Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Spritze
Spritze f \
1. kleine Vergnügungsreise; Ausflug. Verkürzt aus Spritzfahrt. Seit dem 19. Jh.
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2. Sendeantenne. Verkürzt aus Saftspritze 1. Technikerspr. 1955 ff.
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3. Mädchen. Spielt entweder auf die Harnröhrenmündung und das Wasserlassen an oder gehört zu »spritzen = eilen; geschäftig sein«. Seit dem 16. Jh.
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4. Prostituierte. Seit dem 19. Jh.
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5. Vorzimmerdame, Chefsekretärin. Bürospr. 1950 ff.
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6. Penis. Vielleicht verkürzt aus Samenspritze. 1900 ff.
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7. Gewehr, Karabiner. Verkürzt aus Kugelspritze. Sold seit dem späten 19. Jh. bis heute.
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8. Pistole, Revolver, Maschinenpistole; Maschinengewehr. Sold 1914 bis heute.
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9. Geschütz; leichte Flak; Panzerkanone o. ä. Sold 1935 bis heute.
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10. Spöttelei. Von »spritzig« beeinflußte »Spitze = Anspielung«. Kann auch von der Injektionsspritze des Arztes her aufgefaßt werden als antreibendes, auf-
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munterndes Mittel. 1930 ff.
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11. Spritze! = ich verdopple den Spielwert! Deutlich von der Injektionsspritze hergenommen. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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12. Borgversuch; Geldhilfe. Übertragen von der Injektion eines stärkenden Medikaments. 1930 ff.
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13. Betrug, Diebstahl. spritzen 8. 1900 ff, Wien.
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14. dreckige Spritze = Zuführung von verbotenen Reizmitteln, um die sportliche Leistungskraft zu steigern. 1920 ff.
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15. schnelle Spritze = a) Klistier. 1910 ff. – b) Nachhilfe, wenn der Motor nicht anspringen will; Benzineinspritzung in den Vergaser. Kraftfahrerspr. 1925 ff.
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16. schwere Spritze = schweres Maschinengewehr. Spritze 8. Sold 1939 ff.
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17. voll wie eine Spritze = volltrunken. Übertragen von der Feuerlöschspritze. Seit dem 18. Jh.
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18. jn durch eine finanzielle Spritze dopen = jn durch Geldzuwendung zu vermehrter Anstrengung anspornen. 1960 ff.
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19. mit der Spritze (wie mit der Spritze) essen = hastig essen. Hergenommen von den sogenannten »Bouillonkellern«, in denen die Suppe mittels einer
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Spritze in die Vertiefung des Tisches gespritzt wurde. 1900 ff.
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20. jm eine Spritze geben (verpassen) = jn antreiben, aufmuntern. Von der Injektionsspritze des Arztes übernommen. 1910 ff.
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21. dem Motor eine Spritze geben = mehr Gas geben. Kraftfahrerspr. 1930 ff.
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22. jm eine Spritze geben = jn für sich einnehmen. Herzuleiten von der Injektionsspritze mit einem betäubenden Medikament. 1945 ff.
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23. eine Spritze haben = überheblich sein. Fußt auf der Vorstellung, daß man Hochmut mittels einer Spritze einflößen könne. 1920 ff.
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23 a. an der Spritze hängen = rauschgiftsüchtig sein. 1960 ff.
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23 b. jn von der Spritze holen = einen Rauschgiftsüchtigen entwöhnen. 1970 ff.
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24. eine Spritze kriegen = a) mit verbotenen Anregungsmitteln zu höchsten (übernormalen) Leistungen befähigt werden. Turfspr. 1910 ff. – b) aufgemuntert, angespornt werden. 1920 ff. – c) sich von jm einnehmen lassen. Spritze 22. 1945 ff. – d) einen Fehlschlag erleiden. Hergenommen vom kalten Wasserstrahl, von der kalten Dusche o. ä. 1955 ff. – e) heftig
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gerügt werden. Man kühlt den Übermut ab wie mit einer Wasserspritze. 1925 ff.
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25. an der Spritze sein (stehen) = in leitender Stellung sein. Leitet sich her vom Leiter der Feuerwehr oder der Löscharbeiten. 1840 ff.
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26. eine intravaginöse Spritze verpassen = koitieren. Aus »intravenös« (= in eine Vene gegeben) umgewandelt in Anlehnung an »Vagina«. Medizinerspr. 1935 ff.
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