatspielers nach der Trumpffarbe, etwa im Sinne von »was gibt hier den Ausschlag?«. Sold 1939 ff.
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7. intr = Erfolg haben. Übertragen vom Kartenspieler, der eine Karte überspielen oder übertrumpfen kann und dadurch den Stich gewinnt. Sportl 1950 ff.
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8. es sticht bei mir nicht = es macht auf mich keinen Eindruck; es überzeugt mich nicht. Versteht sich nach dem Vorhergehenden. 1960 ff.
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9. einen stechen = ein Glas Alkohol trinken. Wohl hergenommen vom Stechheber, mit dem man Wein aus dem Faß nimmt, oder verkürzt aus der Vorstellung, daß man sich »einen Schluck in die Brust sticht«. Seit dem 19. Jh.
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10. jm eine stechen = jn ohrfeigen. Stechen = die Hand vorschnellen lassen. Doch vgl auch »jm eine Bremse stechen« 1800 ff.
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11. was sticht dich? = warum ist dein Benehmen verändert? Analog zu »es juckt mich«. 1900 ff.
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12. ein komisches stechen in der Blase verspüren = Schlimmes ahnen. Analog zu »es im Urin haben«. Sold in beiden Weltkriegen.
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