Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Spieß
Spieß m \
1. etatsmäßiger Feldwebel (bis 1918); Oberfeldwebel (1919-1938); Hauptfeldwebel (1938-1945); Kompaniefeldwebel (1955 ff). Feldwebel trugen im 17./18. Jh. einen Spieß. Sold seit dem späten 19. Jh. bis heute.
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2. Lehrer. Im ausgehenden 19. Jh. in der Schülersprache aufgekommen.
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3. Kriminalpolizeibeamter, Landjäger. Wohl wegen des Säbels, den er früher trug. 1930 ff.
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4. Staatsanwalt. Kundenspr. 1900 ff.
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5. parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. 1960 ff.
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6. Penis. Analog zu » Lanze«, » Speer« usw. 1500 ff.
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7. warmer Spieß = erigierter Penis. 1900 ff.
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8. brüllen (schreien o. ä.), als ob man am Spieß stäke (steckte; brüllen wie am Spieß) = laut schreien. Hergenommen vom barbarischen Kriegsbrauch der plündernden Soldateska, Kinder an den Spieß zu stecken und hoch über der Schulter zu tragen. Seit dem späten 16. Jh.
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9. brüllen wie ein Spieß = sehr laut sprechen. Hergenommen von der Eigenart des » Spieß 1«. Sold 1935 ff, auch ziv .
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10. den Spieß umdrehen (umkehren) = eine Sache am anderen Ende anfassen; sich gegen eine Rüge zur Wehr setzen, indem man dem Tadler Vorhaltungen macht; streng vorgehen, nachdem Gutmütigkeit nichts gefruchtet hat. Stammt aus der Landsknechtszeit: der Angegriffene entreißt dem Angreifer den Spieß, dreht ihn um und geht zum Angriff über. 1800 ff.
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